Friday, December 16, 2011

In Toronto trifft Ost auf West – Julliard Piano Duo Lang Ning Liu und Michael Berkovsky

Lang Ning Liu and Michael Berkovsky

Die klassischen Pianisten Michael Berkovsky und Lang Ning
Liu sind beide sehr einfühlsame und sensible Pianisten. Owohl sie aus
unterschiedlichen Ecken der Welt stammen, teilen sie die Erfahrung eines
Studiums an der ‘Julliard School’. Jetzt haben sie wieder zusammengefunden.

Nach dem Master Abschluss bei Juilliard, dem Gewinn des
Julliard Konzertwettbewerbs und dem Auftritt in der Avery Fisher Hall im Jahre
2008 hat Michael sein Musikstudium bei Peabody fortgesetzt und gewann erneut
den Auftrittspreis, der ihn zu einem Solokonzert am
Baltimore Art Center und einem Auftritt mit Orchester unter der Leitung von Leon
Fleisher berechtigte. Ich erinnere mich gut an seinen Soloauftritt vor ein paar
Jahren, nicht nur wegen der Wärme und Farbe seiner Interpretation von
Mussorgskis Bilder einer Ausstellung, sondern auch an die Tatsache, dass
nach der Hälfte des Auftritts die Konzerthalle auf einmal pechschwarz wurde. Unbeeindruckt
meisterte Michael kühn die Situation, genau wie es die legendäre Myra Hess es
tat, als sie ihr Konzert trotz des Klangs von Sirenen während der deutschen
Luftangriffe auf London weiterspielte. Michael schloss
sein Studium bei Peabody mit einem Ph.D. in Musikaufführung ab. Seine
außergewöhnlich warme und großherzige Persönlichkeit lässt kein extravagantes
Ego zu – eine Tatsache, die ihm viel Freunde und Unterstützer eingebracht hat,
wo immer er auch hingeht.

Als Lang Ning über Wege nachdachte, bei ihren Freunden
das Interesse an ihren Konzertaufführungen zu wecken, kam sie auf die Idee, chinesische
Volksweisen in ihre Konzertaufführungen zu integrieren. Dies erlaubt es Michael
und Lang Ning, nicht nur ein junges Publikum anzusprechen, sondern auch große neue
Hörerschaften zu erreichen, wie Torontos chinesische Einwohnerschaft. Lang
Nings Konzept spricht klar die sich ständig vergrößernden unternehmerischen
Instinkte junger Musiker an.

Torontos Chinesische Einwohnerschaft (nach Vancouver die
größte) hat eine anwachsende Zahl von Musikenthusiasten unter sich, die eine
Vielzahl von Konzertabenden und Auftritten besuchen. Ihre energische Unterstützung junger Talente ist etwas, auf das man rechnen kann und hat zu einer besonderen Wertschätzung für klassische Musik beigetragen. Seit dem phänomenalen Erfolg von Lang Lang sind Künstler mit asiatischem Hintergrund in anwachsender Zahl Teil des internationalen Musikzirkels geworden und präsentieren mehr und mehr weibliche Talente und werben so für das neugefundene Gefallen und die künstlerische Dynamik der jungen asiatischen Auftrittskünstlerin.

Bereits während der letzten Jahrzehnte ist an
amerikanischen und kanadischen Musikschulen und Konservatorien die Zahl der
Studenten mit einem asiatischen Hintergrund ständig angestiegen, mit
hochtalentierten Musikern, die nun mit dem westlichen Kanon aufwachsen und einen
interessanten Zulauf asiatischer Kultur bieten.
Besonders an den international bekannten Institutionen wie ‘Glenn Gould School’
in Toronto oder der ‘Juilliard School’ in New York war es einer jungen
Generation von Musikern, Instrumentalisten und Komponisten möglich, sich auf
der lokalen und internationalen klassischen Musikszenen zu etablieren. (Siehe
mein Artikel über den jungen Komponisten Huang Ruo http://english.getclassical.org/2010/05/16/180/)

Die Pianistin Lang Ning Liu begann ihr Studium am
Zentralen Musikkonservatorium in Peking und hatte im Alter von 10 Jahren ihr
Orchesterdebüt mit dem ‘Beijing Philharmonic Orchestra’. Im Alter von 17 Jahren
besuchte sie das ‘Glenn Gould Institute’ in Toronto und studierte dann bei
Juilliard von 2003 bis 2008 in New York bevor sie mit einem ‘Master’-Abschluss
in Klavieraufführung nach Toronto zurückkehrte. Sie ist nun dabei, eine
internationale Auftrittskarriere aufzubauen und fand in der internationalen
Presse sehr positive Resonanz. In diesem Monat war sie die vom ‘Toronto Concert
Orchestra’ herausgestellte Solistin, als sie mit Tschaikowskis Klavierkonzert
No.1 unter der Leitung Kerry Stratton am ‘Toronto Arts Centre’ auftrat.

Die junge Pianistin ist nicht nur für ihre unbeugsame
Technik und ihr musikalisches Können bekannt bekannt, sondern auch für ihr
Engagement für in klassischer Musik angelegter Programme, die sich an ein breiteres
Publikum wenden. Sie ist Gründerin und künstlerische Leiterin der ‘Toronto
International Piano Competition’ und der ‘CCC National Canadian Piano
Competitions’ und dient als Jugendbotschafterin für das chinesische Kulturzentrum
des Großraums Toronto. Für eines ihrer jüngsten Musikprojekte stellte sie
erneut die Verbindung zu ihrem Julliard Mit-Absolventen und Pianisten Michael
Berkovsky her, der nun ebenfalls in Toronto lebt. Was als einzelner Auftritt begann,
bei dem Astor Piazzola Tangos gespielt wurden – einer Lieblingssache Berkovskys
– wurde zu einem erfolgreichen ‘Joint Venture’, benannt nach der Institution,
die beide Pianisten verbindet: The Juilliard Duo.

Bei Juilliard studierten Michael und Lang Ning Liu bei Julian
Martin. Obwohl Lang Ning etwas eher begann, wurde die musikalische Entwicklung
beider Pianisten sehr von dieser gemeinsamen Erfahrung geprägt.

Ihr neues Projekt beinhaltet die Niederschrift chinesischen Liedgutes, dem die Leidenschaft der
beiden Julliard Absolventen gilt. “100 Vögel begrüßen den Phönix" von Wang
Jian Zhong, für zwei Klaviere von dem The Juilliard Duo, transkribiert, besteht
derzeit als ein bezaubernder Clip, aufgeführt von Michael Berkovsky und Lang
Ning Liu. http://www.youtube.com/watch?v=dDN5TSfPq0E&feature=share

“Alles geht dabei darum, sich an ein anderes Publikum zu
wenden und unsere eigene schöpferische Begabung dabei einzubeziehen” meint Michael
in Toronto, als er mir von dem alten Volksmärchen über
den Phönix erzählt, auf dem “100 Vögel begrüßen
den Phönix" beruht: Der Phönix war ein einfacher Vogel, hart arbeitend und
ehrlich. Er sparte Nahrungsmittel zusammen, anders als die anderen bunteren
Vögel, die sich nicht sorgten und nicht daran dachten, sich auf härtere Zeiten
vorzubereiten. Als Zeiten der Hungersnot anbrachen und Vögel verhungerten,
teilte der Phönix die zusammengesparte Nahrung. Dafür sehr dankbar, gaben sie
jeder eine Feder und so wurde der einfache Vogel zum farbenfrohsten von allen
…die ‘einer für alle und alle für einen’ Ideologie kommt einem dabei in den
Sinn.”

Michael ließ sich gerne in Toronto nieder und zum ersten

Mal, seitdem seine Familie aus ihrer Russland nach Israel zog und [er] dann weiter in die USA für seinen Masterabschluss
bei Julliard und sein Doktortitel bei Peabody in Baltimore, empfindet Michael, dass er für sich ein Zuhause schafft. Obwohl
er international als Solist aufgetreten ist, mag er auch sehr die Idee, mit
einem anderen Pianisten zu spielen: “Die Energie ist eine andere, als spiele
man Kammermusik und es gibt eine großartige
Kommunikation zwischen zwei Pianisten …ein großartiger Energiefluss und
gegenseitiges Verständnis und es ist auch nicht so einsam, als spiele man ein
Solorepertoire.”

Momentan sind Lang Ning Liu und Michael dabei, den
“gelben Fluss” zu arrangieren, eine Komposition, die auf der Kantate des
chinesischen Komponisten Xian Xiang aus dem Jahre 1939 beruht. Seit ihrer
politisierten Premiere während der Kulturrevolution im Jahre 1969 erfreut sich
das Concerto in China und bei chinesischen Nationalisten in Übersee großer Beliebtheit.
Es ist als ein schwieriges Solostück bekannt. Berkovsky und Liu werden eine
zweite Klavierversion neu erschaffen. Dieser Tage
arbeiten Michael und Lang Ning daran, eine Konzerttournee vorzubereiten, die
sie in fünf chinesische Städte bringen wird, um im kommenden Sommer diese Werke
vorzustellen.

Gleicht eine hohe Platzierung in Wettbewerben einem auf “Nummer sicher gehen”?


Alexander Schimpf Photo:Balazs Borocz Pilvax Studio

Der Klavierabend in Carnegies Zankel Hall am 5. Dezember war Teil des ersten Mixon Preises, der dem Gewinner des diesjährigen Cleveland Wettbewerbs, dem sympathischen deutschen
Pianisten Alexander Schimpf, verliehen wurde. Im Alter von 29 Jahren war er
unter den Reiferen in der Runde von 28 Wettbewerbsteilnehmern.
Seine Repertoireauswahl, Beethovens Piano Konzert Nr.4, das einzige sich im Angebot
findende klassische Stück, mag dabei geholfen
haben, die Jury zu beeindrucken.

Es half ihm sicherlich dabei, mit den anderen drei Mitstreitern in der letzten Runde in Cleveland zu konkurrieren und brachte ihm den ersehnten Vorschuss bei den
Juroren wie auch hohes Lob bei den Kritikern ein.

In der Zankel Hall reichte Schimpfs genereller Ton von lobenswert bis schön, zeitweise in feiner,
filigraner Ausführung. Er meisterte sein vollständig deutsches Repertoire mit
all seinen Nuancen, von dem Insichgekehrtem bis zum Andächtigen, mit
verlässlichem Zutagetreten der inneren Stimmen.

Es war bei den ausdrucksvolleren Passagen, die eine größere dynamische Bandbreite erfordern,
wo es Schimpf an Klangqualität und Kraft fehlte.
Indem er es unterließ Momentum aufzubauen, als er sich dem Crescendo annäherte,
klang seine Darbringung entweder harsch, weil er zu plötzlich am Höhepunkt angelangte oder nicht kraftvoll
genug. Der ein wenig monotone Charakter seiner Programmauswahl half ihm dabei
nicht. Ich hätte ihn gern gefragt, ob es das Klavier gewesen sei, das es ihm schwer machte oder die Akustik des Konzertsaals, die ihm eine falsche Vorstellung davon vermittelte, wie seine Aufführung vom Publikum im Saal wahrgenommen wurde. Es erschien mir
fast so, als wolle er vielleicht einen Lehrer nicht enttäuschen, der ihn einst
dafür gerügt haben mag, zu laut und hämmernd in die Tasten zu greifen.

Seine ‘lauteren’ Passagen hätten voller sein müssen, freier und mit mehr Charisma gespielt
werden müssen – er schien sich zurückzunehmen –
vielleicht um auf “Nummer sicher zu gehen”?

Selbst im zeitgenössischen Stück “…und schon erglüht” das vom jungen deutschen Komponisten Adrian Sieber für ihn geschrieben
wurde, und auch dessen“Fantasie II”, schien
relativ wenig Aufbau der Dynamik zu sein. Zwar nicht total im Widerspruch mit den abrupten Modi des Stückes stehend, stellte dies
hingegen bei Schuberts Sonate in B Dur, D.960 ein fast unentschuldbares Zurückhalten dar, die ansonsten hätte recht verfeinert sein können.

Da der emotional ernste und sensible Umgang mit dem Klavier bei Herrn Schimpf
recht offensichtlich ist, besonders bei Bachs Englischen Suite Nr.3 und der glückseligen Bach - Zugabe, mag man sich
wundern, ob bestimmte Qualitäten, wie das ‘Auf Nummer Sicher Spielen’, bei
Wettbewerben generell unterstützt werden und bei den stressvollen Runden zur
Anwendung zu kommen. Gibt es etwa eine fehlverstandene Angst, nicht zu virtuos
zu klingen?

Man mag sich fragen, ob das Spielen und Gewinnen von Wettbewerben seinen ganz eigenen
Maßstäben folgt, welche scih ganz sicher von denen unterscheiden, die dann zur Anwendung
kommen, soll ein Publikum in Bann gezogen werden. Und was muss eine Jury hören,
wenn sie Wettbewerbsteilnehmer beurteilt, also etwas, was im Gegensatz zu einem
Konzert steht, das die Aufmerksamkeit des Publikums fesselt? Aber warum sollte sich das voneinander unterscheiden, wenn
es der letztendlichste Grund eines Pianisten ist, die Strapaze eines Wettbewerbs auf sich zu nehmen, um eine gute Reputation aufzubauen und die Aufmerksamkeit von Kritikern und der Öffentlichkeit auf sich zu ziehen, was wiederum zu neuen
Auftrittsgelegenheiten führt.

Es mag viele unterschiedliche Antworten auf diese Frage geben, die zum großen Teil davon
abhängig sind, wer seinen Standpunkt äußert. Es gibt auch Künstler, die sich weigern bei Wettbewerben zu spielen, trotz der Gelegenheiten, die diese an Sichtbarkeit darstellen mögen.

Was Herrn Schimpf betrifft, hat das Gewinnen einer der wichtigsten Wettbewerbe ihn in die Zankel
Hall gebracht, aber es wird ihm auch die Gelegenheit geben, weltweit 50
Konzerte zu spielen.Weitere Informationen zu Schimpf
findet man hier: http://www.alexander-schimpf.de/main_en.html

Julian Rachlin – und Freunde; das 'Facebook' Konzept des sozialen Vernetzens neu für klassische Musiker aufgegriffen



Julian Rachlin Photo: Julia Wesely
Als ich das Vergnügen hatte, den jungen Violinisten Julian Rachlin live bei seinem Auftritt zuzuhören und beim diesjährigen Sommerfestival in Verbier in voller Aktion zu sehen, war mir klar, dass dieser Auftrittskünstler mehr als eine schöne Tonpalette auf der Violine (und im Übrigen auf der Viola, dem zweiten Instrument seiner Wahl) zu bieten hatte. Sein jüngstes Interesse am Dirigieren trägt auch das seinige zu seinem breiter werdenden Spektrum tiefstgehenster Beschäftigung mit der klassischen Musik bei, die er liebt.Sicherlich hat dieser Künstler seine Entschlossenheit gezeigt auf vielen Ebenen eine wirkungsvolle künstlerische Kommunikation aufzubauen. Zum einen brachte er die klassische Musikwelt mit Persönlichkeiten aus der Filmindustrie in Verbindung. Er versuchte sich daran und es gelang ihm mit seinem eigenen “Julian Rachlin and Friends” Musik Festival im kroatischen Dubrovnik. Die James Bond Filmlegende Roger Moore erwies sich als ein besonderer Liebhaber klassischer Musik und beteiligte sich am Vorlesen von Prokofjews ‘Peter und der Wolf’ und das klassische Komödiantenteam Igudesman& Joo, schon seit langer Zeit persönliche Freunde von Rachlin, gaben ihre Parodien beim Festival und darüberhinaus auf ihren YouTube Gigs zum Besten, die von Millionen ihrer Fans seit Beginn des Festivals im Jahre 2001 verfolgt wurden.“Ich entdeckte für diese mittelalterliche Stadt meine Liebe und zu jener Zeit – ich war 25 Jahre alt – war das Festival, dass eine große Tradition in den Sechziger und Siebziger Jahren vor dem Krieg erlebt hatte, völlig bankrott und viele seiner Baudenkmäler lagen noch immer im Schutt und Asche. Die Wiederbelebung des Festivals wurde mir angeboten, falls es mir möglich wäre, ihnen nur zwei oder drei fantastische Musiker zu liefern, wie Vengerov, Bashmet oder Maisky,” erinnert sich Rachlin an den Beginn seines Engagements in Dubrovnik nach einem Auftritt dort.Und in der Tat, selbst in seinen jungen Jahren war es dem in Litauen geborenen Rachlin, der seit 1978 in Wien beheimatet ist, möglich, sich auf seine guten Kontakte zu verlassen und seine Gabe Kontakte herzustellen. Ein Talent, was ihm dabei half, das Festival auch mit der finanziellen Unterstützung der neugegründeten “Rachlin und Freunde” in den USA und Österreich in eine alljährliche Attraktion zu verwandeln. Nun in seinem elften Jahr, ist es Anziehungspunkt für eine Vielzahl von weltberühmten Musikern, angefangen vom Dirigenten Zubin Mehta bis hin zu Rachlins langzeitigem Mentoren, Pädagogen und Kammermusiker Boris Kuschnir. Foto - Rachlin mit Zubin Mehta beim Dubrovniker Festival "Rachlin und Friends."
Im Jahre 2010 wurde Rachlin offiziell zum UNICEF Botschafter ernannt und kümmerte sich darum, für Projekte Geldmittel aufzubringen und Bewusstsein zu verbreiten, um benachteiligten Kindern in der ganzen Welt zu helfen.“Ich habe ebenfalls eine intensive Kooperation mit dem Fußballverein Barcelona aufgenommen, dessen gesamte Mannschaft ebenfalls UNICEF Botschafter ist. Das gab mir die Möglichkeit einen Bezug zu meiner Vorliebe für Fußball herzustellen und diese interessante Allianz auf das Gebiet klassischer Musik zu bringen. Diese Verbindung bot sich geradezu an, zu einem UNICEF Fußball Gala-Veranstaltung bei meinem Festival in Dubrovnik weiterentwickelt zu werden, um so die Berühmtheiten vergangener Tage der Fußball Mannschaft mit Musikern und Fußballenthusiasten von den Medien zusammenbringen zu lassen. Und die Kinder werden von der Interaktion mit all ihren Helden begeistert.”Was anregend ist, ist die gesamte Sichtweise, klassische Musik auf eine neue Ebene von “Coolness” zu bringen, die eine jüngere Generation von Musikern und deren Publikum anspricht. Er richtet sich sowohl an die ältere Generation der sich verdient gemachten “Größen“ und bestätigt ihren hohen Grad an Professionalismus, als auch an ein jüngeres Publikum und so wächst bei diesem Prozess sein Freundeskreis ständig an. Der klassische Musiker als Idol – auf derselben Ebene wie ein Fußballprofi oder Filmstar – nichts scheint Rachlin mit seinem zugegebener Weise ansteckenden Enthusiasmus unmöglich zu sein.
Photo: Wolf- Dieter Grabner
Während zunächst das Aufbauen auf dem Alten und die Einbeziehung des Neuen nicht als ein völlig neues Konzept erscheint, hat sich Rachlins sicheres unternehmerisches Gespür und seine persönliche Integrität dabei als erfolgreich erwiesen, Leute aus allen verschiedenen Richtungen zusammenzubringen und hat ihm starke Unterstützung und ein großartiges Gefolge eingebracht.Ohne die Versimplifizierung klassischer Musik, der sich so viele bedienen, und die durch Kreuzungen mit populäreren Musikgenres entsteht, hütet er die Integrität klassischer Musiker und ihrer Protagonisten.
Julian Rachlin Foto:Julia Wesely
“Klassische Musik wird nie sterben, aber wir müssen uns neue Wege einfallen lassen, sie zu verpacken, um das zu gewährleisten, was nötig ist, um die höchste Qualität zu erzielen,“ meint Rachlin als er seinen alten Freund, den Cellisten Misha Maisky zitiert. ”Wenn Sie mir eine persönliche Bemerkung gestatten, ich schätze all die großartigen individuellen Bemühungen einiger der renommiertesten Agenturen, die sich um den Aufbau meiner professionellen Reputation gekümmert haben, selbst wenn ich mich nun entschlossen habe, einen anderen Weg zu verfolgen.” Seit diesem Jahr hat Rachlin eine kleinere Management Vertretung verpflichtet, die die voller Unternehmergeist steckende Alexia Blumenthal und sich ganz darauf konzentriert, all die Unternehmungen Rachlins und seiner Freunde unter einen Hut zu bekommen. Sie expandiert die Horizonte für Rachlins Wirkungsbereich weiter nach Nord- und Südamerika.Am 15. Oktober eröffnete Rachlin die neue Saison vom ‘Philadelphia Orchestra’ unter der Leitung von Charles Dutoit, in dessen letzter Auftrittssaison als Chefdirigent des Orchesters seit 30 Jahren mit einem Sibelius Violinenkonzert eröffnen.Rachlin ist zuvor mit dem ehrwürdigen Dirigenten aufgetreten, der weiterhin mit dem ‘Philadelphia Orchestra’ als sein Ehrendirigent während der 2012-13 Auftrittssaisons zusammenarbeiten wird.Weitere bevorstehende Auftritte von Rachlin beinhalten Engagements mit: dem Israelischen Philharmonischen Orchester (Zubin Mehta); dem ‘Orchestra Filharmonica della Scala’ (Daniel Harding); dem Leipziger Gewandhausorchester (Josep Pons); dem Philharmonischen Orchester, Rotterdam’ (Yannick Nézet-Séguin); dem ‘Detroit Symphony’ (Leonard Slatkin) und dem ‘Ochestre National de la France’ (Daniele Gatti). Er wird auch sein Spielen /bei Inszenierungen von Aufführungen mit der ‘Academy of St. Martin in the Fields’, der Camerata Salzburg, der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und den Moskauer Virtuosen fortsetzen. Mit seinem festen Duo -Partner, dem Pianisten Itamar Golan wird Rachlin eine Reihe von Konzerten geben, einschließlich eines Beethoven Zyklus beim Beethovenfest in Bonn und eines Brahms Zyklus am ‘Concertgebouw’ in Amsterdam und im ‘Goldenen Saal’ des Musikvereins. Momentan schreibt der Komponist Krzysztof Penderecki für Rachlin ein Doppelkonzert, das beim Wiener Musikverein 2012 mit dem Symphonieorchester des Bayrischen Rundfunks unter der Leitung von Mariss Jansons uraufgeführt werden soll.

Wednesday, October 19, 2011

Pianistin /Komponistin /Dichterin /bildende Künstlerin Lera Auerbach - surreale Kreativität!


Lera Auerbach Foto: F.Reinhold

Sicherlich, sie ist eine großartige und temperamentvolle Pianistin, aber das Klavier ist nur eines von vielen Ventilen ihrer kreativen Inspiration, Teil der schier endlosen Facetten ihrer künstlerischen Persönlichkeit. Sie erfreut sich als eine der heutzutage überzeugendsten und vielseitigsten Komponisten größter Nachfrage und ihre russischen Gedichte eignen sich bereits als Pflichtlektüre in russischen Schulen und Universitäten und haben ihr den renommierten Puschkin Literaturpreis (1996) eingebracht. Sie unterhält einen aussagekräftigen Blog namens The Trouble Clef auf der Best American Poetry Website. Und das ist nicht alles. Sie hat kürzlich auch einige beeindruckende visuelle Kunstwerke geschaffen, die in diesem Jahr zum ersten Mal in der Moskauer Sistema Galerie ausgestellt werden. Sie beschreibt ihre jüngsten künstlerischen Anregungen als therapeutisch, besonders nachdem all ihr persönliches Hab und Gut, einschließlich ihres geliebten Klaviers vor zwei Jahren, einen Tag vor ihrem Geburtstag, einem verheerenden Feuer zum Opfer fiel. Eine Collage der verbrannten Überbleibsel, die von diesem Klavier stammen haben ein speziellen, sehr persönlichen Platz an Wand ihres Arbeitszimmers gefunden.

Was ihre Musik betrifft, ihre Kompositionen, die sich teilweise auf die musikalische Sprache von Schostakowitsch beziehen, reichen von den innigsten Werken, wie ihre bewegenden 24 Präludien für Cello und Piano, die ich sie diesen Juli mit dem Cellisten Gautier Capuçon beim Verbier Festival aufführen sah, (sie spielt oft ihre eigenen Werke in der Tradition der Pianisten-Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts) bis hin zu Werken in großem Stil, wie ihre brandneue Oper Gogol. Dieses Werk, in ihrer Muttersprache aufgeführt, hatte am Wiener Theater an der Wien am 15.Oktober als Auftragsarbeit des Wiener Theaters, mit deutschen Untertiteln, seine Weltpremiere. In Gogolversucht sich Auerbach an “einem Traumbild der inneren Leidenschaften {des Schriftstellers} Wahnsinn und Genie” und die 1973 in Russland geborene Künstlerin, die eine klare Begeisterung für die dramatische Erzählung hat, bezieht sich auf das russische Element, das stark von den Erfahrungen ihrer eigenen persönlichen und kulturellen russisch-jüdischen Herkunft beeinflusst ist. “Russische Geschichte ist ein schauerliches Märchen von dem dieses Land nie erwachen wird,” gab Auerbach in ihrem Blog-Eintrag im April bekannt, ein Glauben, den sie auch künstlerisch in Russian Requiem, einem ihrer früheren Werke, im Jahre 2007 erkundet hat.


Gogol

Als Gastkomponistin beim Bremer Musikfest zu dieser Zeit (von 2006-8), bekam sie in Zusammenarbeit mit der Bremen Gesellschaft (interessanterweise einst der Auftraggeber für Brahms Deutsches Requiem), die Gelegenheit, ihr Traumstück zu schaffen. “Mit all den tragischen Ereignissen in der russischen Geschichte der Unterdrückung, kontinuierlichem Leiden,” erläutert sie in ihrem lebendigen, munteren russischen Akzent, “wollte ich mit einem spannungsgeladenen Effekt, dem Klang von Glocken, dem Läuten– von echten Glocken – und dem Orchester, das dann miteinstimmt, beginnen – nicht wie bei einer normalen Konzertaufführung, sondern wie bei einer heiligen Messe. Sie setzten sich mit all meinen verrückten Ideen auseinander und machten das Unmögliche möglich. Die große Kathedrale in Bremen lässt nur für eine besondere Messe oder in einem Notfall ihre Glocken läuten. Auf diese Weise beraumten sie eine besondere spezielle heilige Messe für die Geburt meines neuen Werkes an, die 20 Minuten vor dem Konzert aufhörte und sie ließen also die Glocken die Orchesteraufführung einläuten bei weit offenen Türen der Orchesterhalle, die den Klang der Glocken hereinließen. Es war ein recht großes Spektakel und das Russische Requiem reiste dann nach Cuenca (als Mitauftragsarbeit vom spanischem Festival religiöser Musik) und nach Riga weiter.”

Mein Treffen mit Auerbach in ihrer New Yorker Altbauwohnung in der ‘Upper Westside’ fand zur geschäftigsten Zeit statt. Sie war soeben aus Dresden zurückgekommen, wo sie Klavierkonzerte gegeben hatte und war gerade mit dem Schreiben einer weiteren Requiem-Messe für Chor, Orchester und Solisten beschäftigt, die von der Dresden Staatskapelle in Auftrag gegeben war, wo sie während dieser Spielzeit die Gastkomponistin ist.

Die neue Requiem-Messe soll im Februar 2012 uraufgeführt werden. Aber gerade musste wurde sie zu einer anderen Premiere einer neuen a capella Oper – The Blind [die Blinden], für die Berliner Kammeroper am 13. Oktober und zu ihrer Ballett Partitur für


Cinderella

Cinderella – für das finnische Nationalballett in Helsinki und von John Neumaier choreographiert– am 14. Oktober zurückerwartet, welche zahlreiche Wiederaufführungen in Moskau und Hamburg erleben wird.

Auerbach mag es, über den künstlerischen Schaffensprozess zu sprechen, ein Thema, mit dem sie sich ständig aktiv durch ihre eigenen künstlerischen Werke wie auch in ihren Betrachtungen und Beobachtungen auseinanderzusetzen scheint. In ihren Werken bezieht sich die Geschichte oft auf deren künstlerische Erkundung. In Gogol, zum Beispiel, stellen die Charaktere eine Tortur für den Schriftsteller dar. Er empfindet quälende Schuld dafür, schlechte Figuren zu schaffen, was zu einer religiös eindringlichen Vorstellung wird und ihn dazu veranlasst, sein sündhaftes Werk zu vernichten. Am Ende sind es die Figuren, die Gericht über den halten, der sie erschaffen hat.

In Auerbachs Meeresjungfrau, die auf dem Märchen von Hans Christian Andersson beruht, erkundet sie die Beziehung vom Erschaffenen und dessen Erschaffer. Hans Christian Andersson, der seine Schöpfung schützen will, muss sich eingestehen, dass die Meeresjungfrau ihr eigenes Leben hat und frei ist. Hierin spiegelt sich Auerbachs generelle Haltung der Kunst gegenüber wider:”Es spielt keine Rolle, wie man sich fühlt; was zählt, ist das Werk selbst. Man stellt sich darauf ein, ein Instrument des eigenen Werkes zu sein, und lässt das Werk sich selbst gestalten. Ich habe einen großen Plan im Kopf, aber dann lasse ich diesen fallen und sehr oft wird aus dem Werk etwas anderes, als ich es ursprünglich in Kopf hatte und ich lasse das zu …” meint sie hinsichtlich ihrer Kreativität. In einem vor kurzem mit der deutschen Presse geführten Interview gestand Auerbach ein:”Ich glaube das Kunst viel Kraft dadurch gewinnt, dass sie für nachfolgende Generationen ein Image unserer Gegenwart schafft. Kunst kann sich auf die persönlichste und direkteste Weise auf die schwierigsten Dinge beziehen. Wenn notwendig, kann sie auf einer völlig abstrakten Ebene sein. Und sie hat das Vermögen, die Gefühle der Menschen zu erreichen, diese zum Weinen zu bringen, ohne das sie sich vergegenwärtigen, warum das so ist.”

In ihrer Jugend hat sich Auerbach daran gewöhnt, schwere Situationen selbst zu lösen. Als sie nur siebzehn Jahre alt war, musste sie die Entscheidung treffen, ob sie allein in den Vereinigten Staaten bleiben – im Anschluss an ihre russische Konzerttournee nach Amerika – oder aber zu ihrer Familie nach Russland zurückkehren sollte und dabei vielleicht die Chance ihres Lebens zu verpassen.

Ihre Mutter, die in Russland über jeden ihrer Schritte schützend gewacht hatte, ermunterte sie während des entscheidenden Anrufes nach Hause, sich selbst zu entscheiden - trotz des ungewissen Ausgangs. Es war die Zeit eingeschränkter Reisebewilligungen des sowjetischen Regimes und diese Entscheidung ging mit der Selbstlosigkeit einher, im Grunde genommen die Hoffnung aufzugeben, in der nahen Zukunft irgendwelche Zeit zusammen zu verbringen, eine schwierige Aufgabe für typisch russisch-jüdischen Eltern aus der Provinz, die besonders auf ihre Tochter achtgegeben hatten. Bis zu ihrer plötzlichen Ankunft in New York, war die beschützte Auerbach nie allein gereist, ohne von ihren Eltern vom Bahnhof abgeholt zu werden.

Aufgewachsen im recht isolierten russischen Tscheljabinsk, nahe der Grenze zu Sibirien, war Auerbach sehr mit der Welt der Bücher und Musik ihrer Eltern verbunden. Ihre Mutter, eine Klavierlehrerin an der örtlichen Musikschule, bleibt ihre stärkste Inspiration. Es dauerte nach dem Erhalt ihres Künstlervisums fünf Jahre bis es ihr möglich war, zurück nach Hause mit der Gewissheit zu reisen, weiter ihr Studium im Ausland fortsetzen zu können. Erst mit dem Niedergang des Kommunismus war es den Eltern möglich, zu ihr nach New York zu kommen, nachdem sie im Grunde die wichtigsten zehn Jahre der künstlerischen Entwicklung ihrer Tochter verpasst hatten. Auerbach war besonders glücklich, dass die Mutter ihrem Debüt-Konzert in der ‘Carnegie Hall’ im Jahre 2002 beiwohnen konnte, dem einzigen Traum, den sie mit vielen ihrer westlichen Klavierkollegen geteilt hatte. In der Tat war es eine doppelte Premiere für sie – sie trat als Pianistin auf und war die Komponistin ihrer Suite Concertante für Piano und Violine, die von ihr zusammen mit dem renommierten Violinisten Gidon Kremer und dem Kremerata Baltica gespielt wurde.

Die Doppeltätigkeit als Komponistin/Musikerin ist es, die die größten logistischen Herausforderungen in der Lebensplanung darstellt. “So wichtig es auch für mich ist, ein Klavier nahe bei mir zu haben – und ich komponiere teilweise am Klavier, teilweise ohne Klavier – musste ich in den letzten drei Jahren erheblich die Konzerttätigkeit beschneiden. Ich muss längere Zeiträume zwischen dem Konzertieren haben, um mich auf das Komponieren zu konzentrieren. Die großen Konflikte ergeben sich dann, wenn ich auf Tournee bin und Fristen für neue Werke einhalten muss.”


Lera Auerbach Foto:F.Reinhld

Auf welche Weise beinflusst ihr Komponieren ihr Klavierspiel? “Ich spiele Standardrepertoire, aber ich höre es auf andere Weise und ich spiele nur Stücke, von denen ich glaube, etwas Neues sagen zu können. Zum Beispiel habe ich eine sehr persönliche Art die Bilder einer Ausstellung von Mussorgsky zu spielen; ich mag es, mir einige Freiheiten zu nehmen, wie es für die Auftrittskünstler /Komponisten früherer Generationen üblich war. Es gibt nicht so etwas wie einen guten Klavierklang. Es gibt nur die Magie, das Klavier mit einer anderen Stimme zum Singen zu bringen, indem es die Charakteristika anderer Instrumente annimmt. In den Händen eines großen Auftrittskünstlers wird es zu einem psychologischen Mittel das Publikum so zu hypnotisieren, um sich ihrer Vorstellungskraft auf die bestmöglichtse Weise zu bedienen.”

Auerbach betrachtet es nicht als einen entscheidenen Faktor, in ihrer Karriere eine Frau zu sein. “Es ist eine Frage der Wahrnehmung. Was mich angeht, sehe ich keinen Unterschied, und man entschließt sich, über diesen Begrenzungen zu stehen, “meint Auerbach, und trägt dabei der Tatsache Rechnung, dass zu einem gewissen Grade doppelte Maßstäbe gelten. Aber sie fühlt sich so, als ob sie niemandem etwas beweisen muss,” und die junge, verheiratete Künstlerin, die keine Kinder in ihrem Leben sieht, beantwortet diesbezügliche Frage einfach mit: “Meine Werke!”

Neben ihren Studien an der ‘Manhattan School of Music’ und bei ‘Juilliard’, wo sie Klavier bei Joseph Kalichstein und Komposition bei Milton Babbitt und Robert Beaser studierte, verbrachte sie auch Zeit mit dem norwegischen Beethoven-Spezialisten Einar Steen-Nokleberg in Hannover, eine Zeit, die sie als eine lohnende Erfahrung beschreibt. Im Grunde sieht sie eine wirklich engagierte Selbstauseinandersetzung, die Bereitschaft und Neugierde kontinuierlich wachsen zu wollen, als die Voraussetzungen für jegliches erfolgreiche Ergebnis im Lernprozess an. “Wenn der Student bereit ist, wird der richtige Lehrer auftauchen” lächelt sie wissend.

Im Jahre 2007 vomWorld Economic Forum zum “Young Global leader” ernannt, erfährt Auerbachs allgegenwärtig kreative Renaissance-Stil Präsenz international volle Anerkennung von ihrem zeitgenössischen künstlerischen Umfeld. In Deutschland erhielt sie den renommierten Hindemith Preis und beim Pacific Music Festival taten sich das Tokyo String Quartet und die Sapporo Symphony zusammen, um ihr Werk Fragile Solitudes aufzuführen.

In New York brachten Musiker wie Wu Han und David Finckel der New York Chamber Music Society, Auerbachs Werke ans Lincoln Center. Auerbach verlässt sich jenseits der Premieren auf langjährige Kollegen, die ihre Gesamtauswahl an Streichquartetten gespielt und für Archivaufnahmen aufgenommen haben, ihre Werke lebendig zu halten, wie es beim Borromeo String Quartet der Fall ist. Sie erkennt auch die Effizienz der Music Accord Organization, welche von verschieden Konzertorganisatoren gebildet wurde und dabei zusammenarbeiten, das Leben der Werke zu verlängern, die am Lincoln Center ihre Premiere hatten, indem sie die Werke auf Tournee in verschiedene Veranstaltungsorte bringen.


Lera Auerbach in Verbier Foto: Aline Paley

In der nahen Zukunft plant die Komponistin das Konzertieren mit einer Künstlerin, die sie bewundert und jüngst beim Verbier Musik Festival aufgetreten ist, und zwar die in Boston beheimatete Violistin Kim Kashkashian, für die sie eine Abschrift von Schostakowitch’ 24 Preludes für Cello und Piano, für Viola arrangiert, geschrieben hat.

Am 15. November wird der Violinist Leonidas Kavakos eine Auswahl von Lera Auerbachs Präludien für Violine und Piano, Op. 46a, an die Carnegie Hall bringen.

Audio und Video: http://leraauerbach.com/content/audio_video.php

Ihre Website: http://www.leraauerbach.com/

Ihr Blog: http://blog.bestamericanpoetry.com/lera-Auerbach-the-trouble-clef/

Sunday, September 18, 2011

Evgeny Kissin erobert “Australien“












Laser show in Brisbane Photo:Jon Braginsky











Nach einem belebenden Sommer, der mit Konzerten beim Verbier Musik Festival angefüllt war, einigen Vorbereitungen für die Renovierung seines Londoner Appartements und natürlich intensivem Üben in seiner Wohnung in Paris und auf seinem Zwischenstopp in Los Angeles dehnt Kissin seine musikalische Reichweite bis nach Australien aus.
Nachdem er von konstanten Terminänderungen aufgrund des Hurrikans Irene und “extracurricularen” Ablenkungen recht aus dem Konzept gebracht worden war, brannte es ihm unter den Nägeln, an das Klavier zurückzukehren und sich auf dieses Ereigniss vorzubereiten. Nur einmal war er willens, sich mit mir unbeschwert über den bevorstehenden Trip zu unterhalten und nur, nachdem er gute ununterbrochene sieben Stunden in der Disney Hall in Los Angeles, die in der unmittelbaren Nähe seines Hotels lag, geübt hatte.
Kissin freute sich auf diesen Trip, aber nicht alles gestaltete sich so wie geplant. Und bei diesem Künstler bleibt nichts dem Zufall überlassen. Viele Überlegungen, wie die Wetterlage – Kissin mag keine extreme Hitze – , Übungsmöglichkeiten, Reiseentfernungen, etc., man tritt ungefähr zwei Jahre bevor die Tournee tatsächlich beginnt in die Planungphase einer Konzerttournee ein. Viele Sachen können zwischen der Planung und dem letztendlichen Ergebnis passieren und Edna Landau, seine ehemalige Managerin bei IMG Artists, die noch mit ihm in Kontakt steht, hat immer die Wichtigkeit seiner Besonderheiten verstanden. Sie äußerte mir gegenüber ihre Begeisterung über die Nachricht seiner Australien-Tournee: ”Ich bin recht fasziniert zu erfahren, dass Zhenya nach Australien geht. Als ich mit ihm zusammenarbeitete, verwehrte er sich, über eine solche Tour auch nur nachzudenken… ich frage mich, was hier die ausschlaggebende Rolle gespielt hat.”
Was auch immer die Gründe für sein ursprüngliches Zögern waren, sie scheinen nun alle vergessen. Vor allen Dingen spricht dies von einer offeneren und leichteren Disposition, was einer Veränderung seiner selbst gleichkommt. Es ist ein sicheres Zeichen davon, dass er einige Beweglichkeit entwickelt, eine Begierde, sich auszudehnen und den Kokon auszuweiten, den diesen Künstler seit seinen Tagen als Wunderkind so eng eingehüllt hat.
“Mir gefällt es, sich geographisch in alle Richtungen hin auszuweiten– mit Ausnahme nicht-demokratischer Staaten. Das war der entscheidende Grund für Australien; in einem Land zu spielen, in dem ich noch nie gespielt habe,” meint Kissin. Als ich ihn frage, ob er sich auch die Sehenswürdigkeiten anschauen würde, während er dort wäre, meint er, dass zu diesem Zeitpunkt noch nichts Konkretes geplant sei, “ich hoffe jedoch, dass uns jemand alles zeigen wird. Ich mag das immer sehr und es wird Zeit dafür geben.”

Evgeny Kissin bei der Probe Foto: Ilona Oltuski



Die Tournee ist eine Kombination von Kissins Teilnahme am Brisbane Festival am 'Queensland Performing Arts Centre', zusammen mit drei Auftritten in der Konzerthalle des Opernhauses von Sydney, die einer Einladung von Vladimir Ashkenazy an der ‘Sydney Symphony’ folgen. Ashkenazy hat gerade seinen Posten als Chefdirigent und künstlerischer Leiter des Orchesters bis 2013 verlängert. Er ist dort seit 2009.
In einem Limelight Interview mit dem Maestro im April erläuterte Ashkenazy, :“Wie seine Auftrittsgeschichte mit dem Orchester mehr als 40 Jahre auf das Jahr 1969 zurückgeht, als er zum ersten Mal in Australien auf Tournee war und Rachmaninow Piano Concerto Nr. 3 mit den Sydney, Melbourne, Adelaide und Tasmanian Symphonie-Orchestern spielte…Nun, im Jahre 2011, während sich das ‘Sydney Symphony’ Orchester seinem 80. Geburtstag nähert und Ashkenazy seinem 75. gibt es ein wahres Gefühl dafür, dass das Orchester gereift ist.”
Ashkenazy und Kissin haben auch schon eine lange gemeinsame Geschichte und haben sehr viel verschiedenes Repertoire zusammen gespielt, wie Beethovens Drittes, Viertes und Fünftes Klavierkonzert, Brahms Erstes und Zweites Konzert, Rachmaninows Zweites Konzert wie auch Prokofjews Zweites und Drittes Klavierkonzert. Kissin erinnert sich klar daran, als er zum ersten Mal diesen sechsmaligen Grammy Preisträger kennenlernte. “Wir trafen uns zum ersten Mal im November 1989 in Moskau, als Ashkenazy zum ersten Mal nach seiner Emigration in die Sowjetunion zurückreiste. Wenige Wochen später gingen wir beide nach Japan und traten bei einem Abendessen – einem chinesischem Abendessen – miteinander in Verbindung. “
Im Jahre 2010 erhielt ihre Zweite und Dritte Prokofiew Piano-Konzertaufnahme ebenfalls den begehrten Grammy Preis. Kissin bewundert seinen russischen Landsmann und sieht ihn als den hervorragenden Musiker, der er ist: ”Selber ein großer Pianist, ist er ein ausgezeichneter Begleiter.” 24 Jahre älter als Kissin, nahm Ashkenazy im Jahre 1972 die isländische Staatsbürgerschaft an und ist derzeit in der Schweiz ansässig.
Ashkenazy beschreibt Kissin als einen fantastisch begabten Musiker mit einer merklich persönlichen Stimme am Keyboard:”Er besitzt eine enorm natürliche Gabe, die jenseits jeglicher Beschreibung ist. Seine erstaunliche Beherrschung des Instruments ist mehr als nur eine wirkungsvolle Technik und ein freizügiger Ton - wenn Kissin spielt, ist das Klavier seine Stimme, die einen in die Musik hineinzieht.” Und Peter Czornyi, der Direktor für künstlerische Planung am ‘Sydney Symphony’, fügt hinzu: ”Für Kissin ist Musik Sprache und beim Auftritt geht es darum, Bedeutungsinhalte zu kommunizieren. Er kann eine Vorstellungswelt beschwören – reflektierend and voller Einsicht – selbst wenn er mit seiner erstaunlichen Beherrschung des Instruments schillert.”
Am 11. September trat Kissin im Queensland Performing Arts Center in Brisbane als Teil einer Vielzahl von Premierenereignissen auf, einschließlich einer nächtlichen Lasershow, die über dem Künstlerviertel auf Brisbanes South Bank erleuchtete. Kissin spielte sein viel bewundertes Liszt Programm, einschließlich der Werke, die sehr viel abverlangen, wie Ricordanza von den Transzendentalen Etüden und Liszts monumentaler Sonate in b-Moll, die John Rhein, den Kritiker der Chicago Tribune, veranlasste, über Kissins rapide zunehmende Großartigkeit und vorzüglichste Fusion von Virtuosität und Poesie” in Verzückung zu geraten, als Kissin mit seinem ausschließlich aus Werken von Liszt bestehendem Programm während der Konzertsaison 2010/11 auf Tournee war.
Von Noel Staunton, dem künstlerischen Leiter des Festivals, wird laut Katherine Feeney von der Brisbane Times, die Verpflichtung von Kissin als ein “wirklicher Coup” für die Stadt beschrieben. Andere “Erste Male” umfassten hier mehr zeitgenössisch ausgerichtete Kost, wie die Premiere von Elena Kats-Chernins Symphonia Eluvim (Symphonie der Fluten), entstanden unter dem Einfluß der großen Fluten, die vor acht Monaten auf Brisbane niederkamen, wie Variations without a Theme des israelischen Komponisten Avner Dorman und Grand Pianola Music des Pulitzerpreisträgers und amerikanischen Komponisten John Adams, die alle vom ‘Queensland Symphony Orchestra’ unter der Leitung des amerikanischen Dirginenten Asher Fish aufgeführt wurden.
“Kissins erstmaliges Kommen nach Australien wird von der örtlichen Pianistengemeinde seit langem erwartet und stellt ein sehr aufregendes Ereignis dar,” sagt die Pianistin Therese Milanovic aus Brisbane. Als anfänglich nur die Sydney Auftritte angekündigt wurden, hatte sie überlegt, die lange Reise dorthin anzutreten, um ihn spielen zu hören. Man kann sich vorstellen, wie begeistert sie war, als sie erfuhr, dass er ein Solokonzert als Teil des Brisbane Festivals geben würde. “Jeder ernsthafte Pianist, Klavierlehrer und Liebhaber von Klaviermusik wird dort sein, berichtete sie noch vor dem Konzert und auch, dass Kissin großzügigerweise angeboten hatte, sich mit Studenten informell am Konservatorium in Brisbane zu treffen.”

Sydney Operhaus Foto: Haymarket News


Das Publikum in Sydney hatte dann die Gelegenheit , dem ausschließlich aus Werken von Liszt bestehenden Solo -Programm von Kissin am 15. September in der Konzerthalle des Sydney Opernhauses beizuwohnen, dem Kissins Auftritte mit Griegs temperamentvollem Konzert in A-Moll mit dem ‘Sydney Symphony Orchestra’ unter Vladimir Ashkenazy am 22. September und dann am 24. Folgen werden, wenn die zwei Meister ihre Zusammenarbeit mit dem ‘Sydney Symphony Orchestra’ fortsetzen und Chopins Erstes Konzert aufführen werden.
Dieses Chopin Konzert wurde eines von Kissins Markenzeichen, als Kissin im Alter von zwölf Jahren beide Chopin Piano Konzerte im großen Saal des Moskauer Konservatorium mit dem ‘Moscow State Philharmonic’ unter Dimitri Kitaenko spielte. Die Live Aufnahme dieses Auftrittes im Jahre 1984 bei Melodia und die LP-Veröffentlichung ein Jahr später waren es, von denen aus Kissins Reputation im Westen als begnadeter Pianist seinen Lauf nahm.
Nicht nur, dass Kissin seine Aufführungen geographisch ausdehnt, er stößt auch in Richtung eines zeitgenössischeren Repertoires vor, das in zukünftigen Auftritten zum Beispiel die Barber Sonate beinhalten wird. Indem er sich auf immer neue Abenteuer auf einem Gebiet einlässt, das er gerade erst auf ein wenig vorsichtige Weise betreten hat, macht sich Kissin zu einer neuen und belebenden Phase seiner Karriere auf. Die Reise geht weiter. Im Anschluss an ihren Australien-Auftritt nimmt Ashkenazy das ‘Sydney Symphony Orchestra’ auf eine elftägige Tour nach Japan und Korea mit, begleitet von Kissin. Sie werden ebenfalls von der jungen japanischen Violinistin Sayaka Shoji und dem russischen Cellisten Misha Maisky begleitet werden, der gerade mit Kissin in Verbier gespielt hat, und Beethovens Violin Konzert spielen und in Japan zusammen seinen 40. Geburtstag feiern werden.

Friday, September 2, 2011

Pianist Julien Quentin: International wachsende Reputation











Als ich mit dem jungen und talentierten Pianisten Julien Quentin sprach, wurde mir klar, dass diese Generation von jungen Musikern – zumindest die erfolgreichen – einen Jetsett angenommen hat.
Photo: Julien Quentin, Medici-Tv


Ich hatte ihn gerade in Verbier getroffen, wo er im fünften Sommer hintereinander bei diesem angesehenen Musikfestival aufgetreten war. Vor zwei Jahren war er bei ihrem besonderen Fest die “Nacht der Pianisten“, das verschiedene Generationen von versierten Pianisten vorstelle, u.a. Emanuel Ax, Nelson Goerner, Yuja Wang. Der künstlerische Leiter des Festivals Martin Engstroem war auf Quentin aufmerksam geworden, als er seine Aufnahme mit dem Klarinettisten Julian Bliss aus dem Jahre 2004 gehört hatte.
Quentin bestätigte den positiven Eindruck, den ich selbst von Verbier mit nach Hause gebracht hatte (siehe ebenfalls meinen Artikel Musikgiganten in Verbier):”Verbier ist wirklich ganz besonders, indem all die Starkünstler gern das Spiel spielen … alt und jung, alle teilen die Bühne miteinander und es gibt solch ein musikalisches Feuerwerk.”
In Paris geboren, wuchs Quentin in Genf auf, wo seine Eltern die “Librairie Quentin,” eine Buchhandlung für Kenner betrieben, die sich auf seltene Manuskripte und Kunstbücher spezialisierte.
Er besuchte sowohl die örtliche Schule in Thonon, wo er das französische Bakkalaureat als auch das Konservatorium in Genf, wo er bei dem russischen Klavierpädagogen Alexis Golovine studierte.
Es war durch diesen Lehrer, dass Quentin Martha Argerich kennenlernte, die zu dieser Zeit in Genf wohnte.
Er beschreibt, wie er der Aufnahme von Golovine zuhörte, der Repertoire für zwei Klaviere mit Argerich spielte und wie das ihn unglaublich inspirierte.
Quentin freundete sich mit Argerichs Töchtern an, von denen zwei, Stephanie und Lyda, noch in Genf wohnen, während Argerich selbst nun in Brüssel lebt.
Er beschreibt das faszinierendste Treffen mit Nikita Magaloff, einem von Argerichs engsten Freunden und einer bedeutenden musikalischen Leitfigur. “Einmal, als ich Nikita zuhause besuchte, ließ dieser mich für ihn spielen. Er gab mir einige Ratschläge, aber wichtiger noch, er bestätigte, dass ich genug Talent hätte, um mit der Musik mein Leben zu bestreiten. Das war für mich ein entscheidender Punkt, der mir Selbstvertrauen gab, den Weg weiterzuverfolgen, von dem ich immer geglaubt hatte, er wäre etwas für mich. Es ist ein wundervolles Gefühl, wenn man weiss, was man im Leben möchte. Als ich aufwuchs, wussten viele Freunde nicht, was sie [im Leben] erreichen wollten und mussten sich selbst finden. Ich bin ganz normal aufgewachsen umgeben von Sport, Kunst und Literatur. Wenn meine Eltern Druck auf mich ausübten, galt das mehr meinem allgemeinen Lernen als der Musik. Ich hatte erst im Alter von zwölf Jahren in Thonon mein erstes richtiges Konzert. Dann gleich darauf im Rostropovich Auditorium in Evian und seitdem haben mich die Sirenen der Bühne verfolgt.”


Julien Quentin in Verbier Photo: Marc Shapiro



Quentin setzte seine Studien in den USA fort, wo er das Studium mit Emile Naoumoff an der Indiana University mit einem Künstler-Diplom und dann im Jahre 2003 sein Studium bei György Sándor bei Juilliard in New York mit einem Graduierten-Diplom abschloss.
Er gewährte viele Einblicke , z.B. warum es so wichtig ist, die Individualität eines jeden Pianisten zu verstehen und was für ihn persönlich am besten funktioniert: “Jeder Pianist hat bestimmte Fähigkeiten und macht unterschiedliche Erfahrungen und lernt auf ganz einzigartige Weise. Vieles hängt von individuellen Vorlieben ab, aber auch von Dingen, wie beispielsweise der deiner eigenen Disziplin. Auch ist jeder physisch anders beschaffen, was auf die besonderen Fähigkeiten und die Art und Weise, wie man am besten funktioniert, Einfluss hat. Für mich persönlich ist es so, dass ich stundenlang auswendig lernen kann, aber das physische Spielen am Klavier über mehere Stunden hintereinander hinweg fiel mir nicht so leicht, wie es bei einigen anderen der Fall ist,” meint Quentin. Er erinnert sich, wie er einst mit Argerich darüber sprach, wie sie soviel in nur so kurzer Zeit erreicht hatte und zitiert ihre Worte:”Ob man eine Woche, einen Tag oder eine Minute braucht, was zählt, ist das Ergebnis.”
“Am Ende geht es nur darum, was du machen kannst und darum, was Dir den Antrieb gibt,” meint Quentin.
“Man muss den Willen dafür aufbringen, da es sich um eine einsame Tätigkeit handelt, sonst kann man jede Art des großartigen Musizierens vergessen. Aber ob es ein oder zwei konzentrierte Stunden üben sind oder zehn, was meistens meine physische oder mentale Toleranzgrenze übersteigt, ist bei jedem Pianisten anders.
Es gibt auch verschiedene Wege zu üben, die er mit den Worten des Pädagogen Heinrich Neuhaus’ beschreibt:”man kann am Klavier mit der Partitur und mit der Partitur ohne ein Klavier üben, oder ohne Partitur und ohne Klavier,” was ich tatsächlich viel tue. Diese Art mentaler Übung funktioniert bei mir wirklich gut, es gibt einem ein besseres Verständnis über die musikalische Bandbreite der Partitur. Es ist eine sehr abstrakte Form des Lernens, aber zwingt einen dazu, sich im Geiste eine ideale musikalische Linie oder die führende Melodie einzuprägen, wozu man oft keine Konzentration hat, wenn man alles physisch erarbeitet. Wenn man an Dirigenten und Komponisten denkt … das ist oft wie sie ein besseres Gesamtbild gewinnen.”




Julien Quentin









Die Entwicklung des sogenannten Innenohres, welches diese Methode sicherlich favorisiert, ist mit Sicherheit eine wichtige Verbesserung der Musikalität und des Verstehens der Partitur und es ist eindeutig schon an sich beim Auswendiglernen hilfreich und um allgemein die musikalische Vorstellungskraft zu entwickeln.
Quentin, dessen Technik von der Presse als superb befunden wurde, versucht dem zu folgen, was er als natürlichen Ansatz der sogenannten russischen Schule beschreibt, worauf ihn sein erster Lehrer aufmerksam machte und die ihn dazu befähigt, in seiner eigenen Wertschätzung kurz gesagt, mehr zu erreichen mit weniger zu tun.
Diese Technik ermuntert den Pianisten, mit dem Unterarm statt von den Fingern selber ausgehend zu führen und dies mühelos und effizient. Man kann das hervorbringen der melodischen Linie anhand der Gewichtsverteilung des Vorderarms unterstützen.
Große russische Lehrer reisten viel nach Europa und Amerika, besonders mit dem Fall des Eisernen Vorhangs, aber sogar zuvor. Es mag sein, dass er sich beim virtuosen russischen Repertoire des 20. Jahrhunderts selbst zuhause und damit vertraut fühlt, (neben seinen russischen Lehrern sind die Wurzeln seiner Mutter sind polnisch-russisch, jüdisch) eine Tradition beeinflussten, die auf große Pädagogen wie Neuhaus zurückgeführt werden kann.
Aber Quentin ist auch ein Kind seiner Umgebung und Zeit. Er nahm den französischen Impressionismus in sich auf und macht sich die Neue Musik zu eigen besonders seit seiner Zeit New York.
Nach seinen amerikanischen Jahren an der Universität war ihm die Club-Szene seiner Generation nicht fremd. “Plattenteller, allwöchtliche Shows in Bars und Lofts, Jam Sessions und Electro Jazz standen immer auf dem Programm; das Abmischen der Musik, andere Musiker zum Zusammenspielen war eine sehr soziale Erfahrung. Ich habe es ungemein genossen. Einfach nur zu sehen, wie Freunde im Publikum untereinander interagieren würden, war für mich etwas, was mir die Augen und Ohren geöffnet hat. Dies war eine erfrischende Erfahrung, in der Kreuzungen zwischen zwei Welten enstehen ließen. Das Unterstützen neuer Komponisten ist fast eine Pflicht eines jungen Auftrittskünstlers. Dabei handelt es sich um Kompositionen des alltäglichen Lebens, genauso wie es vor einem Jahrhundert oder zwei der Fall war. Ich bin immer daran, verschiedene Arbeiten miteinander zu verbinden und für das Zusammenwirken verschiedener Techniken und Kunstformen.“
Berlin, das er wegen seinem aktiven musikalischen Leben liebt, wurde zu Quentins jüngsten Ort seiner Wahl, was ihm erlaubt, mit neuen Kombinationen gepaarter Konzerte klassischer und neuer Musik zu experimentieren. Er mag es, Live-Effekte mit dem Piano zu verwenden und diesen elekronischen Schleifen und Hintergrund und Beats hinzuzufügen und entwickelt so seine eigene musikalische Mischung, die mit Leichtigkeit auch Improvisation am Klavier umfasst und den Laptop dabei auch mit einbringt.
Er liebt Berlin aufgrund all der Möglichkeiten, die es bietet, und am meisten wegen seines besonderen Charmes und aufgrund seines etwas langsameren Tempos. “Keine Eile -- wo immer ich auch hingehe, habe ich Freunde, die auftreten und nun schätze ich mich wirklich glücklich, da alle Arbeit via e-mail oder Telefon zu mir kommt. Dieses Youtube Video zeigt Julien mit einem seiner begeisterten, häufigen Mitstreiter, dem Violinisten David Garrett, wie sie mit Rimski-Korsakows “Hummelflug” Spaß haben.HummelflugSeine nächsten Gigs sind in Planung: Er würde gern seine eigenen Electro Tracks produzieren und daher steht er beispielsweise mit dem amerikanischen Komponisten/Produzenten Justin Messina und dem britischen Produzent Martin Wheeler (alias Vector Lovers) in Verbindung, um bei zukünftigen Prduktionen zusammenzuarbeiten. Weitere Jam und Studio Sessions mit unterschiedlichen Künstlern aus der elektronischen Musik- und Jazz Szene stehen in den nächsten paar Wochen in Berlin auf dem Terminkalender.

Sunday, August 14, 2011

Verbier 2011 : Treffen der Musikgiganten

Im 18. Jahr seines Bestehens bietet das Verbier Festival seine eigene Festival Akademie, sein eigenes Kammerorchester und ein Orchester – alles Institutionen, die es begabten jungen Musikern erlauben, von den Besten ihres Fachs zu lernen.

Und Jahr für Jahr kommen in Verbier Musiker zusammen, nicht nur um Konzerte, Masterclasses und andere Präsentationen anzubieten, sondern vor allem auch um den sozialen Aspekt dieses Zusammenkommens zu geniessen, und sich – selten genug – im Kreis anderer Musiker zu entspannen. Der Pianist Evgeny Kissin zum Beispiel war dieses Jahr bereits das 16. Mal dabei.

Für das leibliche Wohl und die standesgemässe Unterbringung der Künstler und ihrer Angehörigen sorgten auch dieses Jahr wieder der Begründer und Direktor des Festivals, Martin T:son Engström, und sein Netzwerk grosszügiger Unterstützer.

Natürlich gibt es auch eine ganze Reihe Musiker, die, wie auch das Stammpublikum, Jahr für Jahr die Reise nach Verbier antreten, um in diesem Musikparadies an der Grenze zwischen Frankreich und der Schweiz die Darbietungen der internationalen Superstars der klassischen Musikszene zu geniessen.

Dank Medici.tv und deren Sponsoren werden Konzerte nun auch zum Teil live über das Internet gestreamt, und erfreuen sich einer virtuellen Internationalität.

Unter den exquisiten Darbietungen des Festivals stach dieses Jahr vor allem der für den 26. Juli angesetzte Konzertabend hervor. Dabei hatte die Aufführung mit einer ganzen Menge von Problemen begonnen: Der Geiger Gidon Kremer sollte eigentlich, wie auch in den Jahren zuvor, Teil des Programms sein, hatte aber in letzter Minute abgesagt, und auch der Auftritt von Bass-Bariton Thomas Quasthoff war abgesagt worden. Es musste also improvisiert werden. Doch trotz der Absagen wurde aus dem Abend ein rauschendes Fest internationaler Starpower, die einem Grossereignis in Hollywood in keinster Weise nachstand: Mondäne, attraktive Musiker in spektakulärer Abendrobe, komplett mit Kostümwechseln, wie denen Yuja Wangs, waren genauso Teil des Programms wie es die unverfälscht emotionale Kraft der musikalischen Darbietungen war. Die Interaktion der Hochtalentierten trug weiterhin zur Steigerung dieser Zelebrierung höchsten Musikgenusses bei.

Joshua Bell, Anne-Sophie Mutter, Ivry Gitlis, Leonidas Kavakos, Roby Lakatos, Julian Rachlin, Vadim Repin, Yuri Bashmet, Mischa Maisky, Gautier Capucon, Denis Matsüv, Yuja Wang, Khatia Buniatishvili, Evgeny Kissin, und the grosse Martha Argerich sorgten für den vollen Erfolg des Abends.

Das Ensemble. Photo: Aline Paley

Das Programm bestand aus einer Auswahl kürzerer Beiträge sowie Werken von Mendelssohn, Brahms, Kreisler und Shostakovich, bot aber auch einige überraschende Elemente, wie die Musik von Monti Csardas, dessen charakteristische Zigeuner-Resonanzen die dynamische Atmosphäre im Saal weiter anheizten.

In einem der bewegendsten Momente des Abends würdigte Evgny Kissin den am Vortag verstorbenen Vater des ukrainischen Geigers Yuri Bashmet mit einer Darbietung, die eine symbolische Brücke zwischen Kunst, Leben und Tod schlug.

Bashmet, der trotz seiner tiefen Trauer nicht auf seinen Auftritt verzichtet hatte, liess keinen Zweifel darüber, wie viel ihm Kissins unterstützende Geste bedeutete: Die beiden Musiker hatten eine Komposition des tchechischen Komponisten Benda aufgeführt, obwohl Kissin die in allerletzter Minute aus Moskau gefaxte Partitur erst am Tag des Konzerts zum allerersten Mal sichten konnte. Nur wenige Minuten waren den beiden Musikern vergönnt gewesen, sich mit dem Material vor dem Konzert vertraut zu machen, und beide Musiker arbeiteten von einer einzigen Kopie.

Bashmet/Kissin Photo: Aline Paley

Als Kissins Stern am internationalen Musikhimmel zu leuchten begann, war Bashmet bereits ein bekannter Geiger in Russland. Bashmet erinnert sich daran, wie sehr ihn das Talent des damals 12-jährigen Kissin und dessen Chopin-Interpretationen begeistert hatten: “Es war wie eine Offenbarung, etwas nie zuvor Gehörtes, ganz so, als hätte sich der Himmel geöffnet”, schwärmt er.

Liebevoll kommentierte er Kissins bescheidene Natur und scheue Persönlichkeit, die Kissin immer wieder sein Licht unter den Scheffel stellen lässt. Aber nicht nur Bashmet drückte seine tiefe Bewunderung für Kissin aus, sämtliche Künstler des Abends waren sich an diesem Punkt einig.

Repin/Kissin/Bashmet/Maisky Photo: Aline Paley

In Verbier wurde das Publikum Zeuge der Bewunderung der beiden Musiker füreinander, die sich sowohl musikalisch als auch durch deren Körpersprache ausdrückte. Es war vor allem Kissins Mitgefühl für Bashmet, das den Raum füllte, als der Pianist den Geiger von der Bühne begleitete.

Bis zuletzt war nicht sicher gewesen, ob Martha Argerich an diesem Abend auftreten würde.

Kissin/Argerich Photo: Aline Paley

Glücklicherweise tat sie es, und obwohl sie zögerte, nach ihrem erst vier Tage zurückliegenden, hoch gelobten Konzert wieder auf der Bühne zu stehen, sorgte sie letztendlich für ein überwältigendes Finale des Abends. Tosender Beifall für ihre aussergewöhnliche Virtuosität und ihre atemberaubenden Tempi, die sie zusammen mit Evgeny Kissin in Lutoslawskis Pagagini-Variationen für zwei Pianos demonstrierte, folgten ihrer Darbietung. Bei ihrem Auftritt mit dem legendären Geiger Ivry Gitlis zeigte sie sich als äusserst einfühlsam. Der Virtuose wurde abwechselnd von den jungen Pianisten Khatia Buniatishvili and Yuja Wang begleitet; bei seinem Auftritt mit Martha Argerich bewies sich die ganze Virtuosität des nunmehr 89-jährigen Meisters, der einmal mehr bewies, dass wahres musikalisches Können kein Alter kennt.

Gitlis/Wang Photo: Aline Paley

Die Proben für den Konzertabend hatten schon am Abend zuvor begonnen, und gingen - zeitlich aufgeteilt nach Gruppen von Musikern, die zusammen auftreten würden - am Tag des Konzerts weiter. Auch Kissin probte am Vorabend, und ein weiteres Mal am Tag des Konzerts. Die Probe sollte mit der Klaviersonate Op. 120, No. 2 von Johannes Brahms beginnen; der für den Part der Viola vorgesehene Bashmet hatte sich jedoch verspätet. Nachdem Kissin seine Lederjacke an die Ecke des Klaviers gehängt hatte, verlor er keine Zeit, sich ans Klavier zu setzen und die Sonate durchzuarbeiten.

Die riesig leere zeltartige Struktur des Salle des Combins füllte sich umgehend mit Kissins klar definierten Läufen, die er aus verschiedenen Perspektiven anging. Er suchte sich einen Ausgangspunkt, und dann einen weiteren, vom ersten etwas entfernt, und integrierte seine Läufe in die folgende Passage.

Manchmal legte er dabei den Schwerpunkt auf die eine oder andere Hand, durchlief einen Teil des Stücks, und brachte schliesslich alle Elemente wieder zusammen. Ein andermal variierte er seinen Ansatz, indem er schneller in die Tasten griff, dann wieder langsamer, lange Atempausen schaffend, die die Zeit fast zum Stillstand zu bringen schienen. Er ging mühelos zu Kaskaden über, die die natürliche Kraft von Wasserfällen zu haben schienen. Vor allem in Akkordprogressionen setzte er sein Handgelenk relativ hoch an, was eine starke Angleichung der Finger, der Hand und des Vorderarms bewirkte; dies wiederum erlaubte die totale Kontrolle über die ausgewogene Ausformung seiner durchgängigen melodischen Stränge.

Als Bashmet endlich eintraf, unterhielten sich die beiden Musiker in ihrer Muttersprache – Russisch – und Kissin gab Bashmet das “A” des Flügels zum Stimmen der Viola. Die beiden spielten das Werk ohne häufige Unterbrechungen zügig durch.

Bashmet spielte zumeist sehr zart, und steigerte sich nur sehr vorsichtig zu Crescendos, mit Ausnahme der Höhepunkte. Gegen Ende des absolut wundervollen Appasionata, ma non troppo allegro konnte ein Zuhörer nicht länger an sich halten, sondern applaudierte, obwohl das Musikstück noch nicht ganz zu Ende war. Bashmet lächelte und wies darauf hin, dass es noch weiter ging, verbeugte sich aber trotzdem höflich und dankte dem enthusiastischen Zuhörer mit einer Prise seines Humors.

Kissin ging weiter durch die verschiedenen Abschnitte des Stücks und nahm sich dann des anspruchsvollsten und schwierigsten Teil seiner Proben an – den Paganini-Variationen. Mit denen würde er, zusammen mit Martha Argerich, den Konzertabend beschliessen.

Kissin bei den Proben

Nach der Probe für das Brahms-Stück betrat Martha Argerich den Saal, ganz die statueske Diva des Festivals und Legende der klassischen Musikwelt.

Kissin bei den Proben

Kissin probt

Mit ihren 70 Jahren scheint sie nichts von ihrem jugendlichen Elan eingebüsst zu haben. Kissin erhob sich, um sie zu begrüssen, und die beiden umarmten einander herzlich: zwei Giganten des Klaviers, im Begriff, an zwei gegenüber stehenden Flügeln Platz zu nehmen und sich auf einen einzigartigen Auftritt vorzubereiten.

Kissin eröffnete den musikalischen Dialog mit Vehemenz, während Argerich die feinsten Klangbilder erkundete, und so eine völlig andere Klanglandschaft kreierte. Das Ergebnis dieser Zwiesprache mit ihren atemberaubend schnellen Variationen hätte sich, unter anderer Regie, möglicherweise schnell in Freiübungen aufgelöst. Ganz entspannt diskutierten die beiden Pianisten das Timing bestimmter Eckpunkte ihrer Darbietung, und arbeiteten das Stück auf diese Weise durch. Irgendwann fragte Argerich, an die kleine Zuhörerschaft gerichtet, die sich inzwischen im Raum eingefunden hatte: “C’etait bien?”, worauf die Gäste mit einem empathischen “Oui, merveilleux” antworteten.

Dann besprach sie sich mit Kissin, und sie gingen das Stück noch einmal durch. “Are we safe?” fragte sie ihn dann, und er antwortete mit einem Lächeln: “Yes, we are safe”. Sie tauschten eine weitere Umarmung und kleine Wangenküsse aus, und man ging zum Luftschnappen nach draussen.

Argerich setzte sich auf eine der Bänke vor der Halle, und während sie sich eine Zigarette anzündete, begannen wir unser Gespräch. Ihre Offenheit spiegelte die allgemeine Atmosphäre zwischen den Künstlern des Festivals wieder, und diese trug nicht unerheblich zum Erfolg des Festivals bei. Das freundschaftliche und verbindliche Ambiente war nicht zuletzt auch Argerichs Verdienst; es erlaubte allen Beteiligten eine gewisse Unbeschwertheit und liess sie – trotz der Vorbereitungen für das ambitionierte Konzertprogramm – die Zeit in Verbier fast wie einen Kuraufenthalt geniessen.

Da sass sie nun, die berühmte Martha Argerich: auf Französisch, Englisch und Deutsch grüsste sie alle vorbeigehenden Musiker mit einer Energie und Lebhaftigkeit, die an die Lebenslust eines Teenagers erinnerte.

Es bestand kein Zweifel, dass sie von Kissin sehr beeindruckt war. “Wissen Sie”, sprach sie mich an, “das erste Mal hatte mir Daniel Barenboim von Zhenya erzählt. Dann hab’ ich Aufzeichnungen seiner Chopin-Konzerte gehört: unglaublich! Ich glaube, er war erst 12 zu der Zeit. Und dann traf ich ihn in den späten 80iger Jahren hinter der Bühne eines seiner Konzerte in Moskau; ich war da, um mit Gidon Kremer aufzutreten. Er bat mich um ein Autogramm”, lächelte sie. “ Ich liebe Zhenya – er ist einmalig … und ich spreche nicht nur von seinen musikalischen Fähigkeiten, die wirklich eine Klasse für sich sind, sondern ich meine auch ihn als Person. Wir haben zum ersten Mal hier in Verbier zusammen gespielt; ich glaube, das war 1997. Er ist wirklich so aussergewöhnlich. Er bat mich, seinen 40igsten Geburtstag mit ihm zu feiern; er wird an diesem Tag in Japan auf Tournee sein.

Und dann stand Martha Argerich auf, und fragte mich nach meinem Sternzeichen; als ich ihre Frage beantwortete (ich bin Stier), liess sie mich nicht wissen, warum sie nachgefragt hatte, sondern lächelte nur vielsagend. Sie ging mir zurück in die Konzerthalle voraus, und die nächste Runde von Kissins Proben zum Brahms-Quartett für Klavier Op. 25, No.1 stand auf dem Programm.

Der Geiger Vadim Repin und der ewig-coole Cellist Mischa Maisky gesellten sich zu Kissin, und dem Violisten Bashmet. Somit war die ‘russische All-Star Band’ komplett.

Als ich später mit dem in Moskau und Wien ansässigen Geiger Vadim Repin sprach, drückte der sein Bedauern darüber aus, dass das Schicksal sie alle nicht häufiger zusammen bringe. Aber, meinte er, wenn es denn passiere, sei es immer ein glücklicher Augenblick.

Kissin und Repin kennen sich ursprünglich von einem Konzert in Moskau, bei dem sie beide – ganze 13 Jahre alt – aufgetreten waren. Ihre Freundschaft war über die Jahre gewachsen, und sie blicken auf viele schöne Momente zurück, z.B. auf gemeinsame Schachspiele bei Konzertreisen.

”Ich halte ihn, als Menschen und als Musiker, für einen der kompromisslosesten und stärksten Persönlichkeiten,” sagt Repin über Kissin.”Ich würde ihm mein Leben anvertrauen, und das gilt natürlich auch für die Bühne. Er verkörpert die perfekte Balance zwischen Empfindsamkeit und fähiger Führung. Und nicht nur ich verehre ihn; meine ganze Familie bewundert seine Persönlichkeit.”

Cellist Mischa Maisky erinnerte sich an sein erstes Konzert mit Kissin – ein äusserst anspruchsvolles Konzert, das einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen hatte. Das Konzert fand 2001 in Verbier statt. Vor zwei Jahren dann, wieder in Verbier, spielten Maisky und Kissin dort ein Trio mit Joshua Bell. Maisky beschrieb, dass ihm die perfekte Balance sämtlicher Faktoren, die zusammen kommen müssen, um wirklich grossartige Musik zu machen, das ist, was ihn an seinen Auftritten mit Kissin am besten gefällt. “Er hat natürlich eine enorme technische Fertigkeit, ist einfühlsam und hat ein grosses Herz, aber er ist auch sehr intelligent. Und er ist ein Perfektionist mit sehr hohen Qualitätsmassstäben, und weiss, was er will. Seine Hingabe ist jedoch das wirklich Inspirierende; er legt die Latte jedesmal sehr hoch an, und es ist eine grossartige Sache, sich dieser Herausforderung zu stellen.

Die Überzeugung, dass Musiker, die in der Öffentlichkeit stehen, auch die moralische Verpflichtung haben, ihre Stimme gegen Unrecht zu erheben und für Dinge, an die sie glauben, aktiv zu werden, teilen beide Musiker gleichermassen.

Meint Maisky: “Eine einzelne Stimme hört man vielleicht nicht so gut, gemeinsame Bemühungen haben jedoch einen kumulativen Effekt. Darum sollte man nicht passiv bleiben und denken, dass man sowie nichts ändern kann. Zumindest sollte man sich bemühen und an den Erfolg seines Tuns glauben. “

Erst im letzten Monat nahmen die beiden Künstler zusammen mit Martha Argerich and Gideon Kremer an einem Konzert in Strassburg teil, in dessen Rahmen sie anti-demokratische Praktiken in Russland anprangerten.

Verbier bietet zweifelsohne immer wieder die einzigartige Gelegenheit, neue und alte Freundschaften, die weit über gemeinsames Musizieren hinausgehen, zu schliessen bzw. wiederzubeleben - nicht zuletzt auch auf den legendären Afterparties.

Afterparty


Thursday, August 11, 2011

Reflektieren über Werke in Bearbeitung: Neue Musik beim ‘River to River Festival’
















Für seine Vielfältigkeit hinsichtlich innovativer kultureller Veranstaltungsproduktionen bekannt, wurde das faszinierende Programm dieses Abends für das ‘River to River Festival’ von Beth Morrison verwirklicht. ‘River to River’ fördert kulturelles Leben, besonders in ‘downtown Manhattan’ und das Beth Morrison Projekt stellt seine schöpferische Initiative in den Dienst der Planung dieser Veranstaltung. Das Programm des Abends umgab mich mit Kerzenlicht und surrealen Videoinstellationen im Hintergrund, als eine Kostprobe der fantastischen Zusammenarbeit und den Austausch unter den anwesenden Musikern.Trinity Choir performs Nico Muhly
Paola Prestini, eine der dynamischen Komponisten, die zusammen mit Missy Mazzoli und Nico Muhly auftrat, teilte (deren Werke feierlich vom ‘Trinity Choir’ unter der Leitung von Julian Wachner beim Festival aufgeführt wurden), nahm sich die Zeit, mir die Darbietung ihres [Stückes] House of Solitude - A Poet’s Labyrinth näher zu bringen. ”Das Werk ist noch in Arbeit” erläuterte sie, “und die vollendete Version wird im Jahre 2013 am ‘Krannert Center’ Premiere haben. Der KBOW, der Neils Bogen ist und vom berühmten Keith McMillan erfunden worden war, bringt Sounddateien und Effekte hervor, aber setzt schießlich Licht und Film in Gang. Daran arbeiten wir und erweitern das Stück…Keith erfand Zeta Instrumente und Neil führt überzeugend auf .” Mit berauschenden Bewegungen, die Klangwellen jenseits des Klangbogens entstehen zu lassen scheinen, gab der brilliante Cornelius Dufallo Photo: Cornelius Dufallo
(siehe ebenfalls meinen Artikel http://getclassical.blogspot.com/2011/06/ethel-quartets-violinistcomposer.html ) Prestinis Werk in Verbindung mit einem konzeptionell surrealistischen und amorpfen, stimmungsändernden Video zum Besten, das von Carmen Kordas entworfen worden war und auf einem im Hintergrund runtergelassenen Bildschirm gezeigt wurde.
Mazzoli am Keyboard spielte mit der ausdrucksvollen Violinistin Nadia Sirota zu den Videos von Jennifer Stock wie auch von Alice Lovejoy. Das Zusammenspiel dieses Duos war schon vorher gefühlvoll erkundet worden. Und auch Mazzoli reflektiert hinsichtlich dessen, was noch in Arbeit und macht [so] das Leben selbst zu einem selbstreflektierten Werk, dass noch in Arbeit ist, zu einer Konstante in ihrem Leben.
“Das Abenteuer das Auftretens, des Komponierens, des [Musik-] Unterrichtens und des Produzierens, wobei man nie weiß, was morgen passieren wird…”ist ihre Idee mit Musik Spaß zu haben.
“Ich entwickle fortwährend meine eigene Stimme und verändere sie, sie wird immer von neuen Genres beeinflußt, von neuen und alten Komponisten wie auch von den bildenen Künsten. Das verändert unabdingbar das, was ich schreibe. Zum Beispiel, im Moment fasziniert mich der visuelle Einfluss von Sol Levitt oder die Musik von John Luther Adams; es beindruckt mich, wie man ein Stück aus diesen Mustern schaffen und so diese Kollagen schaffen kann,” meint Mazzoli. Das schließt nicht ihre Faszination für den Klassizismus Beethovens aus.
Was laut Mazzoli das beste war, was ihr je passiert ist, war im Alter von 21 Jahren die Gelegenheit zu haben, dank Fulbright Stipendiums Zeit in Amsterdam verbringen zu können, wo sie bei Louis Andriessen studierte, der von ‘Musical America‘ zum Komponisten des Jahres 2010 ernannt worden war. Sie beschreibt diese Zeit ihres Lebens als eine entscheidende Erfahrung in ihrem Leben, als sie in Clubs auftrat, Shows auf die Bühne brachte und mit ihrer ersten Band hills not skyscrapers herumtingelte. Nach ihrer Rückkehr und der Erlangung eines Master Abschlusses von der Yale Universität hatte sie verschiedene, miteinander in Zusammenhang stehende Positionen inne, die vom persönlichen Assistenten von Meredith Monk bis zu einer Führungsposition reichten, als sie das von Philip Glass gegründete MATA Festival leitete, wo sie als eine der Aufretenden angefangen hatte. Alles hängt miteinander zusammen und es geht darum, in der Öffentlichkeit zu stehen und mit Auftrittskünstlern zusammenzuarbeiten, die dann Freunde und zu einem Netzwerk werden, die konstant zu größeren und besseren Dingen führen.Nadia Sirota und Missy Mazzoly tech-rehearsal
Der Aufnahmeproduzent Judd Greenstein, ein guter Freund von Mazzoli, nahm auch ihr erstes Album Cathedral City auf, das von ihrer nur aus weiblichen Mitgliedern bestehenden Band Victoire im letzten September herausgegeben wurde und als eines der besten klassischen CDs im Jahre 2010 von NPR National Public Radio, der New York Times wie auch von Alex Ross vom ‘New Yorker’ Journal plaziert wurde, der Mazzoli als “führend unter den New Yorker jungen Modernen” beschrieb.Missy Mazzoly Probe
Obwohl sie es als rein zufällig beschreibt, dass alle Auftretenden bei Victoire weiblich sind, begrüßt sie die Gelegenheit auf einem Gebiet mit Frauen zusammenzuarbeiten, das immer noch zu einem gewissen Grad von männlichen Komponisten wie auch Instrumentalisten dominiert wird. Das Quintett, das Mazzolis elektrisch verstärkten Werke spielt, wurde im Jahre 2008 gegründet. Mazzoli spielt normalerweise nicht viel von ihren eigenen Werken; stattdessen nimmt sie Auftragsarbeiten von Künstlern aus aller Welt an. Das Kronos Quartett, Eight Blackbird und das American Composers Orchestra sind unter ihren vielen regulären Auftraggebern.
Bevor Mazzoli, die tatsächlich ein bisschen Lampenfieber eingestand, sich für ihren Auftritt an diesem Abend in der Trintity Church, dem Veranstaltungsort des Festivals, vorbereitete, sprachen wir über das Medium der Oper, das momentan musikalische Entdeckungen zu berherrschen scheint. Während die Nachrichten über Nico Muhlys großartige Produktion und Opern-Debüt in Londen gerade in den Schlagzeilen nachzulesen waren, bemüht sich Mazzoli ganz ähnlich, das Medium eines Orchesterstückes oder eines Liederzyklus für eines ihrer neuen Projekte zu erweitern. Von einem Thema inspiriert, das auf dem Leben der nordafrikanischen Entdeckerin Isabelle Eberhardt basiert, was ihrem Empfinden nach eine größere Inszenierung, verschiedene Stimmen und eine zeitliche Ausdehnung erfordert, plant sie eine Oper zu produzieren, die eine abgespeckte Version dessen ist, was normalerweise als eine Opernproduktion gesehen wird, aber dennoch alle wichtigen Bestandteile beinhaltet.
“Die Leute werden sich darüber klar werden, dass die Definition der Oper eine flexible ist. Man braucht nicht Millionen [an Geldern] für eine volle Besetzung von Divas und die MET [Metropolitan Opera]. Meine Oper wird aus einem Fünf-Personen-Orchester, fünf Solisten, Projektionen, einer Videoproduktion bestehen und wird es schaffen, die Geschichte mit verschiedenen Stimmen, Librettos usw. erzählen…und mit der kompletten Inszenierung. Unterstützt durch Gelder der Jerome Foundation, an denen jüngst auch andere Teil hatten, wird es sich um eine ca.70 minütige Aufführung im The Kitchen, einem Black Box Theater mit voller Bühnenaustattung handeln.
‘River to River’ und das Beth Morrison Projekt planen momentan ein ausgefeiltes Programm mit den gleichen Teilnehmern, um den 75-jährigen Geburtstag von Philip Glass zu feiern.
Für Paola Prestini siehe: http://www.paolaprestini.com//
Für Nico Muhly siehe: http://www.nicomuhly.com/
Für Missy Mazzoli siehe: http://www.missymazzoli.com/