Tuesday, April 22, 2014

Gary Graffman – faszinierend bleiben durch neue Entdeckungen


Als der geschätzte Pianist Radu Lupo krank wurde und ein umgehender Ersatz für sein ‘People’s Symphony’ Konzert bei der ‘Town Hall’ am 12. Januar 2014 gefunden werden musste, entschied sich der Moderator der Reihe Frank Solomon anstelle des großen Maestros für Kuok-Wai Lio, einen jungen Pianisten, der dem New Yorker Publikum bisher noch weitgehend unbekannt ist. Lio verfügte nicht nur über eine eindrucksvolle, stilistische Herangehensweise, was das romantische Repertoire betrifft, die Lupos eigenem, klaren Pianismus ähnlich ist, sondern auch über Empfehlungen von den Moderatoren seiner vorhergehenden Klavierabende; Lios Auftritte, besonders seine Schubert und Schumann Interpretationen, hatten ihm viel Ansehen verschafft. Die Tatsache, dass Lio ein talentierter Schüler von Gary Graffman ist, war sicherlich eine weitere lobenswerte Empfehlung, eine von der Sorte, die den Weg zur pianistischen Auftrittsbühne ebnet. Schließlich kann Graffman, der mit seinem gutem Namen als Pianist und Pädagoge, mehr als zwei Jahrzehnten der Leiter des ‘Curtis Institute of Music’, und unter dessen Anleitung einige der heutigen internationalen pianistischen Superstars wie Lang Lang, Yuja Wang, Ignat Solzhenitsyn und Haochen Zhang hervorgekommen sind, sehr wohl seine Magie einstreuen, wenn es darum geht, noch einen weiteren unentdeckten Pianisten zum berühmt werden zu verhelfen.
Foto: Gary Graffman  Ilona Oltuski-GetClassical
Lios Konzert, obwohl es ein bisschen schüchtern begann, kam zunehmend in Schwung, wie er mit seinen gefühlvollen und eloquenten Interpretationen von Franz Schuberts Four Impromptus, D.935 und Robert Schumanns Davidsbündler-Tänze, Op.6. in der historischen ‘Town Hall’ auf der Bühne und beim Publikum die Aufmerksamkeit gewann. Wie er gewinnend zugab, musste er “in große Fußstapfen treten,” als er für den sehr bewunderten Radu Lupo – den herausragenden Poeten an der Klaviatur, den er mit Ehrerbietung als einen ”Klaviergott” beschrieb, kurzfristig einsprang. “Ich wuchs mit seinen Aufnahmen auf, hörte ihnen zu und mochte sie sehr zu schätzen,” sagt er und obwohl Lio nicht, wie er erläutert, ausreichend Zeit hatte, sich mental vorzubereiten – es wurde ihm nur zwei Tage vor dem Konzert angetragen – unterbreitete er: “Irgendwie muss man halt immer bereit sein.”
Foto : Kuok-Wai Lio  Ilona Oltuski-GetClassical
Seinen zweimal im Monat stattfindenen Unterricht mit Graffman beschreibt Lio im Vergleich mit seinen vorhergehenden Erfahrungen in seiner Heimatstadt Hongkong, als eine ganz andersartige, aber ausnehmend fruchtbare Lernerfahrung. “Während in Hongkong sich alles um Disziplin drehte, ging es nun bei Curtis alles um innere Freiheit,” sagt er und beschreibt Graffman als “einen der unterstützendsten und ermunterndsten Lehrer, die man sich vorstellen kann,” und er unterstreicht damit die Tatsache, dass Graffman keineswegs unterstellt, dass seine eigenen Wege die einzige Wahrheit darstellen, die in Betracht gezogen werden sollten. Vielmehr flößt Graffman seinen Studenten Selbstvertrauen ein und gibt ihnen so das Werkzeug, ihre eigene Stimme zu entwickeln wie auch die Courage, ihrem eigenen Urteil zu vertrauen. Diese Herangehensweise wird untertützt, indem die Studenten einer Vielzahl von Lehrern und verschiedenen Methoden und Stilen vorgestellt werden. Dennoch ist es manchmal schwer, ein Gleichgewicht zu finden, meint Lio, als er sich seines letzten Jahres bei Curtis erinnert, als er exzessiv arbeitete und Graffman ihn davor bewahrte, sich zu sehr anzustrengen, indem dieser sagte: “Du must nicht so spielen, als ob du heute abend auftreten würdest.” Genauso wichtig für den Lernprozess ist die Tatsache, dass Graffman selbst ein hervorragender Pianist ist, dessen Autorität vom Großartigstem der pianistischen Tradition herrührt, was anscheinend mit seiner Rolle verflochten ist. Als ehemaliger Student bei Curtis, zunächst von Isabelle Vengerova [die Mitbegründerin von Curtis] und später von Vladimir Horowitz als seinen Lehrern, hat Graffman sich mit einer Schar von Musiker angefreundet, und erkundete so aus erster Hand die Traditionen des Goldenen Zeitalters des Klaviers und besuchte Konzerte von solchen Größen wie Hofmann, Rachmaninoff und Kapell. Was in Lios Bescheibung von Graffman heraussticht, ist seine joy de vivre; sein Enthusiasmus für alles Neue und Unterschiedliche und seine erbauliche Gemütsart und sein Optimismus: Dies sind wesentliche Qualitäten, die ein Künstler und Mentor haben sollte,” meint Lio “er personifiziert die Grenzenlosigkeit des Geistes, und wenn man sich von Ihm inspirieren läßt, fühlt man sich so, als ob es nichts gäbe, was man nicht machen könnte” – in den Händen großen Talents, die es zu befähigen gilt, keine kleine Sache.
Als Gary Graffman und seine Ehefrau Naomi hinter die Kulissen traten, um Lio nach dem Konzert zu sehen, wurde deutlich, wie sehr die Graffmans sich mit dem Leben von Garys Studenten über deren Karriere hinaus verbunden fühlen. Graffman bleibt fortwährend mit all seinen Studenten, in der Vergangenheit wie auch der Gegenwart, in Kontakt, unterrrichtet und hält sich über den Ablauf eines jeden Pianisten auf dem Laufenden; er besucht regelmässig viele ihrer Konzerte. Außergewöhnlich ist die Loyalität, die einige seiner Star-Schüler aufrecht erhalten, was seine enge Bindung zu Lang Lang miteinschließt, der, genervt von der Tatsache, dass sein großer Mentor nicht Schritt mit der letzten Technologie hält, ihn vor Kurzem mit dem neuesten Handy Model versorgt hat. “Sie rufen alle an, schreiben eine SMS oder eine E-mail,” sagt er. Der elegant kuratierte Wohnsitz der Familie Graffman an der 57. Strasse beherbergt eine ausgedehnte Kunstsammlung, bestückt mit einem bunten Gemisch von asiatischen Artefakten verschiedener regionaler und historischer Herkunft und ist komplett ausgestattet mit einer Bar, ein idealer Ort, Gäste zu bewirten.
‘Seine Musiker’ kommen oft vorbei,  wie auch nach New York kommende Auftrittskünstler, einschließlich Künstler wie Evgeny Kissin, die nach einem Konzertauftritt in der Carnegie Hall gegenüber auf der anderen Strassenseite auch bei Graffmans zu Gast sind. Ganz ein Chameur, erzählt Graffman, während er hinter der Bar uns einen Drink mixt, einige Anekdoten über seine Familienherkunft, sein pianistisches Vermächtnis und seine weltweiten Reise- und Unterrichtserfahrungen, die ihn bei Laune hielten, selbst nachdem seine Auftrittskarriere ein abruptes Ende gefunden hatte. Ähnlich wie bei seinem Kollegen, dem 1964 erkrankten, geachteten Pianisten Leon Fleisher, erlitt Graffman im Jahre 1979 ein Leiden an den Streckmuskeln seiner rechten Hand, an der die Ring- und die beiden kleinen Finger schwächer wurden und sich mit unkontrollierbaren Krämpfen krümmten, was eine Fortsetzung seiner pianistischen Karriere, die auf einem zweihändigen Repertoire basiert, unmöglich machte. Dieser Zustand, der auch allgemein als fokale Dystonie bekannt ist, führte im Leben des Pianisten zu einer tiefeinschneidenen Veränderung, als klar wurde, dass ein bloßes Verändern des Fingersatzes innerhalb der Partituren nicht ausreichen würde und Graffman sein Leben entsprechend anpassen musste. Ein großes Maß an Courage, Vorausblick, Bescheidenheit und seine Fähigkeit, das Positive in den Dingen zu sehen, hervorbrachte kamen ihm in dieser schweren Zeit zu Hilfe: “Zu diesem Zeitpunkt sah es so aus, als handelte es sich um das Ende der Welt, aber zum Scluss stellte es sich als o.k. heraus,” meint er. “Sonst wäre ich nie der Leiter von Curtis geworden,” fügt er hinzu, und mit Sicherheit hätte er nicht eines der größten Vermächtnisse als Mentor für die nächste Generation von Pianisten begründen können, von denen ihn viele nicht nur dafür bewundern, die Schätze der großen pianistischen Tradition weiterzugeben, sondern ihre Sinne für die Bedeutung von Kultur in unserer Zivilisation im Allgemeinen zu öffnen. Yuja Wang war davon beindruckt, wieviel sie von Graffmans großem Wissen über ihre eigene chinesische Kultur für sich aufnehmen konnte, als sie als junges Mädchen zu Curtis kam. (Siehe meinen Artikel über Yuja Wang)
In seiner Autobiografie Journey of a Thousand Miles: My Story beschreibt Lang Lang sehr detailliertwie sich Graffmans praktische Anleitung als Mentor immer darauf richtete, die ganze Person anzusprechen und zu inspirieren, nicht nur den Pianisten in ihm selbst; eine Erfahrung, die er wahrhaftig schätzte und ihn fortan begleitete. Graffman förderte besonders Individualität bei seinen Studenten und vermied so die Fallstricke von Eintönigkeit im Klang und Manierismus, was das Ergebnis rigider Unterrichtsformen ist. In seinen Augen spielt jeder seiner Studenten auf einzigartige Weise, mit einem spezifischen Ausdruck, der als dessen eigener erkennbar ist. Graffmans eigene Faszination mit asiatischer Kultur mag – wie er es nennt – ein angeborenes Interesse sein. “Wenn ich in ein Museum ging, blieb ich mich immer in einer der indischen, japanischen oder chinesischen Gallerien hängen,” erinnert er sich, “Ich ging buchstäblich dort verloren – man musste nach mir Ausschau halten. Später, als wir in diese Wohnung zogen, begann mein guter Freund, der Pianist Julius Katchen, der in Paris lebte und mit einer in Vietnam geborenen französischen Frau verheiratet war, während seiner Konzerttourneen asiatische Kunst zu sammeln und setzte mich darauf an. Zu der Zeit gab es nur drei wichtige Kunstgeschäfte, die mit asiatischer Kunst handelten, es war nicht teuer und ich kaufte und kaufte. Nachdem mein Handproblem angefangen hatte, brachte ich mich mehr ein und wollte mehr darüber lernen, indem ich Kurse an der ‘Columbia University’ nahm. Im Jahre 1981 nahm ich zum ersten Mal an einer Gruppenexkursion in den Fernen Osten teil. Zu der Zeit hatten die Chinesen damit angefangen, solche Gruppen willkommen zu heißen und so reisten wir in die entferntesten Winkel der Hunan und Szechuan Provinzen. Als ein guter Freund von mir Leiter von Sothebys in Hongkong wurde, kam ich zu Besuch, buchte Touren mit Experten und konnte so die besten Stücke sehen, nicht nur das, was zur Ansicht in den Fenstern steht,” sagt Graffman, der nichts von dem großen Gespür verloren hat, einen würdigen Fund gemacht und etwas Besonderes entdeckt zu haben, der es wert ist, seine Zeit, sein Interesse und Engagement darauf zu verwenden.
Um sein pianistisches Vermächtnis zu würdigen, hat Sony die gesamten Aufnahmen von Gary Graffman im Oktober 2013 aus Anlass seines 85. Geburtstages veröffentlicht. Graffmans Auto-Biographie : Ich sollte eigentlich lieber üben, ist im Handel zu erhalten. siehe hier
Ilona Oltuski – GetClassical

Monday, April 21, 2014

Ursula Oppens – an die nächste Note denken


Betritt man die einfach möblierte und aber komfortable Wohnung an der ‘Upper West Side,’ von der man einen Blick auf die edle Patina der historischen Kuppel, die zu dem Gebäude auf dem Columbia Campus gehört, wird man sofort von der lebendigen Aura erfasst, die diese hervorragende Musikerin umgibt.
Die symphatische Pianistin spricht mit sanfter Stimme und denoch sehr lebendig in einer willkommenheißenden Weise; ihre Reputation ist mit einem erstaunlicherweise gewaltigen Aufgebot ausgezeichneter zeitgenössischer Komponisten verbunden, von denen einige bedeutende Werke Oppens gewidmet wurden. Wie nicht anders zu erwarten, ist Oppens zu einer der prägnantesten Förderer ihrer Werke geworden.
Bildnachweis: Ilona Oltuski – GetClassical
Oppens wurde jüngst aus Anlass ihres siebzigjährigen Geburtstages von ihren über lange Zeit treugebliebenen Fans mit einem Konzert im ‘Symphony Space’ gefeiert. Die Show war ein Projekt, das aus der Zusammenarbeit mehrerer ihrer Studenten entstanden war: Winston Choi, Ran Dank, Soyean Kate Lee und Anthony Molinaro, die ihr Werk und ihr Vermächtnis ehren. Oppens pianistische Karriere war besonders von ihrer Zusammenarbeit mit dem legendären, amerikanischen Komponisten Elliot Carter beeinflusst worden, der für sie noch immer eine unglaubliche Quelle ihrer Inspiration ist.
“Eines Sommers kam ich nach Marlboro, nervös, jung und leicht zu beeindrucken. Ich hatte während meiner Zeit im College keinen formalen Musikunterricht gehabt, aber da war ich nun. Carter kam in diesem Sommer zu Besuch und sie entschlossen sich ganz spontan, in Marlboro ihm zu Ehren, etwas von seiner Musik zu spielen. Es gab wenig Zeit zur Vorbereitung und schließlich meldete ichmich als Freiwillige. Ich hatte zuvor diese Musik in Aspen gehört und ich hatte ihn auch über diese reden hören. Ich erinnere mich, wie ich das erste Mal die Partitur durchlas und für das Konzert das erste Mal übte; ich hatte eine falsche Note gespielt und intuitiv deren Verkehrtheit gespürt. Es gab ein starkes Gefühl dafür, den Text und dessen Zusammenhang zu verstehen und so entdeckte ich eine sehr wichtige Beziehung,” erklärt Oppens.
Die Aufführung seiner Sonate für Flöte, Oboe, Cello und Cembalo, auf die sie sich vorbereitet hatte, war ein Erfolg. Als Oppens eine ähnliche Situation mit Carters Doppelkonzert bei Tanglewood erlebte, war es ihr klar, dass dies eine anhaltende Beziehung werden sollte: der Rest ist Geschichte,“ meint Oppens, als sie ihre Arbeit mit dem anspruchsvollen Komponisten beschreibt. Carters Meisterstück Night Fantasies war von Oppens mit in Auftrag gegeben und finanziert worden.  Foto Ursula Oppens mit Elliot Carter, A.Addey

“Er war immer überaus liebenswürdig, aber bestand immer fest auf alle ausdrucksvollen Hinweise der Phrasierung und dessen, was heraussticht,” erklärt sie.  “Ich fühlte mich immer in seiner Gegenwart ein bisschen sprachlos, indem ich seine enorme Beherrschung von Sprachen und seine Erinnerung, aber vor allem seine gesellige Persönlichkeit bewunderte: Für mich stellte er das Ideal eines gebildeten Schaffenden dar und ich mag es sehr, meinen Studenten seine Musik beizubringen und so sein Vermächtnis weiterzugeben.” Oppens Erfolg mit ihren Studenten am ‘CUNY Graduate Center’ und dem Musikkonservatorium am ‘Brooklyn College,’ wo sie eine Lehrposition als ‘Distinguished Professor of Music’ innehat, macht ihr persönlich viel Freude und bringt ihr die Genugtuung in der modernistischen Tradition weiterzumachen, wovon einiges aus ihren eigenen Händen erwuchs.
“Ich schätze mich sehr glücklich, dass es eine Anzahl von wundervollen Stücken gibt, die für mich geschrieben worden sind,” sagt sie, während sie mir eine alte Mitgliedsausweiskarte für die ‘International Society for Contemporary Music’ zeigt, die einst ihrem Vater Kurt Oppens gehörte. “Die Gesellschaft gibt es auch heute noch und ich glaubte, ein Teil meines Interesses an zeitgenössischer Musik stammt einfach von meinen Eltern.” Oppens Eltern waren beide Teil der musikalischen Welt “und große modernistische Enthusiasten,” sagt sie. Sie, die am Radcliff College ihren Abschluss gemacht hat, verbrachte selbst viel ihrer Zeit bei der Gesellschaft. Radcliff hatte zu dieser Zeit nicht seinen eigenen Musikdarbietungs- oder Kompositionsfachbereich und es war bei der Gesellschaft, wo sie Beziehungen zu anderen Musikern anbahnte, von denen sie einige noch immer als ihre engen Freunde betrachtet. Erst nachdem sie die Julliard School besucht hatte und unter der bekannten Pädagogin Rosina Lhevinne studiert hatte, strebte Oppens aktiv eine Laufbahn als Pianistin an, was eine partielle Teilnahme am Zyklus der Wettbewerbe beinhaltete; sie wurde die erste Preisträgerin beim Busoni Wettbewerb und im Jahre 1976 eine Empfängerin des ‘Avery Fisher Career Grant’.
 Foto: mit freundlicher Genehmigung von Hemsing Associates

Über viele Jahre hat Oppens für ihren Zugang und ihre Aufmerksamkeit für Musik, die  herausfordern ist  - von Komponisten wie Milton Babbitt, Pierre Boulez und Charles Wuorinen - eine Reputation gewonnen, die keine Parallelen hat. Sie hat für ihre Aufnahmen von sowohl romantischem als auch zeitgenössischem Repertoire Grammy Nominierungen erhalten. Das vielgepriesene Album ‘Winging It: Piano Music of John Corigliano,’ das 2011 bei Cedilla Records herausgegeben wurde, hat ihr die bis jetzt letzte Nominierung im Jahre 2012/13 für das ”beste klassische Instrumentalsolo” eingebracht.
 “Wenn man mit Musiker-Freunden zusammen ist, möchte man zusammen Musik machen,” und das ist, was sie an ihrer anhaltenden Beziehung mit dem hervorragenden Pianisten und Julliard Professoren Jerome Lowenthal schätzt: “wir spielen immer viel vierhändiges Repertoire zusammen und uns gehen nie die Themen aus.” Eines der Ergebnisse ihres intimen musikalischen Austausches ist auf ihrer jüngsten CD von Cellille Records eingefangen worden, das Visions d’Amen von Olivier Messiaen und Debussys ‘En blanc et noir’ gewidmet ist.
Zuvor war Oppens mit dem inzwischen verstorbenen Komponisten und Advantgarde-Saxophonisten Julius Hemphill verheiratet gewesen, den sie im Jahre 1983 bei einer Tournee des ‘New York State Council of the Arts’ kennengelernt hatte.
Im Leben eines Musikers lässt das Eingehen einer Freundschaft mit anderen Musikern oft einen Weg zu einer Karriere entstehen. Einige der ersten Komponisten, die sie bei der internationalen Gesellschaft traf und auf Werke ansprach, die sie spielen konnte, waren Peter Lieberson und Tobias Picker. Nicht viel später erlaubte Oppens ein Stipendium vom YCA, das junge Pianisten unterstützte, einen neuen Auftrag der ‘Washington Performance Art Society’ in Form eines Werkes, das für sie von Frederic Rzewski geschrieben wurde, der nun in Brüssel wohnt (nur ein Telefonanruf weit entfernt wie Oppens sagt): “Ich hatte nicht ein einstündiges Stück erwartet und hatte auch keine Idee, was die Reaktion des Publikum sein würde – denn gemäß dem, was ich wusste, hätte das Stück ausgebuht werden können,” aber ‘The People United Will Never Be Defeated‘ wurde zu einem der Meilenstein-Werke, für die sie in ihrer lang anhaltenden und immer noch aktiven Karriere berühmt werden sollte.
“Ich war immer dazu bereit, Risiken einzugehen und ich war auf Werke neugierig, die ich nicht zuvor gehört hatte,” meint Oppens, die viele ihrer prägenden Sommer hinter den Kulissen beim Aspen Musikfestival verbrachte. Dieses Credo bleibt zentral für das, was sie ist, nämlich ein freier Geist. Oppens genießt es, bei Gelegenheiten zu spielen, die ihre humanistische und demokratische Weltanschauung demonstrieren. Ein fesselndes Erlebnis war es für sie am 37. Jahrestag von Portugals Nelkenrevolution in Lissabon im April 2011 zu spielen, der an den Sturz des autoritären Estado Novo Regimes erinnerte. Sie spielte die portugiesische Hymne als Teil ihrer Darbietung von Rzewskis ‘The People United Will Never Defeat,’ während der emotional aufgeladenen Feier zur nationalen Befreiung.
Im Jahre 1971 war Oppens Mitbegründerin von ‘Musicae’, einer neuen Kammermusikgruppe mit einigen ihrer engsten Freunde und Gefährten, einschließlich des Cellisten Fred Sherry, des Perkussionisten Richard Fritz und des Oboenspielers Joel Marangella. “Rolf Schulte und Virgil Black waren auch Mitglieder,” sagt Oppens, es handelte sich um eine so aufregende Zeit. Wie heute wurden viele Gruppen von Studenten gebildet, die nicht den Stempel der Zustimmung von konservativen Institutionen bedurften. Es gab viel Unterstützung und neue Veranstaltungsorte für Auftritte machten auf.”
“Einer der Hauptaspekte unserer besonderen Gruppe war Elliot Carter. Er hielt uns zusammen und ist auch der Grund dafür, dass wir immer noch so eng zusammen arbeiten,” sagt sie. “Wir liebten seine Musik, seine Leidenschaft verband uns und seine Liebenswürdigkeit uns gegenüber erhielt unsere Freundschaften intakt, selbst nachdem wir lange unsere eigenen Wege gegangen waren.”
Die ‘New York Times’ lobte ihren jüngsten Auftritt beim Konzert zu Ehren Carters im Jahre 2013, das das “fiebernde Verlangen und die poetische Träumerei“ von Carter’s Night Fantasies einfing, die für sie mit unfehlbaren dramatischen Sinn und fast filmischer Farbe geschrieben worden waren.”
Während Carter einen sehr besonderen Platz in Oppens Herz und ihrer Auftrittskarriere einnimmt, hat sie sich seit 1975 wie wild für eine Reihe unterschiedlicher Komponisten eingesetzt. Das bunte Kollektivgemisch liest sich wie eine enzyklopädische Liste eines zeitgenössischen Idioms und beinhaltet Komponisten so unterschiedlicher Art wie John Adams, Julius Hemphill, Frederic Rzewski, Conlon Nancarrow, John Corigliano, John Harbison, William Bolcom, Anthony Braxton, Tania Léon, Tobias Picker und Charles Wuorinen.
Sie hat sich auch bei Darbietungen der Werke von europäischen, modernistischen Meistern wie Luciano Berio, Gyorgy Ligeti und Witold Lutoslawski hervorgetan. Aber wie sie bescheiden sagt: “Ich kann aber nur so und soviel neue Musik lernen, vor jedem Konzert, jeder Aufnahme, denke ich nur an die nächste Note.” Neben ihren Aufnahmen und Konzerten von vielen der Werke ihrer Zeitgenossen, mag sie ebenso traditionelles, klassisches Repertoire, welches sie auch täglich übt.
“Ich empfinde die Notwendigkeit sowohl tonale als auch atonale Musik zu spielen und zu üben. Man muss offen bleiben und die Notenschrift so lesen, als hätte man sie noch nie gehört, was auch sehr wichtig ist, wenn man ältere Musik darbietet. Aber es ist neue Musik, bei der mir die Übertragung der Notenschrift in den Klang ans Herz gewachsen ist.” Sie bietet Studenten folgenden Ratschlag: Man kann nicht das Hören eines Musikstückes, das man auf einer Aufnahme zugehört hat, vergessen machen und deshalb schlage ich vor, mehr als nur eine zu hören, um die Bandbreite von Interpretationsmöglichkeiten zu sehen. Es geht dabei sehr um das menschliche Moment, die Überraschung des Ergebnisses und die Vieldeutigkeit des Übergangs.”
Eines von Oppens interessanten Projekten, was vor einiger Zeit begann, ist die Zusammenarbeit mit dem Pianisten Bruce Brubaker in einer Zusammenstellung der Werke von Meredith Monk für Solo Piano oder Piano Duett mit dem Titel Piano Songs; die CD wird vom ECM Label im Mai 2014 herausgegeben werdenDas wird mit dem Kompositionsgastspiel von Meredith Monk an der ‘Carnegie Hall’ während der Saison 2014/15 zusammenfallen.
“Bruce und ich kennen uns von Julliard und er hat vieles von einigen der Werke derselben Komponisten gespielt, was ich auch gemacht hatte, aber wir sind nie zusammen aufgetreten, bis wir von Merediths Musik zusammengebracht wurden, als wir im Jahre 2005 in der ‘Zankel Hall’ bei einem Konzert zur Feier des Komponisten spielten. Viel Energie, die diese Aufnahme möglich machte, kam von Bruce; wir fügten weitere Stücke hinzu, bis wir eine komplette Aufnahme hatten. Wir gaben in Boston ein Konzert und nahmen dann in der exquisiten ‘Jorden Hall’ am ‘New England Conservatory, wo Bruce den Klavierfachbereich leitet,” erläutert sie.
Einige der Stücke begannen als Partituren für Gesang oder für Gesang und andere Instrumente und diese in eine andere Welt zu übertragen, gibt uns die wundervolle Gelegenheit, die Musik wieder von neuem zu hören,” sagt Brubaker im Begleitheft zur CD. “Die Stücke basieren auf Werken aus den Jahren 1971 bis 2006.”       Bildnachweis: Ilona Oltuski – GetClassical

”Meredith Monks Musik ist äußerst interessant,” fügt Oppens hinzu, “da sie von einfachen Teilen zu kommen scheint, aber sie wird sehr komplex – ich würde sie fast mit Mozart vergleichen wollen, indem man denkt, die Wiederholung seiner Sonaten sind fast genauso wie die Exposition, mit Ausnahme des entscheidenden Vorzeichens; aber dann stellt man all die subtilen Unterschiede fest; es hat ein perfektes Gleichgewicht, aber die Veränderungen halten an, indem es fortschreitet,” sagt sie. Brubaker kommentiert ebenfalls das “faszinierende Gleichgewicht” in Monks Klaviermusik, zwischen Einfachkeit und der Art von Musik, die man noch nie zuvor gehört hat.” Bezüglich des Komponierens für zwei Klaviere bemerkt der Komponist: “Ich vertiefte mich in verschiedene Beziehungen und die Möglichkeiten, die zwischen ihnen bestehen…In einigen Stücken, betonte ich die Individualität des Klaviers, indem ich für einen Spieler als der ‘Sänger’ schrieb [und] das andere als die Begleitung; in anderen Stücken wollte ich, dass die beiden Klaviere einen großen Sound hervorbringen.”
Im November 2014 werden Brubaker und Oppens beim LePoisson Rouge ein Programm spielen, das aus Monks ‘Piano Songs’ schöpfen.
“Während der letzten wenigen Jahre, habe ich mehr Aufnahmen gemacht als erwartet,” meint Oppens, “es mag mit meinem Alter zu tun haben: Man denkt, dass man Stücke rekapitulieren muss, die man über eine lange Zeit hinweg gelernt hat und es gibt gewiss etwas, was dafür spricht, dass man Dinge zusammenfassen möchte.”
Demnächst bevorstehende Projekte für die 2014/15 Saison werden eine Bernard Rands CD in diesem Herbst, eine William Bolcom Aufnahme für Naxos und ein Wieder-Aufnahmeprojekt von ‘The People Reunited’ komplett mit einer improvisierten Kadenz von Oppens beinhalten.

Wednesday, April 16, 2014

Musikalisches Talent liegt in der Familie – Gerard und Julian Schwarz


Wenn sie aufgezogen werden, um die ‘Meister’ der nächsten Generation zu werden, sehen sich junge musikalische Talente, die als Kinder professioneller Musiker aufwachsen, oft einem besonders herausfordernden Reifeprozess konfrontiert. Einige der großartigen Privilegien, wie der fotwährende Umgang mit dem Musikleben und die Prägung durch musikalische Anregung schon in früher Kindheit werden von der Notwendigkeit untergraben, sich von sowohl den elterlichen als auch den musikalischen Autoritätsfiguren in der Bemühung, seine eigene Stimme zu finden, abzusetzen.
Bildnachweis: Steve Sherman
Während er sich um eine eigene Identität bemühte, sah sich Julian Schwarz, ein talentierter junger Cellist, mit der Frage konfrontiert “wie sehr man über seine Familie definiert werden möchte, besonders über seinen Vater, der ein bekannter Maestro ist?” “Das war etwas, das ich erst für mich klären musste,” meint Julian. Er spricht mit Leidenschaft von dem Weg, auf den er sich begab, um herauszufinden, was er persönlich der musikalischen Welt und einem Lebenstil bieten könnte, den er immer in höchsten Ehren gehalten hatte. “Ich war immer auf meinen Hintergrund und das musikalische Leben, das ich mit meiner Familie teilte, stolz: meine Mutter, meine Großeltern, meine Tanten und viele meiner Cousins sind Musiker. Meine Eltern trafen sich eigentlich durch den Vater meiner Mutter, einem begabten Violinisten, als mein Vater die erste Trompete bei der ‘New York Philharmonic’ spielte. Es ist nicht nur mein Vater – Musik ist eine Familienangelegenheit.”
                                                                                                                                                             Foto: Julian Schwarz, von Amélie Gagné
Als er aufwuchs, liebte Julian die Spannung, die ein Konzertbesuch und das Schwänzen der Schule aufgrund von Proben hervorrufen. Als schießlich die Leute Kommentare über eine “Vorzugsbehandlung” abließen, wurde Julian klar, dass er gemäß seiner Familienabstammung bewertet wurde, indem einige Lob zurückhielten, um nicht in Verdacht zu geraten ihn vorzuziehen und andere dies wiederum einfach aus Neid taten. Er fühlte sich verletzlich und versuchte sich von seiner musikalischen Identität zu distanzieren, manchmal indem er die Tatsache zu verheimlichen versuchte, dass sein Vater der Maestro Gerard Schwarz war.
Julian begann in der Schulzeit sich aktiv um Auftritte zu bemühen. Als er an verschiedenen lokalen Orchester Wettbewerben sowie Kammermusikaufführungen teilnahm, begann er sich musikalisch sicherer zu fühlen und merkte, dass etwas “geklickt hatte.” Schließlich entschloss er sich, die ‘Coburn School’ in Los Angeles zu besuchen, um seine musikalische Ausbildung fortzusetzen. Es dauerte nicht lange, bis das Management aufmerksam wurde, sich für Julians Berufslaufbahn zu interessieren begann und Konzertourneen initiierte; aber Julian fühlte sich noch nicht in der Lage, seinen Schulbesuch mit seinem aufblühenden beruflichen Leben in Verbindung zu bringen.
Julian und seine Geschwister wuchsen in Seattle auf, wo ihr Vater Gerard Schwarz, der zum Dirigenten gewordene Trompeter, seine lang anhaltende Beziehung zur ‘Seattle Symphony’ begonnen hatte. Als eine der Schlüsselfiguren half Maestro Schwarz, die künstlerische Gemeinde von Seattle zu formen und fortzubilden: Es war mein Ziel eine Community aufzubauen und mein Motto war – wir müssen großartige Konzerte spielen, dann wird das Publikum kommen.” Unter Gerards Leitung errichtete das ‘Seattle Orchestra’ seine eigene, neue Konzerthalle, genannt Benaroya Hall. Die Straße, die zu dieser führte, wurde Gerard Schwarz Place benannt. Der Dirigent, dessen Porträt das Vestibül des Saals verziert, verschrieb sich voll dem fünfjährigem Projekt, was einen Konzertsaal mit einer einem weltbekannten Orchester angemessenen Akustik zum Ergebnis hatte, das - und das sagt er mit Stolz - großartig klang, zumindest als ich es vor ein paar Jahren verließ.”
Als Julian im Jahre 2010 zurück nach New York zog, fand er, dass es an der Zeit war, sich ein neues Zuhause in der Stadt zu schaffen, von der er denkt, dass sie der ideale Ort für Musiker ist. Es war zu dieser Zeit, dass er das Gefühl bekam, musikalisch gesehen “sich selbst gefunden” zu haben. Im Jahre 2010 hatte er mit einem Cello Konzert Premiere, das vom Komponisten Samuel Jones, der bei der “Seattle Symphony” zu Gast war, mit ihm in Hinterkopf geschrieben worden war. Bei der Eröffnungsgala der ‘Symphony’ in diesem Jahr teilten sich Vater und Sohn die Bühne und Julian fühlte sich zum ersten Mal wie der Solist, der er wirklich war. Er schaffte es, seinen Vater zu beindrucken, der “ein bisschen nervös” ein schnelles Durchspielen zuhause vor dem Auftritt des Abends vorgeschlagen hatte. “Er prüfte mich ein bisschen und als er mir dann den Notenständer anbot, um Teile des Stückes durchzuspielen, lehnte ich ab. Ich hatte das ganze Stück auswendig gelernt und es mir zu eigen gemacht und mein Einsatz war uns beiden klar,” merkt Julian an. 
Foto: mit freundlicher Genehmigung Julian Schwarz
Es ist schwer übersehbar, dass er der Sohn des Vaters ist, wenn man über den jungen Cellisten spricht, denn der charismatische Vater kann sich eines Aufnahmekataloges bestehend aus 350 Werken über seine lang anhaltende Karriere hinweg rühmen. Julian spricht in hohen Tönen über seinen Vater: “Es macht mir Spaß mit ihm zusammenzuspielen. In vielerlei Hinsicht ist er es, von dem ich am meisten gelernt habe. Ich bewundere meinen Vater – es bedurfte der Entdeckung, dass ich und mein Vater in vieIen Dingen musikalisch wie auch im Leben übereinstimmen, aber ich musste dahin auf meine Weise gelangen. Je mehr ich musikalisch auf die Beine stellte, je weniger lehnte ich den großen Einfluss ab und sah ein, wie glücklich ich mich für all die Einblicke und die großartigen Momente, die er in mein Leben gebracht hatte, in der Tat schätzen konnte.” Solche von Julian mit seinem Vater geteilten Erlebnisse umfassten in Liverpool zusammen verbrachte Sommer, als Gerard das ‘Royal Liverpool Philharmonic Orchestra’ dirigierte oder auch Zeit in New York, nachdem Gerard Schwarz 1982 der erste musikalische Direktor von ‘Mostly Mozart’ am Lincoln Center wurde, eine Position, die er für 20 Jahre inne hatte. 
Die Beziehung zwischen diesen beiden Talenten wirft die Frage auf, wann es Ihnen als Vater und Dirigent aufgefallen ist, dass das Kind zuhause Talent hat? “Von Anfang an,” sagt Gerard, “als Julian im Alter von fünf Jahren Klavierunterricht nahm. Man konnte sehen, dass er eine wunderbare musikalische Begabung hatte und als er mit dem Cellospielen begann, fielen ihm viele Dinge wie Intonation, Improvisation, dem Gehör nach zu spielen einfach zu.” Indem er in einer großen Familie mit einem großen musikalischen Kontingent aufwuchs – elf Familienmitglieder besuchten die Julliard School – spielte Julian viele Instrumente, zeigte aber ein anhaltendes Interesse am Cello. Talent zu haben und eine Karriere anzustreben sind jedoch zwei völlig verschiedene Dinge. “Wir haben nie zu viel Druck ausgeübt,” erläutert Gerard, aber wir machten Musikstunden zur Bedingung seiner allgemeinen Ausbildung.” Julian besuchte auch die Sommerschulen, wo man üben musste oder sonst nichts zu tun hatte,“ sagt sein Vater ganz paragmatisch, der auch zugibt, sich gewünscht zu haben, dass eines seiner Kinder – es gibt drei Geschwister die nicht Musiker sind – ein Musiker wird: “Ich dachte, ich mag tatsächlich in der Lage sein, ihm zu helfen. Aber ich weiss, wie schwer es ist, als Musiker Karriere zu machen und ich ermutigte ihn nur dann ein Musikerleben anzustreben, wenn er das Gefühl hätte, dass er es absolut machen müsste.” Gerard kann das nicht datieren, aber er deutet an, dass diejenigen, die Julian zuhören, wissen, dass er das Zeug dazu hat: Ob im Alter von 11 Jahren oder mit 21, es gab immer diejenigen die meinten, er hätte nur aufgrund unserer Beziehung eine Chance, bis sie ihn schließlich spielen hörten. Und am Ende gleichen sich die Gelegenheiten, die er bekommt, mit denen aus, die er nicht bekommt, gerade weil er mein Sohn ist.”
Bildnachweis: Seattle Times
Gerade in jüngster Zeit gelang es beiden Musikern ihre beruflichen Laufbahnen durch Gerard Schwarzs’ letztes Projekt ’All Star Orchestra’ in Verbindung zu bringen, welches seine treibende Kraft in der Welt der Orchester betont wie auch Julian die Gelegenheit zu einem im Fernsehen übertragenen Konzert bot und zwar als der herausgestellte Solist in einer für das Fernsehen aufgezeichneten Orchesterproduktion. “Das ist die interessanteste Sache, die ich jemals gemacht habe,” meint der ältere Schwarz, was angesichts seiner langen überragenden Karriere bemerkenswert ist. Er drückt seine Leidenschaft aus, entgegen aller Widrigkeiten das Publikum für klassische Musik zu vergrößern: “wir müssen akzeptieren, dass nicht jeder großartige Musik schätzen kann, aber wir müssen eine größere Bühne schaffen, um Gelegenheiten zu bieten und einen größeren Bevölkerungsanteil damit in Berührung kommen zu lassen.”
”Das Projekt wird im öffentlichen Fernsehen (als Abonnement erhältich) vorgestellt” und widerspricht damit dem alten Vorurteil, das klassische Musik nur für die Elite ist. Nun umsonst von der Couch aus erhältlich, steht es in der Planung, die Reihe auszuweiten, indem jährlich neue Segmente hinzugefügt werden. Bis jetzt werden für acht Stunden traditionelle Meisterstücke in Kombination mit neun Werken von lebenden Komponisten, einschließlich von Phillip Glass, Brite Chang, Ellen Zwiliech, Augusta Reed Thomas, Bernhard Rens, David Stock, Joseph Schwantener, Samuel Joans und Richard Danielpur dargeboten.
Neben den ‘live’ aufgenommenen Konzerten von handausgesuchten Musikern aus Amerikas Orchestern, gibt es eine bildungsbeogene Website mit vielen Informationen zu den aufgeführten Werken. Zusätzlich wird es gefilmtes Zusatzmaterial geben, das eine vertiefende Analyse eines jeden Stückes wie auch partielle Konzertauschnitte von Orchestersektionen und den Einsichten der Hauptspieler in einjeder Sektion bietet. Alles in allem werden die kombinierten Materalien dem Publikum eine Betrachtung und ein Verständnis der orchestralen Werke bereitstellen, was weit über jede detaillierte Beschreibung hinausgeht, die bis jetzt zur Verfügung stand.
In einer Koproduktion mit der ‘National Association of Music Education’ wird das ‘All Star’ Projekt Millionen von interessierten Zuschauern, einschließlich von vielen Kindern, mittels Streaming, des weiten Vertriebes von den von Naxos herausgegebenen DVDs und des internationalen Fernsehkonsums erreichen. Und nun gibt es darüber Gespräche, begeitende Lehrbücher zu produzieren und darüber, dass die europäischen und asiatischen Märkte sich beteiligen. Die Aufzeichnungen sind alle ohne Publikum und tatsächlich auch ohne volle Probe von den erfahrenen Orchestermusikern gemacht worden, die vom Maestro Schwarz dirigiert wurden; auf diese Weise können die Kameras überall sein, ohne das Publikum im Konzertsaal zu stören. “Nichts Vergleichbares ist seit Omnibus, der pädagogischen Reihe, die in den Fünfzigern mit Bernstein produziert wurde, gemacht worden,” sagt Schwarz. “Wir haben nicht anderes gemacht, als für die Kameras und die Mikrophone zu spielen, indem die Musiker buchstäblich für einander spielten.”
Für Julian war es neben dem Violinisten Yevgeny Kutik und dem Pianisten Xiayin Wang, den anderen beiden jungen Solisten, die auf der Aufnahme herausgestellt werden, zu spielen, “vielleicht die nervenaufreibenste Sache, die ich je gemacht habe. Hier gab es die Crème de la Crème von Orchestermusikern und ich musste mich unter Beweis stellen. Ich war auch sehr aufgeregt – es gab keine Probe, ein jeder wusste vom ersten Moment an, dass es auf jede Note ankommen würde. Es lag Elektrizität in der Luft, wie man es normalerweise nur bei intimerer Kammermusik findet.”
Und aus der Sicht des Maestros: “ich kannte alle Musiker extrem gut und gab ihnen Spielraum. Proben waren praktisch gesehen unnötig und das sparte viel Zeit, was das Wesentliche für eine solche Aufnahmebemühung war (die am New Yorker City Center stattfand). Alle Aufbereitungen wurden im Voraus ausgearbeitet, aber wir benutzten mit wenigen Ausnahmen kaum welche. Es gab kaum einen der glaubte, dass wir alles in der kurzen uns zur Verfügung stehenden Zeit schaffen würden, aber es gelang uns.” Für aktuelle Informationen zu den nationalen Sendungen besuche man: http://www.allstarorchestra.org/
Die Vater-Sohn Kooperation geht weiter: das Paar hat sich nach Australien aufgemacht, um das legendäre Elgar Cello Konzert mit der ‘Brisbane Queensland Symphony’ für das ‘Master Performers Label aufzunehmen.