Sunday, May 29, 2011

Violinist Ittai Shapira: Eine Persönliche Dimension vermitteln



Bisher sind 14 Kompositionen von verschiedenen zeitgenössischen Komponisten dem Violinisten Ittai Shapira gewidmet worden. Zugehörig zur Generation von Auftrittskünstlern der New Yorker klassischen Musikszene, in der Altersgruppe dreißig und darüber – er und der Pianist Jeremy Denk waren zu College-Zeiten Zimmergenossen und machten auch eine gemeinsame Aufnahme– , ist er jetzt als vielseitiger Auftrittskünstler eines riesigen klassischen Violinenrepertoires bekannt, das die Gegenwart wie die Vergangenheit, das Zeitgenössische wie das Traditionelle umfasst.
Eine dieser Premieren beinhaltete ein Violinen Concerto, das von der israelischen Landsmännin und ‘Pulitzer’ Preisträgerin Shulamit Ran für ihn geschrieben worden war. Es wurde im Jahre 2003 bei Shapiras gefeierten Debüt in der Carnegie Hall mit dem ‘Orchestra of St.Lukes’ aufgeführt. Im Jahre 2007 wurde es in Rans Zusammenstellung der von Daniel Barenboim und dem ‘Chicago Symphony Orchestra’ gespielten Werke aufgenommen.
Shapiras internationale Auftritte als ausgezeichneter Solist mit vielen der führenden Orchester wie auch Kammermusik Ensembles, lassen zusammen mit seinen verschiedenartigen Aufnahmen sein weitgefächertes Interesse am Standard - wie auch am ungewöhnlichen Repertoire erkennen und erklären, warum so viele Komponisten ihm Werke für seinen Auftritt widmen.
Ein anderer israelischer Landsmann, der Komponist Avner Dorman, der sich jüngst großer internationaler Nachfrage erfreut, schrieb im Jahre 2006 ebenfalls ein Violinen Concerto für Shapira. Es wurde mit dem ‘Jerusalem Symphony Orchestra’ aufgeführt.
Wie auch Shapira hatte Dorman seine Ausbildung an der Juilliard School
erhalten, nachdem er Israel verlassen hatte, um nach New York zu ziehen. Während Dorman bei John Corigliano Komposition studierte, wurde Shapira von Juilliards Violinenkapazitäten wie Dorothy DeLay und Robert Mann unterrichtet - und erhielt Privatunterricht von Itzhak Perlman und Pinchas Zukerman.
Da Ittai mit der Daniel Pearl Foundation zu tun hatte, entschlossen sie sich, wie Dorman im Programm des Konzerts bemerkt, das Stück und ihre Premieren-Auftritte dem Gedächtnis an den Journalisten Daniel Pearl zu widmen. Ein anderes Konzert von dem Komponisten Dave Heath fand über ihn und Shapira seinen Weg in die Filmmusik von “The Journalist and the Jihadi”, den Film über Daniel Pearls tragischen Tod in Pakistan.
Glen Rovens Konzertstück “The Runaway Bunny” war im Jahre 2006 für Shapira geschrieben und mit dem ‘Royal Philharmonic’ und Brooke Shields als Erzählerin der Kindergeschichte für Sony/BMG aufgenommen worden. Dieses Stück, wie auch sein Auftritt für einen Jerry Lewis’ Spendenmarathon, machten Shapira einem größerem Publikum gegenüber bekannt. Der letztere Auftritt, der in den USA auf nationaler Ebene im Fernsehen übertragen wurde, hatte Berichten zufolge ein Publikum von 55 Millionen Zuschauern. Unter den anderen Kompositionen, die ihm gewidmet sind, ist das kürzlich entstandene “Katrina Concerto” von Theodore Wiprud.
Aber obwohl Shapira sich sehr gücklich schätzen könnte, der gefragte Auftrittskünstler zu sein, der er nun mal ist, hat er ein sich ausweitendes Interesse am zeitgenössischen musikalischen Versuchslaboratorium von Zusammenarbeit, Arrangements und Orchestrierung entwickelt, einem Prozess also, der ihn sicherlich sein eigenes Interesse an Komposition erkunden läßt.
“Ich habe eine Musikreihe vorgestellt und junge Komponisten bekannt gemacht, um so eine Verbindung mit einem jüngerem Publikum herzustellen. Wir haben virtuose Variationen vorgestellt, die einem großen Künstler gewidmet waren. Am Ende war ich damit beschäftigt, die Stücke zu spielen und zu orchestrieren. Es war ein großartiger Lernprozess”, erläutert er wie er seine anfänglichen Versuche mit Kompositionselementen und auch eine fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Komponisten Dave Heath beschreibt, die während seines Studiums entstanden war, als er seine eigenen Kadenzen unter der Anleitung seines Juilliard Mentoren Robert Mann schrieb.
Und Dorman hat über sein Concerto folgendes zu sagen: ”Als ich das Konzert komponierte, hat Ittai Shapira beim Schreiben für die Violine mit viel Information und Rat mitgewirkt – und dafür bin ich ihm sehr dankbar.”
Als wir während unseres Gespräches beim Mittagessen in New Yorks ‘Upper West Side’ auf seine Doppelrolle als Violinist und Komponist zu sprechen kommen, wird Shapira sehr lebhaft. Das ist sicherlich für ihn auch eine Leidenschaft.
‘Champs Hill Records’ hat gerade sein eigenes ”Concierto Latino” herausgebracht, von Shapira selbst gespielt, in Zusammenarbeit mit dem Dirigenten Krzysztof Chorzelski , der auch Violist des bekannten Belcea Quartetts ist.
Concierto Latino umspannt die Einfüsse eines ganzen Spektrums von lateinamerikanischen Komponisten einschließlich von Villa Lobos und Manuel de Falla bis hin zum Flamenco Sänger Camaron de la Isla, Shakira und der kubanischen Musik des Bueno Vista Social Clubs reichend.
Zusätzlich zum lateinamerikanischen, musikalischen Szenario hat bis zu seiner Fertigstellung im Jahre 2007 ein sehr persönliches Ereignis die Gestalt vom Concierto Latino beeinflusst. Im Kommentar des Begleitheftes des Stückes werden die entscheidenden Elemente seiner Komposition beschrieben:
In einer eiskalten Nacht im Januar 2005 war Shapira von einer ‘Gang’ von sieben oder acht Männern angegriffen worden. Nachdem er am nächsten Tag aus dem Krankenhaus entlassen worden war, verwarf Shapira diesen Vorfall und begann unverzüglich mit seiner Tournee. Dennoch hinterließ die Attacke eine ungewöhnliche Wunde: täglich pochende Kopfschmerzen, die von trüben, aber dennoch bestimmten Klangreihen begleitet waren. Als Shapira beschloss, diese Klänge niederzuschreiben, war die neurale Reaktion faszinierend: er sah im Inneren eine kurze Momentaufnahme von sich selbst, wie er auf Eis fiel. Als seine Komposition Form annahm, geschah das Gleiche mit seinen Erinnerungen …nicht nur, dass der Überfall eine musikalische Reaktion hervorrief; umgekehrt ermöglichte die musikalische die neurale Reaktion, was eine bemerkenswerte therapeutische Wirkung hatte.
In drei Teilen konzipiert mit den Titeln:”Der Angriff [the attack]”, “Wehklage [lament]” und Party [party]”
Die Tatsache, dass diese intensive, persönliche Begebenheit eine Reaktion hervorrief, die so vehement die Komposition beeinflusste, wurde nicht beabsichtigter Weise ein bisschen zu einem Marketing Mittel, was in den Gesprächen vor dem Konzert eingesetzt wurde. Während seine Doppelrolle als Komponist /Auftrittskünstler als solche herausstach, wurde die persönliche Geschichte zu einem schlagkräftigen Katalysator und führte umgehend zu vier weiteren Aufträgen. Shapira erläutert weiter: ”Während ich in Wirklichkeit eine sehr private Person bin, glaube ich in der Tat, dass es für mich zu einem wichtigen Faktor wurde, Andere Anteil an der Auswirkung der eigentlichen Bedeutung, die hinter der Komposition steht, haben zu lassen. Die Grundtatsache ist, dass Musik in Wirklichkeit dafür gedacht ist, zwischen den Menschen zu kommunizieren und, je mehr das Publikum den Hintergrund eines Stückes versteht – auch dank von wortwörtlichen Erklärungen – desto mehr kann es mit der Musik etwas anfangen. Es ist mir wichtig, eine persönliche Bemerkung hinzufügen zu können; es gibt dem Stück eine andere Dimension. Das heißt nicht, dass die Musik nicht auf eigenen Beinen stehen kann, sondern vielmehr, dass wir eine bessere Idee davon haben, wie man eine Interpretation auf die Musik bezieht, was auf positive Weise den Einfluss der Musik verändert. Besonders bei neuer Musik – eben dann wenn die Vertrautheit traditioneller Botschaften wegenommen wird – wird etwas anderes gebraucht. Es wird dabei grundlegend, eine persönliche Geschichte hinzuzufügen, die die Menschen verstehen können und die Öffentlichkeit ist weniger defensiv, wenn sie, wie in einem tatsächlichen laufenden Schauspiel, Anteil am Wissen über eine sinnstiftende Interpretation hat. Und wer kann nicht einen Angriff, eine Wehklage und die Party, die das Leben ist, mit sich selbst in Beziehung bringen?“
Während er noch in Israel lebte, studierte Shapira mit der angesehenen Pädagogin Ilana Feher in Israel als ihr letzter Schüler. Shapira beschreibt ihren Einfluss auf ihn als tiefgreifend und dauerhaft:” es ging nicht nur um die Musik,” erinnert er sich, “es ging um das ganze Paket. Wie man sich für einen Auftritt kleidete, wie man sich benahm … der Lehrer war in allem in deinem ganzen Leben einbezogen, nicht nur der dem Musikunterricht.”
Zum Gedächtnis an Feher und gewidmet dem Aufbau und der Förderung junger israelischer Violinisten gründete er mit seinem Kollegen Hagai Shaham vor Kurzem die ‘Ilana Feher’ Stiftung. Diese is darauf ausgerichtet, begabten Studenten zu helfen, indem sie ihnen ”einen extra Anstoß, den sie brauchen, gibt, sie bei der Auswahl des Repertoires berät und ihnen beim Knüpfen von Kontakten behilflich ist und nachhilft, indem sie Vorführaufnahmen für Hörproben zur Verfügung stellt etc…” macht Shapira klar: “Wir konzentrieren uns auf konkrete Projekte. Zum Beispiel, brachten wir Itamar Zorman, einen sehr begabten Studenten von Hagai, mit verschiedenen Lehrern in Kontakt, damit er unterschiedliche Perspektiven bekommt. Dann waren wir die Sponsoren einer Vorführaufnahme und gaben bezüglich Repertoires Rat. ‘Fundraising’ für ein Konzert in der ‘Carnegie Hall’ machte ihn einem breiteren Publikum bekannt und er gewann in der Tat drei Wettbewerbe und eine Auftrittsmöglichkeit mit dem ‘Juilliard Orchestra’ in der Avery Fisher Hall. So sehen wir den Einfluss der ‘Feher Foundation’, indem wir die Ausrichtung der Unterstützung den jungen Künstlern individual anpassen.” Ein anderer Künstler, auf den Shapira sehr stolz ist und den er mir nennt, ist Netanel Draiblate, ein talentierter Solist, der auch vor Kurzem Konzertmeister der ‘Annapolis Symphony’ wurde.
In jüngster Zeit hat die Stiftung in Partnerschaft mit verschiedenen städtischen Gemeinden in Israel zusammengeabeitet, um Musiker auszubilden und ihr fortlaufendes Engagement als Lehrer in Israel zu bestärken.

Wednesday, May 18, 2011

"Do the Shuffle!"


Die jüngste Idee verschiedene Musikstile, die zuvor voneinander getrennt waren, miteinander zu vermischen, hat dazu geführt,, Konzerte als Shuffle im I-Pod Stil aufzuführen .In diesem Fall wird das Programm von den Hörern von einer Musikauswahl aus bestimmt und so entspricht es fast vollständig den Wünschen des Publikums.

Sogenannte “‘shuffle’-Konzerte” werden von einer Gruppe klassisch ausgebildeter Solisten und Kammermusiker dargeboten, unter der innovativen künstlerischen Leitung ihres Pianisten Eliran Avni. Jedes Konzert bietet eine Musikauswahl verschiedener musikalischer Genres, angefangen von Klassik bis hin zu Jazz, Pop und Folklore.

Indem sie nicht die bestehenden Genres leugnen, sondern vielmehr deren Repräsentation durch die Auswahl des Publikums koordinieren, haben diese einfallsreichen Musiker noch eine weitere Dimension gefunden, auf erfolgreiche Weise das gewichtige Urteil einer Kategorisierung auszuräumen.

Durch erstaunlich einfache Mittel wird der Prozess eines ‘Shuffle’- Konzerts zu einem anspruchsvollem Erlebnis. Das Publikum hat dank seines eigenen Einflusses die Möglichkeit, die Ergebnisse eines offenen, anregenden Musikereignisses zu gestalten.

Die Idee entsprang einer Konzeptionalisierung einer täglichen Begebenheit. Avni befand sich auf einem Laufband und hörte seinem MP3 Player zu, dessen Musik “geshuffelt” wurde und so folgte Prokofievs 5.te Symphonie auf The Pretenders.

“Ich war geschockt und mir wurde langsam klar, dass es interessant wäre, ein Live Konzert dem Prinzip einer Zufallsauswahl verschiedener Stile zu gestalten,” meint Avni in einem kürzlich mit mir geführten Interview. Er hat seine Erfahrung ebenfalls in einem Interview mit Anita Mercier, einem Fakultätsmitglied an der ‘Juilliard School’ beschrieben: ”Ich war so geschockt, dass ich das Laufband anhalten musste ….Das ursprüngliche Shuffle Prinzip ist größtenteils ein Zufallsprinzip, Es geht darum, nicht zu wissen, welches Stück als nächstes kommt und die Schockwirkung, die aus dem Wechsel der Nummern und in manchen Fällen aus radikal unterschiedlichen Stilen erwächst, zu genießen.”

Linor Katz und Eliran Avni

Es gab hier noch ein anderes Erlebnis, welches als Katalysator bei der ausschlaggebenden Entscheidung wirkte, mit diesem neuartigen Ansatz zu arbeiten. Avni stand zusammen mit seinem Freund Moe eine klassische Darbietung eines Streichquartetts durch, welches er nicht im geringsten mochte; weder das Spielen noch die Auswahl des Repertoires. Als er während der Pause das Konzert verließ, war er von der erdrückenden Atmosphäre frustiert und teilte das Moe mit: ”Wie kann ich als ausgebildeter klassischer Musiker von anderen erwarten, meine Darbietungen durchzustehen, wenn ich es nicht selbst vermag … ich verstand, dass sich etwas ändern muss.” Und Moe unterstützte diesen Anstoß. Und so taten es auch andere Freunde, wie Moran Katz, der ihm riet, die Idee mit dem Shuffle zu verwirklichen.

Das Konzept hat sich seit seinen ursprünglichen Anfängen ein bisschen entwickelt, als Avni zunächst mit seiner ursprünglichen Gruppe von ‘Shufflern’ begann, die zumeist Freunde und Musiker waren, mit denen er zuvor gespielt hatte. Einige von ihnen haben mit ihm ihre israelische Herkunft gemein. Diese Gruppe umfasste die Schwestern Moran Katz (Klarinettistin) und Linor Katz (Cellistin), die Violinistin Lauren Basney von der Juilliard School, mit der Avni in der ‘Weill Recital Hall’ der Carnegie Hall gespielt hatte und die Oboistin Roni Gal-Ed, mit der er in Deutschland aufgetreten war. Die Sopranistin Amy Justman wurde für die Gruppe zu einem speziellen Vorsingen eingeladen.

Schon relativ früh entdeckten sie, dass die Schwierigkeit der Vielfaltsoption des Programms darin bestand, dass man die Zahl der Mitglieder der Gruppe vergrößern musste.

Am gleichen Tag der Darbietung 40 und mehr Stücke einzustudieren, war eine Herausforderung und schon bald entschieden sie sich, die Gruppe für weitere ebenso talentierte Musiker zu öffnen.

Avni erläutert: “Wir brachten die Sopranistin Mary Mackenzie an Bord, um den Sopranisten Platz zu teilen, und da (Oboistin) Roni auf Mutterschaftsurlaub ist teilt Jessica Pearlman sich jetzt mit Hassan Anderson den Oboisten Platz. Und Angelia Cho und David McCarroll teilen sich den Violinisten Platz. Diese Art von Format entspricht recht gut dem Geist (der Dinge) eines “Shuffle”– auf diese Weise bekommt das Publikum nicht nur jedesmal ein anderes Programm zu hören, sondern auch unterschiedliche Talente und Interpretationen. Ich persönlich finde es auch wirklich interessant, die gleichen Stücke mit unterschiedlichen Musikern darzubieten.”

Das erste “shuffle” – Konzert fand am 15. Februar 2010 im Rose Studio des Lincoln Centers statt, dem schlossen sich eine Vielzahl anderer Veranstaltungsorte an und das ganze fand auf Einladung des ‘Felicia Blumenthal Chamber Music Festivals’ hin seinen Höhepunkt mit einer kürzlich stattfindenden Israel Tour. Weitere Tourneen sind für die Westküste geplant: [nach] Oregon, San Francisco, Los Angeles und San Diego im November 2011 und nach London in 2012.

Shuffle Weill Recital Hall

Es bleibt abzuwarten und ich glaube, dass es wahrlich faszinierend sein wird, wie – auf lange Sicht – die Wahl des Repertoires, die Auswahl der Stücke beeinflusst, die sich auf der “Auswahliste” befinden, [und] die sich mit dem sich ändernden Eingaben der Musiker verändern.

Es wird auch interessant sein zu sehen,, wie sehr der kuratorische Aspekt des Konzerterlebnisses vermisst werden wird. Die “catering” Aspekte eines Selbstbedienungsmenus werden mit Sicherheit eine Herausforderung sein, eines das Spontanität und das Vergnügen des freien Flusses, angesichts eines reflektiveren Gusto hat.

Sich dieser Grenzen bewusst, hat Avni die Gruppe angehalten, die Anfangsnummern einer jeder Programmhälfte auszusuchen. Avni meint: “Wir mussten mit Stücken beginnen, bei denen wirkliche Leidenschaft empfanden und so haben wir ein bisschen Kontrolle über die Ausgewogenheit und Struktur des Konzerts, indem wir sicherstellen, dass die Stücke alle Mitglieder des Ensembles involvieren. Einige Grenzen beziehen sich auch auf die Arrangements für die Instrumente, die beim Ensemble Verwendung finden.”

"Shuffle" Kosciuszko Foundation

Avni zollt seinen Dank der Unterstützung der Produzenten Liat Shetret, Oded Naaman und Richard Lissemore, ohne die dieses Projekt nur eine spaßige Idee geblieben wäre. Er bewundert das hohe Kaliber seiner klassisch ausgebildeten Mitmusiker, die seine Vorstellung des ‘Shuffle’ unterstützen. Alle von ihnen sehen jedes Konzert als einen Zufall an, der den traditionellen Auswahlprozess für eine wahrlich demokratischen Geist hinter sich läßt, und durch ein “kosmisches” Konzerterlebnis erweitert.

Wednesday, May 4, 2011

Pianisten Lucille Chung und Alessio Bax: Ihr Leben gemeinsam am Klavier











Ich genieße einen an Perfektion heranreichenden Cappuccino an der geschmackvollen, ordentlichen und brandneuen Adresse der Pianisten Lucille Chung und Alessio Bax in New Yorks ‘Upper-Upper Westside’.



Lucilles Organisationsfähigkeiten in die moderne, durchgestylte und dennoch komfortabel, schicke Atmosphäre zu übertragen, ist ein Echo auf Alessios italienisches, klassisches Design-Erbe, welches, zu meiner Freude, auch wenn es um die Küche geht, ebenso eine führende Stimme in der Handhabung des professionellen Prädikats-Milchaufschäumer für Cappucino ist.



Diese großzügige Räumlichkeit, die das junge attraktive Paar ihr Zuhause nennt, wenn es in New York ist, nimmt zwei Konzertflügel auf. Einer ist fürs Üben und Unterrichten in ihrem Arbeitszimmer, das zur Zeit ebenfalls als Gästezimmer dient; der andere im Wohnzimmer und für das gleichzeitige Üben bestimmt oder dafür, sich einander oder auch Gäste zu unterhalten, die typischerweise ebenfalls Musikliebhaber oder Musiker sind.



Klavierspielen ist für beide ein zentraler Bestandteil ihres Lebens. Daher können sie es auch genau so gut gleich zusammen machen und so die Zeit gemeinsam verbringen. Als zwei junge, jeder für sich allein genommen, erfolgreiche Musiker verbringen sie die restliche Zeit gemeinsam, indem sie versuchen, die Klavier Fakultät an der SMU in Dallas und ihren zunehmend vollen Auftritts- und Aufnahme-Terminkalendern unter einen Hut zu bringen. Obwohl sie als Solisten sehr gefragt sind, passiert es in letzter Zeit immer öfter, dass sie auch als Duo spielen. Nicht, dass sie das notwendigerweise so geplant hätten. Obwohl es immer eine großartige Idee zu sein schien [dass sie gemeinsam auftraten] und es gelegentlich passierte, war es erst in jüngster Zeit, dass die Zahl ihrer Duo-Auftritte zugenommen hat, so dass diese heute 20 Prozent der Zeit ausmachen, die zuvor für professionelle Soloauftritte in Anspruch genommen wurde. Und die Wahrheit ist, sie genießen es, diese wertvolle, intensiv erlebte Zeit am Klavier zusammen zu verbringen.



Als Klavier Duo zu spielen, schafft endlose Möglichkeiten aufzutreten, sich auf eine Bandbreite gut einstudierter Programme vorzubereiten und bietet ihnen schließlich eine Vielseitigkeit, indem es die Musik auf den Weg zu den unterschiedlichen Veranstaltungsorten bringt, wohin sie gern gemeinsam reisen. Wieviel romantischer könnte es noch werden?

“Es bedarf einer Menge an Koordination,” meint Lucille, die verantwortlich für alle organisatorischen Details des Teams ist. Alessio lächelt glücklich, während er zugibt, für diesen Bereich kein Interesse zu haben and bestätigt: “Wir haben uns entschieden, dieses Jahr mehr Zeit für gemeinschaftliche Auftritte auszusparen. Wir haben immer sporadisch zusammen gespielt, aber nie haben wir uns früher bemüht, das im Voraus zu planen.”



Lucille beschreibt die Psychologie des Zusammenspielens: “Es muss nur zur richtigen Zeit sein, dann sagen wir gerne ja, denn wir sind ein großartiges Team. Es gibt ein totales, gegenseitiges Vertrauen und… wir denken so ähnlich, dass wir uns nicht einmal unterhalten müssen, während wir proben. Nach einer Unterbrechung wissen wir einfach, wo man wieder einsetzt und wie man seine Vorstellungen kommuniziert. Wir denken als eine Einheit und das ist vorteilhaft, wenn es darum geht, innerhalb des Repertoires die eigene Sicherheit zu verbessern. Wir können während eines Konzertes Risiken eingehen und sind uns dann immer noch der Absicherung bewusst, des gleichzeitigen vollständigen Beistandes.”



Alessio, der auch in seinem zweiten Jahr als Gastkünstler mit der angesehenen ‘Chamber Music Society of Lincoln Center’ auftritt und sich der verschiedenen Farben und Texturen erfreut, die von den verschiedenen Instrumenten innerhalb von Kammermusik geboten werden, liegt ebenfalls viel an der Situation mit zwei Klavieren: “Auf eine Weise ist es die ideale Situation zwischen Kammermusik und Solo-Auftritten. Es wirkt eher wie eine Klavieraufführung, insofern es eine größere Freiheit und Flexibilität gibt, aber dennoch gibt es eine starke Partnerschaft und einen befriedigenden musikalischen Dialog. Das Repertoire ist wunderbar und wir können leicht die Proben koordinieren.”



Und dann gibt es natürlich all die sozialen Aspekte des Zusammenreisens, die das Paar auf jeden Fall genießt. Sie mögen es immer, den anderen auf dem Weg zu Auftritten zu begleiten, nun als Duo weitet sich das bis auf die Bühne aus. Lucille erläutert: “Dieses Jahr hatten wir bereits dreißig extra Duo-Konzerte und wir sind gerade von einer ganzen Chicago Tournee wiedergekommen, die aus vier unterschiedlichen Programmen bestand, einschließlich einer aufregenden zweistündigen “Perspective”; die mit Solo wie auch Duo- Auftritten und beiden ihren neuen Aufnahmen als Livestrom von WFMT.com ausgestrahlt wurde. Dieser ausgestrahlten Darbietung folgte ein Programm in Madison, Wisconsin, Brahms Waltzes Op. 39 wie auch ihre eigenen Arrangements von Piazzolla Tangos umfasste. Brahms wird auch diesen Sommer beim angesehenen Music@Menlos Festival gespielt werden.



Alessios CD wird gerade beim Signum Classics Label unter dem Titel Rachmaninov Preludes and Melodies herausgebracht und wird - ich bin mir da sicher - ein weiteres atemberaubendes Beispiel von Alessios Virtuosotechnik sein, die sich mit einem kultivierten musikalischen Verstehen verbindet und die expressivsten Nuancen in der Musik hervorbringt. Alessio erweist Rachmaninov die Ehre, einem Künstler, den er als den “letzten der Romantiker” bezeichnet. Und wenn man Alessio kennt, kann man eine grundlegende Verwandtschaft spüren. Egal, um wessen Musik es sich handelt, er widmet sich immer ihrer ernsthaften Erkundung und, während des Auftritts, klingt es so … unglaublich richtig – im besten Sinne von richtig, nämlich in der Musik Schönheit und Wahrheit zu finden. Zu Alessio als Solokünstler, vergleiche man bitte meinen Artikel http://english.getclassical.org/2010/11/05/pianist-alessio-bax-new-york-debut-recital-at-the-metropolitan-museum/ und bezüglich einiger früherer Auftritte von Lucille und Alessio als Duo im ‘Poisson Rouge’ siehe meinen Artikel http://english.getclassical.org/2009/10/25/new-venues-open-their-doors-for-classical-music-in-new-york/



Lucilles CD hat den Titel: Mozart and Me. Im letzten Sommer am ‘Conservatoire de musique’ in Montreal aufgenommen und gerade von Disques XXI Universal herausgegeben, spricht diese einen für sie wichtigen musikalischen Ort an. Mozart war der Grund für Lucille Musikerin zu werden. Sie erklärt, “…Seine Musik war so voller Freude und dennoch so immanent zugänglich, so einfach und doch so tief. Ich fühlte mich sofort angezogen und war fortan danach süchtig. Ich erinnere mich lebhaft, wie ich bei einer Gelegenheit, während ich mit einem zweiten Klavier das Concerto probte, eine Vorstellung hatte, in einer hell erleuchteten Halle mit einem Orchester aufzutreten. Ich konnte die Energie und das Publikum um mich herum ‘fühlen’. Wenig Ahnung hatte ich davon, dass dies bald Wirklichkeit und mein Leben werden sollte …”



Ihr zierlicher Körper könnnte auch leicht der einer Tänzerin sein, und ebenso, wie bei einer Tänzerin, bei der jede Sehne angespannt ist, ist sie durch und durch Musikerin. Eine Ausgeburt an Konzentration, gibt sie sich bei jedem ihrer temperamentvollen Auftritte der ganzen emotionalen Botschaft der Musik hin. Seit ihrem Debüt Auftritt im Alter von 10 Jahren mit dem Montreal Symphony Orchestra unter Charles Dutoit und der sich anschliessenden Asien Tournee mit dem Orchester wurde Musik für die in Kanada geborene Chung, deren Familie aus Korea stammt, zu ihrem natürlicher Lebensraum. Sie ganz sie selbst am Piano, mit vollkommener Gelassenheit und natürlichen Gesten, ob sie eine private Unterrichtstunde gibt oder ob sie in der großen Konzerthalle ist. Ihre Mozart CD gibt eine sehr lebendige Darstellung ihres innigen Klavierspiels wieder, voll von spielerischer Vorstellungskraft – ein perfektes Gegenstück zu Mozart.



Und dann wird es persönlich: War es dank der Musik, dass sich dieses Paar kennenlernte? Hätten sie sich vorstellen können, mit einem Nicht-Musiker/einer Nicht-Musikerin verheiratet zu sein und wird es nicht manchmal zuviel des Guten?



Alessio sieht es so: “Es wäre zu fremd, wenn wir nicht beide so sehr Musik mögen würden. Fast jede Stunde eines Tages sind wir mit Musik beschäftigt. Es ist fast völlig unmöglich, irgendeinen Moment zu finden, der nicht irgendwie mit Musik in Verbindung steht. So kann ich mir nicht vorstellen, mit einer Person zusammen zu sein, deren Leben sich auf völlig andere Vorstellungen beziehen würde. Es wäre auf so vielen Ebenen etwas Trennendes. Jede Person, jedes Paar ist unterschiedlich, aber meine Reaktion ist [folgende]: Wie könnte es sonst funktionieren?” Und doch wartet Lucille mit einer anderen, dennoch ebenso überzeugenden Sichtweise auf: “Wenn man mir, bevor ich Alessio kennenlernte erzählt hätte, ich würde einen anderen Pianisten heiraten, hätte ich gesagt, ich glaube das nicht. Rivalität, Egos… jeder Gedanken in meinem Kopf hätte die Antwort hervorgebracht, dass es nicht gut funktionieren könne - und dann noch obendrein ein Zusammenspielen? Es wäre mir nie in den Sinn gekommen…Und dennoch hat es sich als wahrer Segen herausgestellt. Ich mag und respektiere sein Spielen so sehr, es veranlasst mich, mit ihm spielen zu wollen.”



Alessio fügt hinzu: ”Als Pianisten müssen wir nicht miteinander spielen, es gibt nicht eine wirklich gegenseitige Abhängigkeit wie zum Beispiel bei einem Violinisten und einem Pianisten und es heikel werden könnte, wenn man jemand anderen auswählen würde, als denjenigen, mit dem man lieber zusammenspielt. Für uns ist es ein Bonus, keine Notwendigkeit.”



Aber was ist, wenn die Stimmung nicht gut ist, man gerade Streit hatte und nun zusammen auf der Bühne auftreten muss? “Erst einmal, wir sind nicht sehr konfrontativ,” sagt Alessio mit einem Ausdruck, der mich jedes Wort glauben lässt, das er sagt. “Letztendlich suchen wir Harmonie und das überträgt sich auch auf die Musik.” “Und wir sind nie schlafen gegangen, ohne zuvor ein Problem gelöst zu haben,” sagt Lucille. “Auf der Bühne treten wir als eine Einheit auf, konzentriert wie bei einem Solo-Auftritt. Ich habe Konzerte gespielt, als ich krank war und das Publikum hätte es nicht gemerkt.“ Und, mit einem verschmitzten Blinzeln in ihren Augen, “ich möchte nicht übertrieben sentimental klingen, aber ich denke, dass, wenn wir zusammen spielen, Leute davon angezogen werden - unsere romantische Beziehung wird in unserem Spielen in einer positiven harmonischen Weise offenkundig.”



Das Paar lernte sich im Jahre 1997 während des Hamamatsu Klavier Wettbewerbs in Japan kennen, wo Alessio den ersten Preis erhielt. Zu dieser Zeit studierte Lucille in Italien und unternahm viel zusammen mit der ‘italienischen Clique’ beim Wettbewerb. Alessio studierte in Dallas, aber da er Italiener war, schloss er sich der gleichen Gruppe von Freunden an. Es geschah zufällig, dass bei der Verteilung von Übungsräumen und der Planung der Auftrittszeiten Gruppen entsprechend der alphabetischen Ordnung eingeteilt wurden und ihre Namen im ersten Teil des Alphabets waren. So verbrachten Baglini, Bannister, Bax und Chung Zeit zusammen, während sie darauf warteten zu konzertieren, zusammen aßen und Freundschaften formten. Dennoch, nach diesem ersten Kontakt, gingen alle ihres Weges. Bis Lucille ungefähr ein Jahr später ihre neue E-mail Adresse mit einem Weihnachtsgruß schickte, was einen intensiven Austausch von e-mails auslöste.

Es war zu der Zeit nicht einfach, mit der langsamen Internet Verbindung und den zeitlich eingeschränkten Plänen Kontakt aufrecht zu erhalten.



“Mir fällt der Film: You’ve Got Mail ein,” sagt Alessio, als er an die Zeiten des Wartens am Computer zurückdenkt. Dennoch, während ihre Beziehung ihnen immer wichtiger wurde, war es dennoch noch eine begrenzte Freundschaft; beide von ihnen steckten zu der Zeit noch in anderen Beziehungen. Alessio kam nach Florenz, um ein Konzert zu spielen und sie gingen selbst mit den jeweiligen Partnern zusammen zum Abendessen aus. Und dann kam Lucille nach Dallas. Alessio hatte sich gerade von seiner ehemaligen Freundin getrennt und Lucille, die ihren Freund begleitete, einen Violinisten, der mit dem ‘Dallas Symphony Orchestra’ auftrat …nun gut, um eine lange Geschichte kurz zu machen: Lucille ließ ihr Herz in Dallas und Alessio, der ein bisschen ahnungslos was, was Lucilles Zuneigung betraf, kam nach Florenz zum Abendessen im “Dante” zurück, demselben Restaurant, in dem ihre Freundschaft begonnen hatte.



Der Rest ist Geschichte. Lucille zog nach Dallas und schrieb sich als Schülerin des Pianisten und Pädagogen Joaquín Achúcarro ein, der bereits Alessios große künstlerische Inspiration war. Jetzt beteiligen sich beide als künstlerische Direktoren der Achúcarro – Foundation, die kürzlich eine Partnerschaft mit der Phillips Collection in Washington D.C., wie auch mit dem Bravissimo- Festival in Guatemala eingegangen ist, das junge Künstler vorstellt. Lucille und Alessio sind schon seit einigen Jahren bei Bravissimo aufgetreten und eines der Highlights dieses Jahres wird eine Produktion sein, die Stravinskys Petrushka Ballett-Partitur beinhaltet, gespielt von … Marionetten. Indem eine besondere Kindheitserinnerung von Alessio einfließt, wird diese zu einem interessanten Auftrittsmotiv, produziert von einem in Miami ansässsigen Marionetten Ensemble. Die Marionetten werden mit Hilfe eines Videos eines vorherigen Duo-Pianoauftritts dieser Partitur von Lucille und Alessio, die Aufführung einstudieren.



Als Alessio eingeladen wurde, um im Jahre 2005 für die aufgezeichneten Meisterklasse von Daniel Barenboim zu spielen, war er davon beindruckt, wie gut der Maestro verstand, wie sich Musik auf das Leben bezieht und wie hervorragend er diese Verbindung erklären konnte und so Musik zum ultimativen Medium menschlicher Erfahrung machte.



Das musikalische Paar hat, obwohl es noch relativ jung ist, bereits bemerkenswerte Erfahrungen über sein melodisches Leben, seine Reisen und Bandbreite von Auftritten hinweg gesammelt. Auf einige bezieht sich Alessio in seinem Blog: Alessio Bax…habe Klavier, werde

reisen (http://alessiobax.blogspot.com/)



“Wenn es etwas gibt, was ich von diesen selbst-auferlegten musikalischen "Expeditionen" der letzten wenigen Jahren gelernt habe (zwei transsiberische Tourneen und drei kanadische Prärie Tourneen), ist das genau dieses. Eine außerordentlich wertvolle Lektion dessen, was WIRKLICH in der Musik wichtig ist und im Leben, wenn wir schon dabei sind, und was am Ende des Tages unser ultimatives Ziel beim Musikmachen sein soll. Schönheit, Enfachheit, Unmittelbarkeit ist es, was Musik so universell macht. Ich schätze mich glücklich, dieses Gefühl in den entlegensten Ecken des Erdballs zu erfahren und aus eigener Erfahrung die erstaunliche Wirkung zu sehen, die Musik auf Menschen hat. Egal wie lange wir an jedem einzigen unbedeutenden Detail auch arbeiten, wir sollten nie dieses Gefühl aus dem Bauch vergessen, diese aus dem Bauch kommende Emotion, die großartige Musik in sich birgt und jede Seele genau auf die gleiche Art und Weise ungeachtet geographischer, religiöser oder kultureller Unterschiede rühren kann.”



Der Schlüssel zu dieser ungewöhnlichen Partnerschaft mag in der Besonderheit ihrer eigenen Individualität liegen. Ob als Solo- Künstler oder als Duo-Team, klassische Auftritte sind selten noch attraktiver.



Ihre Webseiten sind: http://www.lucillechung.com/ und

http://www.alessiobax.com/