Wednesday, October 17, 2012

Pianistin Yael Weiss – Die kreative Verbindung zwischen der geschriebenen Partitur und dem Zuhörer

Yael Weiss besitzt ein seltenes Engagement, das sie dazu zwingt, in ihrem täglichem Leben ihre Verantwortung als Auftrittskünstlerin zu erkennen. “Selbst wenn ich allein bin, ist es mir äußerst wichtig, dass ich immer mein Bestes versuche, präzise zu sein, wenn es darum geht, die Intentionen des Komponisten aufzudecken und die Bedeutung zu finden, die sich hinter den Noten verbirgt,” sagt sie. “Es gibt ein Nachsinnen über Musik, das während des Übens stattfindet und natürlich auf der Bühne, eine nie endende Suche nach der Wahrheit in der Musik – dem Grund, warum ein spezifisches Stück so konzipiert wurde, wie es ist.”




Bei Musik gibt es, anders wie bei den anderen Künsten, eine Wechselwirkung der geschriebenen Partitur in Echtzeit - zwischen dem Künstler und den Zuhörern. “Es ist die Erkenntnis durch den Auftritt in diesem Moment, die den Auftrittskünstler zu einem so integralem Bestandteil der Gleichung macht – und der Zuhörer ist der andere Teil,” staunt Weiss. “Eine Partitur, die in der Bibliothek steckt, ist noch keine Musik; diese schwarzen Spots auf Papier sind noch nicht ausgeführt. Es handelt sich nur um Verweise auf die verschiedenen Ebenen, welche die Ideen eines gewissen Klangs angeben und darüberhinaus auf eine bestimmte Botschaft, die es erfordert, dem Zuhörer übermittelt zu werden. So ist es diese Übermittlung dieser tatsächlichen Noten in einen Klang und die Interpretation der Bedeutung, die sich hinter diesen Noten verbirgt, die ich jeden Tag betreibe, wenn ich mich am Klavier befinde.”



Wie im wirklichen Leben, sollte es bei einer musikalischen Erfahrung um ein Geben und Nehmen gehen. Weiss zögert nicht, etwas der Verantwortung für den Erfolg eines Auftritts auf den Zuhörer abzutreten, angesichts der passiven Rolle, die normalerweise das Publikum im Allgemeinen gewohnt ist ein Ansatz, der nicht als selbstverständlich betrachtet werden sollte. Weiss jedoch sieht die Interaktion zwischen dem Auftrittskünstler und dem Zuhörer als einen wahren Dialog an: “Ich glaube, dass Ihnen jeder Auftrittskünstler erzählen wird, dass sein Musizieren davon profitiert, sich auf der Bühne seinem Publikum zu stellen und damit wächst. Der Grad der Konzentration, Offenheit und Aufmerksamkeit auf der Seite des Zuhörers beeinflusst das Endergebnis ungemein. Die Übermittlung der geschriebenen Partitur ist eine geteilte Erfahrung, eine Vergegenwärtigung mit gemeinsamer Absicht,.”



Wenn sie unterrichtet, stellt Weiss fest, dass sich die Studenten oft über deren eigene Nervösität auf der Bühne Sorgen machen und sich der Kritik und dem persönlichen Urteil ausgesetzt sehen. Sie versucht, sie daran zu erinnern, dass sie sich auf die positive Energie konzentrieren sollten und darauf, mit dem Publikum durch die Musik zu kommunizieren, statt sich darüber Sorgen zu machen, was das Publikum von ihnen denkt. Die Bühne kann ein einsamer Ort sein, wenn es der Auftrittskünstler zulässt, dass Isolation das ergreifende Gefühl verdrängt, mit seinem oder ihrem Publikum in Verbindung zu treten, das von der gemeinsamen Erfahrung gespeist wird, welches der musikalische Auftritt nun mal ist.



In einem Versuch ein engagierteres und bewussteres Publikum zu schaffen, hat Weiss damit begonnen, eine Reihe von Podcasts auf iTunes zu laden, die sich Classical Minutes nennen und viele unterschiedliche informative, musikalische Agendas bereitstellen und eine große Bandbreite von Musikliebhabern, Berufsmusikern und Studenten ansprechen. Die Themen beziehen sich nicht spezifisch auf bestimmte Instrumente, vielmehr ist ihr Hauptgrund, Musiker auf verschiedenen Ebenen zu begeistern und zu motivieren und eine persönliche Perspektive des Lebens eines Auftrittkünstlers zu geben: Die täglichen Kämpfe, die Fragen hinsichtlich des täglichen Übens, Gedanken von vor, während und nach dem Auftritt und andere alltägliche Details aus der Welt des Auftrittkünstlers.



Weiss sagt, dass, ”wegen der zurückgezogenen Natur eines großen Teils des Lebens eines Auftrittkünstlers, die Podcasts auf täglicher Basis, kleine Extras und Tipps bereitstellen, um nach vorne schauen zu können, wenn man allein ist und feststeckt.” Sie meint, “als ich begann, darüber nachzudenken, diese Podcasts zu machen - wen sie ansprechen sollten und wen ich erreichen wollte - ertappte ich mich dabei, an einige meiner ehemaligen Studenten zu denken, die sehr empfänglich waren. Manchmal stelle ich mir in meinen Gedanken vor, sie anzusprechen und manchmal denke ich auch an Gespräche mit meinen Lehrern Richard Goode oder Leon Fleisher. Manchmal liefere ich Kommentare zu spezifischen Fragen, die von Leuten kommen, die E-mail zu den Podcasts versenden.”



Einige von Weiss’ täglichen Podcast-Streams mit den Titeln "CM61Giving and Receiving", “CM16 Truth or Beauty", CM57 Do You Have a "Rainy Day List"?" und "CM14 Are you feeling stuck? “, erhielten sehr viel Aufmerksamkeit, nachdem sie gesendet wurden.



“Oft bereitet man sich auf ein großes Projekt vor und wird davon völlig in Anspruch genommen; es ist leicht, die Perspektive zu verlieren. Am Ende fühlen sich viele Leute überwältigt. Also was macht man, wenn man sich nicht in Bezug auf sein physisches Wohlbefinden und seine durch Interpretaion generierten Einsichten verbessert? Hier ist eine der einfachsten Techniken, eine die völlig unterbewertet ist: man nehme sich zwei Tage von dem spezifischen Stück frei und übe mit einer Veränderung: Zum Beispiel wenn man eine Sonate des späten Beethoven übt, nehme man ein anderes Werk des Komponisten aus der gleichen Zeit, eines das unterschätzt wird und an dem man noch nicht vorher gearbeitet hat, eine andere Sonate, Kammermusikarbeit, eine Symphonie. Ohne eine Eingrenzung von irgendetwas zu empfinden, die einem über die Musik erzählt worden ist ... aber vor allem ohne Regeln einzubauen, die man vorher für sich selbst aufgestellt hat, übe man dieses Werk ‘eben ohne Einschränkungen’. Wendet man sich wieder dem Hauptstück zu, hat man die ursprüngliche Begeisterung neuer Entdeckung, etwas, was ein Auftrittskünstler immer mit auf die Bühne bringen muss.”



Man kann die Podcasts bei iTunes oder direkt über diesen Link abonnieren oder abrufen: The Classical Minutes Daily Podcasts on iTunes. Classical Minutes haben ebenfalls ihre eigene neue Webseite: classicalminutes.com. Weiss ist eine lebhafte Pädagogin, die Meisterklassen für verschiedene führende internationale Institutionen präsentiert hat. Sie war Fakultätsmitglied an der Indiana University und der ‘University of California‘ in Santa Barbara.



Als eine ernsthafte und konzentrierte Auftrittskünstlerin, die kürzlich auch einmal in meinem Wohnzimmer einen Durchlauf vor Antritt ihre Konzertreise gespielt hat, erfreut sich Weiss großer Nachfrage als Auftrittskünstlerin und Mentorin.



Mit ihrer starken musikalischen Präsens gelingt es ihr, die Aufmerksamkeit von ihrer Bühnenpersönlichkeit abzulenken und den Zuhörer in das Reich der Musik zu geleiten. Weiss ist auf vielen internationalen Konzertbühnen und Musikfestivals aufgetreten, einschließlich der Marlboro, Ravinia, Banff und Caramoor Festivals. Die bei einigen Wettbewerben preisgekrönte Pianistin, die von der New York Times für ihre “ausgezeichnete Technik und Musikalität im Dienste eines atemberaubenden Aufgebotes von Musikgelobt worden ist, setzt sich auch Seite an Seite mit dem Violinisten Mark Kaplan und dem Cellisten Clancy Newman für Kammermusik ein - mit ihrem Trio, das auf dem Bridge Label aufnimmt.



Weiss’ jüngste Projekte umfassen die Veröffentlichung von Robert Schumann: Piano Works, das selten aufgenommenes Material mit großer Einsicht, exzellenter Technik und sensibler Wiedergabe auf dem Koch Label vorstellt. Im Moment plant Weiss sich weiterhin eingehend mit Schumann zu befassen – einem Komponisten, der ihr sehr am Herzen liegt. Sie ist von Schumanns obskureren Seite fasziniert, die in einigen seiner schwierigeren Stücken zum Vorschein kommt– Werken, die oft von Künstlern gemieden wurden, wenn es darum ging, diese zu lernen oder sie auf das Programm zu setzen – was selbst für solche Verfechter von Schumanns Musik wie Clara Schumann oder Brahms gilt. Von den Geister-Variationen, zum Beispiel, hat Clara nur das Thema, nicht aber die Variationen veröffentlicht. Schumann komponierte dieses Werk in seinen späteren Jahren, nachdem er sich bereits im Anfangsstadium einer Geisteskrankheit befand, wie Weiss erläutert. Ihr ist nur eine alte LP Aufnahme der Geister-Variationen von dem österreichischem Pianisten Joerg Demus bekannt, was ihre Aufnahme zur ersten CD des Stücks macht.



Ausserdem konzentriert sich Weiss auch auf ein Projekt, das die 32 Beethoven Sonaten Seite an Seite neben zeitgenössische, von Beethoven inspirierte Stücke stellt.



Sie sagt, dass sie ihre Aufgabenstellung mit diesem Auftritt darin sieht, “Beethoven in unsere Zeit zu bringen, einen Kontext für Beethoven zu schaffen und zu zeigen, warum er heute ebenso relevant und entscheidend ist, wie vor 200 Jahren.” Zu diesem Thema meint Weiss: Während es viele wundervolle Musiker gibt, die sich auf neue Musik spezialisieren, mag ich es, meine derzeitigen Partituren mit historischen zu kombinieren. Die neueren Werke, die ich spiele, sind gewöhnlich von Komponisten, mit denen ich das Privileg hatte, direkt zusammenzuarbeiten. Ich empfinde die Beziehung zwischen dem Auftrittskünstler und dem zeitgenössischen Komponisten als solch eine interessante Kooperation, eine Zusammenarbeit, die natürlich mit den alten Meisterkomponisten nicht möglich ist. Mit dem Komponisten auf die Partitur zu schauen, stellt solch ein faszinierendes Erlebnis dar, was auf der Bühne mehr Flexibilität mit den Noten gewährleistet.”



Weiss hat große Freude daran, mit Komponisten zusammenzuarbeiten. Sie hatte wunderbare Erfahrungen u.a. mit den Komponisten Lera Auerbach und Paul Schonefeld. Weiss erinnert sich an einen Zwischenfall, wo etwas auf Leras Notenschrift nicht spielbar war und sie stattdessen einen anderen Akkord improvisierte - mit einem ähnlichen Effekt. Lera stimmte zu, dass dies eine gute Idee sei und gab ihr die Anweisung, mit der vorgeschlagenen Lösung weiterzumachen. “Es gibt viel Hin und Her” erläutert Weiss, als sie sich daran erinnert, wie sie ein Klavierkonzert probte, das für sie von Joel Feigin geschrieben worden war. “Am Tage seiner Weltpremiere besuchte der Komponist die Orchesterprobe und etwas war nicht richtig mit der Intonation der Klavier-Triller“. Ich schlug vor, einige der Akkorde neu zu gestalten und als ich es demonstrierte, machte er sich auf einem unbeschriebenen Blatt Papier Notizen und sagte: Ok, so werden wir es heute abend beim Konzert spielen.’ Durch solche Augenblicke lernt man verstehen, was der Einfluss des Auftretenden auf die Musik ist, wie flexibel der Komponist sein kann, wenn er versucht, es am besten klingen zu lassen. Es ist wichtig, das im Kopf zu behalten, wenn man historischen Komponisten zuhört, die in ihrem Leben die selben Kämpfe durchstanden haben. Eine Partitur ist ein lebendiger Organismus. Sie ist nicht in Stein gemeißelt.”



Mit einem genauen Verständnis dieser Botschaft und einer durchdringenden Sensibilität ausgestattet, lassen Weiss’ kraftvollen Klavierauftritte ihre Zuhörer zu Komplizen werden. Wie Weiss sagt, nichts ist in Stein gemeißelt. Vielleicht ist es die Erkenntnis dieser Flexibilität und Ungewissheit, die uns der Wahrheit näher bringt, die Schumann mit uns teilen wollte, selbst in seinen am meisten gepeinigten Werken.



Die Webseite der Künstlerin ist: www.yaelweiss.com Bitte schauen Sie hier nach den bevorstehenden geplanten Auftritten.

Monday, October 15, 2012

Pianistin Klara Min - Vertraute Mazurkas und einiges mehr


Klara Min scheint nicht so leicht nervös zu werden. Das erfuhr ich, als ich bei einem Gespräch mit dem Aufnahmeproduzenten Leszek Wojcik aus Anlass der Veröffentlichung ihrer Chopin Mazurkas CD, die Delos im nächsten Frühjahr herausbringen wird, zugegen war. Wojcik betreute Min seit 2011, als sie ihre erste Aufnahme koreanischer Komponisten auf dem Naxos Label machte. Beide CDs wurden im gleichen Studio an der ‘American Academy of Arts and Letters’ aufgenommen.

Als Wojcik beide Aufnahmen, die sich wahrhaftig auf entgegengesetzen Enden des Repertoires befinden , miteinander vergleicht, bringt er seine Überraschung zum Ausdruck, wie “westlich” die zuvor aufgenommenen koreanischen Kompositionen tatsächlich klingen. “Ich hatte eine große pentagonische Sache erwartet, ein Gefühl von folkloristischer Weisen. Stattdessen gab es da vielmehr eine Affinität zur zweiten Wiener Schule, Schönberg und Webern … und dennoch die Mazurkas hätten nicht in einem größerem Kontrast zur recht akademischen, komplexen und fast germanischen Struktur stehen können …. Hier gibt es eine vollständige Veränderung des Temperaments,” meint er und fügt sich an Min wendend hinzu, ”Sie waren mutig, so ein Vorhaben in Angriff zu nehmen. Die Mazurkas sind solch bekannte Stücke, die jedem am Herzen liegen und sie werden so oft aufgezeichnet und dennoch können sie auf so viele unterschiedliche Weisen interpretiert werden.”


Min trifft bei ihren Aufnahmen ihre eigene Auswahl und scheint, was diese angeht, zuversichtlich zu sein. “Ich fühlte mich von Anfang an von den Mazurkas angezogen, als ich ein Kind war und den gesamten Band durchlas”, erzählt sie. Erst später hörte ich viele verschiedene Aufnahmen. Die Musik klingt so einfach, wenn es um das Spielen geht. Ihr Rhythmus muss auf natürliche Weise kommen; er kann nicht wirklich großartig studiert werden.” Jede Mazurka ist so individuell, idiosynkratisch, jede mit ihren eigenen Polophonien und komplexen Harmonien, jedoch kann man nicht endlos üben und planen – man muss irgendwie ihre Frische und Spontanität bewahren, um ihre wahren Charakterzüge zum Vorschein zu bringen.”

Foto: Wojcik und Min

Wojcik, der ganz klar Gefallen daran hatte, Mins Spielen aufzunehmen, pflichtet ihr bei und fügt hinzu: ”Ja genau, genau darauf kommt es an. Sie sind höchst abstrakt, obwohl sie natürlich ein nationalistisches Thema haben und auf den drei Formen des Tanzes aufbauen: der Mazur, Oberek und dem Kujawiak aus Polen, aus verschiedenen Regionen in Polen. Sie sind nicht, wie oft gedacht wird, von Volksmusik inspiriert.“
Trotz einiger rhythmischer Ähnlichkeiten und vielleicht der Wiederholung der Motive, die von Chopin beibehalten werden, sind seine Mazurkas hoch stilisierte Salon-Versionen - mit komplexen Kompositionselementen. „...Und Sie haben völlig Recht; ihre Einfachheit erfordert einen gewissen natürlichen Gusto und die Balance direkt geradeaus zu spielen und unter der Verwendung des Rubatos. Und es gilt für den Auftretenden so viele Entscheidungen zu treffen, entsprechend seines persönlichen Geschmacks.”


Aber Min kennt hier anscheinend kein Zögern. “Mir gefällt die Verwendung des Rubatos, da es die Elastizität der Musik erzeugt …” und dann ergreift Wojcik das Wort, ”Die Mazurkas stecken sicherlich voller Einladungen ein Rubato zu verwenden.”
Das Gleichgewicht findet Min in “ihrer” Mazurka Version eines Rubatos, wie ich finde, hat sie die Fähigkeit, vieles zum Ausgleich zu bringen, denn ich habe sie spielen sehen und kann bezeugen, wie sie zur gleichen Zeit mal diesen, mal jenen Hut aufsetzt, in verschiedene Rollen schlüpft und unterschiedliche Aufgaben übernimmt.


Zunächst einmal ist sie die Begründerin der NYCA – ‘New York Concert Artists’, die seit ihrem Bestehen vielen jungen Künstlern Auftrittsmöglichkeiten gegeben haben. In der Stadt, die nie einen Taktstock auslässt, sind Musikauftritte klassischen Repertoires, für das sich Min bis jetzt eingesetzt hat, nicht schwer zu finden. Dennoch hat sie es geschafft, noch eine weitere Reihe mit Erfolg herauszubringen, in der sie selbst auftritt. Mit einem Orchester aufzutreten, ist, was die NYCA ihren Klavier-Solisten anbieten. Zusätzlich zu den Orchesterauftritten stellen die NYCA ihren Gewinner auch des Carnegie Hall Debut Konzertes vor. Die Vorauswahl findet in London, Paris, New York und Seoul statt.
“Manchmal fühle ich mich wirklich so, als ob ich unterschiedliche Persönlichkeiten hätte. Im Jahre 2006 organisierte ich viele Konzerte in Zusammenarbeit mit den Yamaha Artists Services, die in ihrem Ausstellungsraum und der Shepherd Church stattfanden. NYCA erwuchs aus meinen Erfahrungen, die ich im Jahr 2008 gesammelt hatte. Es war so eine Art, es auf ein höheres Niveau zu bringen. Ich verstehe es als eine Zusammenarbeit unter Künstlern – wie bei “Davidsbündler” sollen die künstlerischen Entscheidungen von den Künstlern und nicht von den Firmen getroffen werden. Pianisten sind es gewohnt, vornehmlich allein zu arbeiten. Es gibt einen wirklichen Bedarf, Vertrauen und Beziehungen aufzubauen, um zusammenzuarbeiten und sich gegenseitig zu helfen. Ich hatte die Vision, genau das auf kontinuierlicher Basis zu tun und sobald sich diese Zielvorstellung klar abzeichnete, entwickelten sich die Ideen, wie das auf die Beine zu stellen sei”, sagt Min.


Und da sie risikofreundlich ist und sich nicht scheut, um Hilfe zu bitten, wenn es um ihre Herausforderungen geht, ist es ihr gelungen, eine echte Anhängerschaft aufzubauen. “Ich klopfe immer an die Türen von kulturellen Stiftungen, Konsulaten und von Individuen, die die Bedeutung von Kunst in der Gesellschaft zu schätzen wissen. Als Künstler haben wir eine wirklich wichtige Rolle zu spielen, wir sind die Hoffnung für die Gesellschaft.” Sie erläutert: ”Wenn es um das Spenden geht, wenden sich die Leute gern an die entferntesten Orte auf der Welt um zu helfen – ich jedoch möchte etwas in meiner Stadt machen, meiner Gemeinde, wo ich bin.”

Und ich habe sie in Aktion gesehen – sie kennt jeden und streckt ihre Hand aus – um anderen dabei zu helfen, ihre Ziele in der Welt der Musik zu erreichen, einer Welt, die sie aus tiefem Herzen liebt und wo sie das Gefühl hat, dass sie viel geben kann.

In Japan als Koreanerin aufgewachsen und dann im Jahre 1989 zurück nach Südkorea gezogen, wo sie zur konkurrenzbetonten “Seoul Arts High School” ging, ist Min daran gewohnt, sich auf neue Situationen, unterschiedliche Leute und Mentalitäten einzustellen. “Ich musste lernen sensibel zu sein und mich im frühen Alter an eine andere Kultur anzupassen. Der starke Einfluss der unterstützenden Rolle meiner Mutter hat mich in all meinen Anstrengungen sehr ermutigt. Anders als bei vielen anderen jungen Pianisten, die immer von ihren Eltern angetrieben worden waren, hat mich niemals jemand angestoßen,” erinnert sie sich. Die frühzeitige Anerkennung ihrer Unabhängigkeit durch ihre Eltern hat ihr das Selbstvertrauen gegeben, selbst eigene Verantwortung zu übernehmen.
“Anders als bei vielen anderen Koreanern, haben meine Eltern mich nicht kontrolliert und ich hatte, als ich aufwuchs, viel Freiheit.” Sie beschreibt besonders ihre Mutter als eine Seelenverwandte, die – selber Musikerin – wusste, wie schwer es ist, eine Auftrittskünstlerin zu werden. Ihre Mutter fragte sie, “ist das wirklich, was du willst?” Aber sie hat sie immer darin bestärkt, ihrem Traum zu folgen.

Aus Seoul kam sie nach New York City und setzte ihre Klavierstudien bei Solomon Mikowsky an der Manhattan School of Music fort.
Ihre Unabhängigkeit wurde für Min noch akuter, als eine finanzielle Krise zuhause sie dazu zwang, auf ihre eigene Findigkeit zu vertrauen.
“Ich hatte gerade mein Studium mit einem Bachelor Abschluss beendet und war für eine kurze Zeit nach Korea zurückgekehrt, um Geld zu sparen und wieder finanziell auf meine Füße zu kommen, indem ich auftrat und unterrichtete. Das befähigte mich meinen ‘Master’- Abschluss schnell zu beenden, nachdem ich mich bei Sara Davis Buechner und Byron Janis eingeschrieben hatte,” fährt Min fort. “Ich mochte immer Lehrer, die selbst auftreten. Ich war so begeistert, dass ich alle meine Kurse in einem Jahr abschloss und im dritten Semester mich ausgiebig auf die Lehrstunden konzentrieren konnte.” Min setzte ihr Studium in Lübeck bei James Tocco fort, den sie sowohl wegen seines Unterrichts als auch seiner Persönlichkeit bewunderte.

Im Jahre 2002 gab sie ihr Weill Konzert beim Carnegie Hall Debut und eine Weltpremiere von Unsuk Chins Piano Etudes, was kennzeichnend für die Zeit war, in der sie damit begann, ihr Repertoire zu erweitern, um sich für gegenwärtige klassische Musik einzusetzen. Sie spielte bei diesem Konzert John Corigilianos Musik und dann im Jahre 2008 spielte sie sein Klavier Konzert mit den NYCA, als der Komponist während des Auftritts anwesend war.
Foto: Min mit John Corigliano

Min hat in jüngster Zeit die Charakterstücke des amerikanischen Komponisten Henry Martin in Auftrag gegeben und wird diese bald aufnehmen; diese basieren auf den Liedern des amerikanischen Songwriters Steven Foster.

Ihre erste Aufnahme mit dem Namen “Ripples on Water” (herausgegeben von Naxos), die die Werke fünf zeitgenössischer koreanischer Komponisten vorstellte, brachte ihr viele herrliche Kritiken für ihren Auftritt ein. ‘New York Concert Review’ schrieb, dass Klara Min “einen wunderbaren, nuancierten Klang, wirkliche Ausdruckskraft..exzellente Technik, Ausgelassenheit und Vitalität” besitzt.”


Min wird bei ihrem bevorstehenden Konzert in der Alice Tully Hall am 8. November ein Präludiuum uraufführen, das für sie von Uzong Choe komponiert wurde, dem jüngsten der koreanischen Komponisten, die gemeinsam auf der CD vorgestellt werden. Bei diesem Konzert werden ebenfalls Werke von Schumann, Chopin und Messiaen vorgestellt und es wird natürlich auch einige der in Ehren gehaltenen Mazurkas beinhalten.

Monday, October 8, 2012

Lernen von den Meistern




Murray Perahia Foto: Felix Broede
Klassen, gegeben von den meist bewunderten Meistern auf ihrem Gebiet, sind oft direkteste und effektivste Weg betrachtet, sowohl Studenten als auch Fans zu inspirieren. Als Ergebnis von Yoheved Kaplinskys (Direktor der Klavierfakultät an der ‘Julliard School’) diesbezüglicher Initiative, hat in dieser Woche der ehrwürdige Pianist Murray Perahia seinen aufgezeichneten Mini-Gastaufenthalt angetreten. Ara Guzelimian (Hochschulkanzler und Dekan) hat die Reihe so gestaltet, dass sie aus Vorlesung/Vortrag und drei Meisterklassen besteht, eine von ihnen mit Zutritt für die Öffentlichkeit. Weitere solche Gastaufenthalte in dieser Spielsaison beinhalten Richard Goode (öffentliche Meisterklasse am 24. Oktober) und Leon Fleischer (öffentliche Meisterklasse am 24. Februar 2013) in Juilliards ‘Paul Hall’.
Als ich mich der neu errichteten Brücke näherte, die Julliard mit dem größerem ‘Lincoln Center’ Komplex verbindet, dachte ich über die vielen Bemühungen von Julliard nach, sich über den ausgewählten Kreis hinaus an die Öffentlichkeit mit solch unterschiedlichen Programmen zu wenden, wie ihre an die Öffentlichkeit gerichteten sozialen ‘outreach’- Auftritte, die zusätzlich angeboten zu den Publikationen, den eigenen Klassen für Abendschüler und für die, die sich auf ein Hochschulstudium vorbereiten wollen.
Diese Meisterklassen sind eine wunderbare Bereicherung ihrer Programme. Neben der Gelegenheit weltbekannten Auftrittskünstlern aus der Nähe und persönlich zuzuhören, ist es natürlich der Traum eines jeden aufstrebenden Pianisten, die Geheimnisse (sofern es sie gibt?) eines jeden großartigen Auftrittskünstlers zu entlocken. In diesen Meisterklassen kann der Künstler zeigen, was seine Auftritte so einzigartig und erfolgreich macht, indem er Erfahrungen und aufschlussgebende Erläuterungen weitergibt, warum er diese und nicht eine andere Ausführung bevorzugt.
Die Frage für jeden Künstler besteht nicht so sehr darin, welcher Ansatz wohl als bester zu bewerten sei – es gibt viele, die Gültigkeit haben, die auf einer einfach unendlichen Anzahl von Variabeln beruhen, die in der Veranlagung, Technik und Persönlichkeit des Künstlers zu finden sind. So viele Diskrepanzen wie es sie im methodischen Streben nach dem letzendlichen musikalischen Ergebnis es auch gibt, was allein zählt, ist, dass der Auftritt in übereinstimmender Art und Weise überzeugend ist.
Also, wie vermittelt ein meisterhafter Musiker und freigiebiger Mensch, wie es Perahia zweifelsohne ist, seine Weisheit? Was für Ratschläge kann er speziell den gutvorbereiteten Studenten geben, die für ihn spielen?
Interessanterweise, der Rat, der als der aufrichtigste und als Ergebnis tiefstempfundener Zuneigung und härtester Arbeit zu bestehen schien, waren die Bemerkungen, die sich auf die Bedeutung von Musik selbst bezogen und direkt aus seinem Herzen kamen. Es stellte sich heraus, dass diese viel mehr Relevanz hatten, als ein jegliches Detail: “Musik ist eine Geschichte. Wenn man keine Geschichte erzählt, ist sie trocken. Die Geschichte muss dabei nicht unbedingt wörtlich genommen werden – sie erzählt manchmal weniger als die Noten selbst – obwohl es in einigen Fällen nichts an der thematischen Idee verkehrt ist. Einige Leute gehen sehr ins Detail konkreter Assoziation; was soll die Musik wiedergeben?... Ich denke nicht, dass das sehr hilfreich ist, obwohl es natürlich Stimmungen hervorrufen kann. Ich glaube nicht, dass es bei Musik um Handlungen geht – vielmehr geht es bei ihr um Gefühle – um den den Ausdruck von Gefühlen!”

Murray Perahia mit Karl Schechter
Zusammen mit seinem ehemaligen, bewunderten Lehrer Karl Schechter an der ‘Mannes School of Music’ diskutierte Perahia den Ansatz Schenkerianischer Theoretischer Analyse, einem Dauerbrenner in Julliards Curriculum, als einen Ansatz, der nicht seine Gültigkeit hat, Musik nicht nur aus dem Bauch aus zu erkunden, sondern mit Ideen und konzeptionellen Werkzeugen in der Hand:” Wir legen nicht nur einfach unsere eigene Persönlichkeit in das Spielen, der Auftrittskünstler hat die Verpflichtung auf den Grund der Partitur zu gehen. ‘Schenker’ ist eine Art sich dem organischen Ganzen der Komposition zu nähern.”
Indem er sich auf das größere Ganze bezieht, “erleichtert” dieser Ansatz die Harmoniestrukturen zu analysieren, auf denen die Musik beruht:” das Erkennen der Antrieb gebenden Elemente in der Musik.”Dennoch wie Perahia selber zugibt, ist er [der Schenker Ansatz] als recht komplex bekannt und, obwohl er über Schecker schon früh in seinen Studententagen lernte, versetzte er sich erst dann tief darin hinein, als er durch eine Handverletzung gezwungen war, ab und zu mehr Zeit fern vom Klavier zu verbringen.
Als er während der Meisterklassen am Klavier großzügig etwas veranschaulichte, was der Himmel für die Fans war, bestand er darauf:”Macht nicht, was ich mache – seid frei!” Ebenso gab er guten, soliden Rat, wie: “Denkt immer musikalisch, wenn ihr technisch übt, ansonsten wird es beim Auftritt technisch – wie bei einer Etüde. Der musikalische Ausdruck findet immer seinen Weg in die Geste, man muss es am Klavier zum Ausdruck bringen.” Er befürwortet, aufgeschlossen zu sein: “…und hier magst du durch die Pausen in die Pedalen treten”, sagt er einem seiner Meister-Studenten. ”Trotz meines Lehrers, der immer gesagt hat:”Man kann nie durch die Pausen treten” – trete hier durch!”
Die Juilliard Studenten und Alumni hatten einige enthusiatische Reaktionen. Eine von ihnen, Alexandra Joan, beindruckte mich besonders in ihrer vorbehaltslosen Reaktion auf das Programm. Als Seelenverwandte, vertraute die junge Pianistin mir an, dass Veranstaltungen wie diese ihren Aufenthalt in New York lohnend machen würden. Sie meinte, “sein Unterrichten ist unglaublich inspirierend. Ich mag sehr die Tatsache, dass er immer zuerst eine Frage über das Stück an die Studenten richtete, um unabhängiges Denken fast auf eine väterliche Art anzuregen… es ist kein Zufall, das er ein solch großartiger Interpret ist, wie er wirklich mit seinen Gedanken vieles tief durchdringt, um bedeutungsvolle Verbindungen in der Musik zu finden.”

Murray Perahia mit dem inspirierten Fan Alexandra Joan
Als Auftrittskünstlerin, die am Pariser Konservatorium studierte, bevor sie nach New York kam, um an der ‘Julliard School’ ihr Studium fortzusetzen, ist sie von einem solchen wissbegierigen Ansatz fasziniert, aber interessanterweise findet sie:”Schenker ist nicht trocken wie ein Bibliothekar; sein Schreiben ist sehr romantisch und idealistisch. Tatsächlich veröffentlichte er zuerst sein Buch anonym unter dem Titel: “Neue Musikalische Theorien und Fantasien von einem Künstler.” Wenn ich ein Stück beginne, halte ich nach seiner DNA Ausschau und Schenker hilft mir dabei, die versteckte Struktur in den Noten zu erkennen. Selbst dann, wenn man es intuitiv macht, ist es sehr anders und zugänglich – jedoch als eine einzigartige harmonische Struktur - weiß man über das Warum Bescheid, Es bringt es – sicher, ich weiß, dass ich ein Idealist bin – auf eine höhere, ja göttliche Ebene.”

Wie wundervoll solche Leidenschaft zu wecken! Das ist es letztendlich, worum es beim Lernen vom Meister geht: Die Einsichten weiterzugeben, die durch ihre eigene Arbeit und Errungenschaften gewonnen wurden und um dadurch, wie Perahia sagt, unsere Perspektive zu verändern: ”Schenker hat meine eigene Arbeit beinflusst, er regte mich an und ich wollte Ihnen das mitteilen – es verändert einen sehr, indem man bewusster ist. Analysiert man mit diesem Ansatz eine Partitur, erfährt man etwas über den Auftritt – ihr vorgegebenes Tempo (abgesehen von Markierungen) und die vorausgesetzte Richtung, die die Partitur nimmt; ein Verständnis, das man nicht notwendigerweise ohne ihn bekäme. Und da es [dann] weniger beliebig ist, was man am Klavier machen soll, gewinnt man größeres Selbstvertrauen.”

Vivian Fung - Dreamscapes

Das Publikum, das im traditionellen Saal der ‘American Society’ im Stadthaus in der New Yorker ‘Upper East Side’ Platz genommen hat, wartet mit großer Erwartung auf Vivian Fungs Dreamscapes Veröffentlichung. Andrew Cyr, der einfallsreiche, für einen Grammy nominierte Direktor und künstlerische Leiter des Metropolis Ensemble, gibt dem Pianisten zu verstehen, mit dem Abendprogramm anzufangen, indem er die Saiten des Konzertflügels zupft.
Foto: Andrew Cyr im Gespräch mit Tim Martyn
Zwei Schlitztrommler aus seinem Orchester entsenden von hinten mystische und seltsam fern klingende rhytmische Trommelschläge in den Saal; vogelähnliches Zwitschern überlagert die Klänge der Trommeln, als die Musiker, die sich unter das Publikum gemischt haben, damit beginnen, verschiedene vietnamesische Vogelpfeifen zu spielen.
Als Cyr die Percussionisten auffordert, sich stetig dem Bühnenraum zu nähern, beginnen sich die unterschiedlichen Stimmen zu vereinen.
Der Pianist Conor Hanick bereitet das Klavier entsprechend von Fungs Hinweisen mit Eisstielen, Haarklemmen und Büroklammern vor und erfindet so eine berühmte Praxis, für die sich zunächst der Pianist und Komponist John Cage eingesetzt hatte, aufs Neue.
Selbst das Publikum bekommt die Möglichkeit mitzumachen, indem es mit Weingläsern Musik macht und mit einem einbezogenen Fundstück Spass haben kann.” Die aus Kanada stammende Komponistin Vivian Fung wartet und beobachtet aufmerksam, wie das Publikum auf ihre auditiv und räumlich fesselnde Musik reagiert und bemerkt wie das Publikum, obwohl es sehr einfühlsam ist, auch manchmal verblüfft dreinschaut.Und so beginnt die Einführung des Abends in die kreative Welt der Komponistin.
Vivian Fung und Kristin Lee
Dem Auftritt folgen einige Überlegungen aller Solisten, des Dirigenten, einiger Orchestermitglieder sowie des zweifach mit einem ‘Grammy’ ausgezeichneten Produzenten und Toningenieurs Tim Martyn zum Aufnahmeprozess dieser CD.
Conor Hanick erläutert, dass Fungs Klangwelt Teil eines einzigartigen Genres ist, dass eine Vielfalt von originären Klangassoziationen in Verbindung mit Klängen bringt, die von javanesischer und balinesischer Gamelan inspiriert wurden und mit verschiedenen Mitteln instrumenteller Anpassung, und im Falle des Klaviers, einer Veränderung des Timbres durch das Anbringen von Objekten an den Saiten produziert wurde. Fungs enthusiastische Erkundung des indonesischen Gamelan war ein durchgehendes stilistisches Element im Werk der jungen, an der Julliard School ausgebildeten Komponistin, die von der New York Times als heraufbeschörend bezeichnet wurde.
Fungs letzte CD wurde kürzlich von dem neu gegründeten Naxos: Canadian Classics Label veröffentlicht, welches die Idee von Naxos’ Raymond Bisha ist. Die CD beinhaltet drei Werke, die sich von Glimpses (2006) bis zum Klavierkonzert Dreamscapes (2009) erstrecken. Bestehend aus verschiedenen übergangslosen Klangbildern vertieft das Dreamscape Konzert, das Hanick, einer der anderen beeindruckenden Julliard Absolventen vorstellt, Themen, die in Fungs vorausgehenden Werken erkundet wurden; zum Beispiel basiert das zweite Klangbild auf “Kotekan” – dem Ersten Satz von Glimpses. Es ist recht interessant, der Tiefe und dem Detail in Fungs Werk - angefangen von ihrer frühsten vorgestellten Komposition Glimpses bis zu ihren fantasievollen und organisch verdichteten, neueren Werken - nachzuspüren.
Das neueste Stück auf der CD, vorgestellt von der virtuosen Violinistin Kristin Lee, ist das Violin Concerto (2010/11). Wie Fung und Lee zeigen, war das Finden der perfekten Kadenz Teil eines faszinierenden Prosesses als Team zusammen zu arbeiten. “Ich wollte wirklich dabei mit Kristin zusammenarbeiten,” meint Fung, “und ich habe mehrere Entwürfe gemacht, um mit etwas aufzuwarten, dass vollkommen ihrer Hand entsprach –nicht als ob sie nicht alles spielen könnte.” Verschiedene Versionen der Kadenz wurden verworfen, da ihnen die Flüssigkeit fehlte oder sie zuviele extreme Tonabstände aufzeigten, die neben anderen Makeln nicht gewünschte Dissonanzen hervorbrachten. Die endgültige Version in Gis beinhaltet viele Arpeggio-Sätze, die einen Fluss hervorbringen, der für Lees weitläufige Technik wesentlich ist. Die melodischen Stimmführungsmöglichkeiten der Kadenz fusionieren mit vielen Glissandi, um die Sätze menschlichen Gesangs zu imitieren. Fung meint, dass sie das Konzert auf javanesischem Gamelan aufgebaut hat, das viel sinnlicher und romantischer als das balinesische Gamelan ist. Neben der Tatsache von Gamelan Musik selbst inspiriert zu sein, bemerkt Fung, dass sie und Lee im Jahre 2010 zusammen nach Bali gereist sind; die Reise war eine prägende Erfahrung in ihrer musikalischen Freundschaft und noch eine weitere Inspirationsquelle für die Kadenz.
Fung empfindet eine enge Verbindung zu all denen, die an der Produktion von Dreamscapes teilhatten, mit denen sie berufliche Beziehungen wie auch Freundschaften aufrecht erhielt. Fung hat ihr Team mit viel Feingefuehl ausgesucht. Die Solisten auf der Dreamscapes Aufnahme besitzen eine virtuose Technik, und sogar fast noch wichtiger, besitzen sie ein tiefes Verständnis für Fungs Vorstellungen. Andrew Cyr und das erklärte Leitbild des Metropolis Ensemble betonen ihren Wunsch, “innovative Konzert Erlebnisse aus der Verpflichtung heraus zu schaffen, klassische Musik in ihrer gegenwärtigsten Form zu machen.“ Dem Metroplis Ensemble war es, indem es diesem Ziel treu geblieben ist, möglich, eine große Anhängerschaft zu finden und Werke eines sehr interessanten Aufgebots zeitgenössischer Komponisten in Auftrag zu geben und uraufzuführen. Erhebliche Unterstützung für Vivian Fung’s Dreamscapes wurde von Paul und Elisabeth DeRosa zur Verfügung gestellt.
Foto: von links- Tim Martyn, Vivian Fung, Kristin Lee, Conor Hanick, Raymond Bisha.