Thursday, June 14, 2012

Orchester Jakobsplatz – Neue jüdische Identität findet ihren Ausdruck in der Musik


“Mein Ziel ist es, jüdische Musik in ihrem gegenwärtigen Kontext
vorzustellen und nicht in der üblichen Darstellungsweise, als
etwas, das einfach mit dem Holocaust zu tun hat oder
als ,entartete Kunst’ kategorisiert wird“, erklärt der künstlerische
Leiter Daniel Grossman, der das Orchester Jakobsplatz im Jahre
2005 gründete.

Foto: Erol Gurian - Orchester Jakobsplatz

In Deutschland aufzuwachsen, als zweite jüdische, nach dem
zweiten Weltkrieg geborene, Generation, scheint ein Bedürfnis
hervorzurufen, eine neue Beziehung zu dem eigenen jüdischen
Kulturerbe und künstlerischer Identität zu finden.

Das Ensemble besteht aus jungen, professionellen Musikern aus
mehr als zwanzig Ländern, die auf das Spielen selten aufgeführter
Werke jüdischer Komponisten in Kombination mit anderen
Werken des 20. und 21. Jahrhunderts ausgerichtet sind.

Seit 2007 ist Münchens neues jüdisches Gemeindezentrum, das am Jakobsplatz gelegen ist, der
ständige Sitz des Orchesters, in dessen Hubert Burda Auditorium seine regelmäßig Konzertreihe stattfindet. Das Programm ist
vielfältig - mit Aufführungen traditioneller Kost neben zeitgenössischer Musik, die Auftragsarbeiten
für das Ensemble umfasst und dessen jüdische Verbindungen wiedergibt.

Der beachtliche Erfolg sich einen ständigen Veranstaltungsort mit seinen Aufführungsmöglichkeiten zu sichern, haben umgekehrt
einen Anteil an dem klaren und ständigen Anwachsen gehabt, sowohl in seiner Bandbreite, als auch was seine Dimensionen betrifft:
“Die jüdische Musiktradition ist ein anhaltendes Thema für unser Ensemble und unsere internationalen Mitglieder, aber persönlich
gesehen bringt ein jeder seine eigenen Traditionen in den Dialog des Musizierens mit ein,” meint Grossman, in einem Interview
nach der Vorstellung Orchesters beim Münchener Classical: NEXT Forum.

Neue Wege klassischer Musik darzustellen stand im Zentrum der internationalen Musikgemeinschaft, die an Classical:
NEXT teilnahm. Sich der Herausforderung stellend hat das Orchester Jakobsplatz sicherlich mit seinem Konzept
eine interessante Nische gefunden, ständig sein Repertoire wie die Anzahl der Spielorte zu auszuweiten, während man sich
gleichzeitig um erfolgreiche Kooperationen mit anderen Künstlern sowie Institutionen vor Ort bemüht.

Aus dieser Zielvorstellung heraus hat sich das Orchester an zahlreichen Koproduktionen mit dem Bayrischen Staatstheater beteiligt.
Beispiele sind die Bühnenaufführung der Kammeroper “Der Kaiser von Atlantis, oder die Tod-Verweigerung“ von Viktor
Ullman, Benjamin Fleischmanns “Rothschilds Violine” in Verbindung mit Sarah Nemtsovs Kammeroper “Herzland” – alle vom
Bayrischen Staatstheater auf die Bühne gebracht.

Andere Höhepunkte, die dabei halfen, das Prestige des Orchesters und die internationale Ausrichtung auszubauen, umfassen das
Wohltätigkeitskonzert mit Anne-Sophie Mutter und die Aufführungen mit namhaften Solisten wie Tanja Becker-Bender, Sergej
Leiferkus, Adrian Brendel, Ann-Katrin Najdu und Kevin Conners.

Im Jahre 2006 eröffnete das Orchester das neunte jüdische Sommerfestival in Budapest, wo Grossman
regelmäßig als Gastdirigent seit 2000 aufgetreten ist.




Einer internationalen Tournee nach Israel im Jahre 2009 folgten jüngst Tourneen nach
Moldavien, der Ukraine und Rumänien.

Dieses Jahr ist die jüdische Gemeinde Stockholm Gastgeber der Wiederbelebung des Sentiments
alter und neuer jüdischer Musik durch das Ensemble und das Orchester plant
bereits für 2013 eine Tournee durch die USA.

Der junge und bedächtige Daniel Grossman, der das Orchester Jakobsplatz leitet, weist
auf die Wichtigkeit anhaltenden Kulturaustausches in all den Bestrebungen der Orchesters hin. “Jeder integriert sein eigenes
Kulturerbe in die bestehenden Institutionen. Wir integrieren unser Jüdisches. Der Kulturaustausch, der daraus entsteht, ist eine
unermessliche Erfahrung und recht erfrischend für jemanden, der, wie ich, in Deutschland nach dem Krieg
jüdisch aufgewachsen ist.” Foto: Christine Schneider -Daniel Grossmann

Dieser neuen jüdischen Generation, die deutsch und jüdisch in Deutschland aufgewachsen
ist, ist es gelungen, eine lebendige Mischung bestehender vielfältiger und reicher jüdischer
Traditionen in eine deutsche Umgebung zu integrieren. Sie beabsichtigen diese Attraktivität in
anderen Ländern, wo es einst ein aktives jüdisches Gemeindeleben und musikalische Tradition
gab, zu erhöhen. Dieser neue, bedeutende, multi-kulturelle Schwerpunkt ermöglicht
ebenfalls einen frischen und lebhaften Nährboden für zeitgenössische Werke, der von einem
neuerblühenden und selbstbewussten jüdischen Geist zeugt.

Kein Wunder also, dass das Projekt im allgemeinen große kulturelle und politische Aufmerksamkeit
innerhalb der jüdischen Gemeinde und von der deutschen Regierung erhalten hat. Mit der festen Niederlassung des Ensembles am
jüdischen Gemeidezentrum am Jakobsplatz, gibt diese Gruppe ein Beispiel für die Rückkehr eines viel vollständigeren jüdischen
Kulturerbes, das nun seinen wohlverdienten Platz im Münchener Kulturleben einnimmt.

Orchester Jakobsplatz hat zwei CDs für das NEOS Music Label aufgenommen.
Im Jahre 2008 wurden Werke von John Cage und im Jahre 2009 Werke des jüdischen
Komponisten Paul Ben-Haim von diesem Label herausgegeben. NEOS Music hat eine anhaltende Kooperation mit dem Orchester
Jakobsplatz eingerichtet und wird weiterhin ihre Werke herausbringen.

Um mit der Managerin des Orchesters Dr. Julia Grossmann in Verbindung zu treten, kontaktiere man info@orchester jakobsplatz.de oder ihre USA/Kanada Vertreterin Barbara Scales bei bscales@lattitude45arts.com

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