Sunday, December 23, 2012

Bruce Brubaker – Nico Muhlys gemeinschaftsstiftender Aspekt von Musik



In diesem Monat präsentierten der Pianist Bruce Brubaker und die Viola-Spielerin Nadia Sirota im Poisson Rouge Musik von Philip Glass und Nico Muhly. Beide Musiker sind äußerst vielseitig und talentiert, was das traditonelle klassische Genre ihrer Instrumente betrifft. Außerdem machen sich beide für einige der faszinierendsten Beispiele heutiger Musik stark: die Art von Musik, die auf der klassischen Idee von Komposition und Notensätzen beruht, aber hinsichtlich einer positive Wirkung weniger von der perfekten Planung abhängig ist. Beide Musiker kommunizieren großartig und in bester Ausführung. “Die Freiheit, die mit dieser Musik einhergeht,” staunt Brubaker, “wo der Prozess des Spielens ein solch integraler Bestandteil deren Formulierung ist, ist auch sehr inspirierend und unterstützt eine andere Art von Anerkennung. Sie ist nah am Puls der Zeit – eine Momentaufnahme, die sehr aussagekräftig, eine Art Ausdruck des Zeitgeistes ist.” Er führt fort: “Teil dessen, was Nico vielleicht eine noch nie da gewesene breite musikalische Reichweite gibt, verleiht ihm in der Musikwelt eine einzigartiges Ansehen.” Durch seine Reichweite und Vielseitigkeit, haben Muhlys Arrangements für die Pop Szene und Filmmusik seine Partituren von Pop Ikonen wie Björk und Grizzly Bear bis zur ‘Metropolitan Opera’, zur ‘Alice Tully Hall’ und darüber hinaus gebracht.
Brubaker hat soeben mit Nico ‘Drones’ in Island auf dem ‘Bedroom-Community’ Label aufgenommen: eine Auftragsarbeit vom “S. Gilmore International Keyboard Festival’ aus dem Jahre 2010. Das Album beinhaltet ‘Drones’ & Piano, ‘Drones’ & Viola und ‘Drones’ & Violine, dargeboten von Brubaker, Sirota und Pekka Kuusisto Seite an Seite mit Nico Muhly und gemischt von Valgeir Sigurðsson & Paul Evans, der ebenfalls der Produzent ist. Im Begleitinfo zu ‘Drones’, beschreibt Muhly “die Erstellung harmonischer Ideen zu einer statischen Struktur,” und weisst darauf hin, dass, “die Idee nicht viel anders ist, als beim Staubsaugen mitzusingen.”
Sirota, eine langjährige Mitarbeiterin und enge persönliche Freundin von Muhly meint: “’Drones’ erwuchs aus einer Reihe von Stücken für Viola und Elektronik und dadurch, dass ich immer wieder meine Telefonnummer herleierte, woraus die Etüde Nr. 2 entstand, das erste der ‘Drone’ Stücke. Viele ‘Drone’ Stücke wurden in vorab-aufgenommenem Sound zusammengefasst, der tiefgreifend strukturiert ist und (das ist jetzt Brubaker zufolge) sehr klar den großen Einfluss von Valgeir auf Nicos Werk aufzeigt. Es zerbarst an Struktur und wurde wirklich drei-dimensional.”
Foto: Copyright Stern Weber Studio / Bruce Brubaker und Nadia Sirota im lePoisson Rouge


Brubaker erläutert: “Nico machte den ursprünglichen elektronischen ‘Backtrack’, aber was man auf der Aufnahme hört, ist ganz anders. Es klang sogar zum Teil noch mehrschichtiger. Aber darin besteht der aufregende Prozess mit einem lebenden Komponisten wie Nico zusammen zu arbeiten – die Aufnahme ist nicht mehr die endgültige Fassung, aber ebensowenig der Auftritt. Musik wird im Moment viel lebendiger. Vielleicht vergleicht man es am besten mit den Zeiten von Komponisten wie Mozart, Bach, Monteverdi …, die ein Stück für ein Orchester schrieben, aber im Laufe der Zeit von verschiedenen Instrumenten gespielt wurden, so dass das Stück jedesmal ein anderes wurde.”
Im Geiste der Spontanität ist Nico der Typ von Musiker, der nicht exakte Anweisungen gibt. Dies könnte daher kommen, dass er seine Auftrittskünstler sehr gut kennt; Nico ist mit Brubaker seit seinen Jahren bei Julliard vertraut, als Brubaker, der gegenwärtig bei NEC unterrichtet, ebenfalls Fakultätsmitglied bei Julliard war und eines seiner Werke in Auftrag gab. Sirota ist ja sowieso eine langährige Freundin und begeisterte Promoterin von Nicos Werk. Es könnte jedoch ebenso die Folge eines fehlenden Perfektionismus sein, der das begeitet, was bei diesem kreativen Material herauskommt, das manchmal von Muhly selbst wie auch von seinen Kritikern als auffällig umfangreich betrachtet wird. Auf seinem Blog klagt Muhly: “Ich habe sehr viel an Musik geschrieben, viel davon besteht aus langen Stücken für große Ensembles. Es verschaffte mir eine Pause, denn ich hatte in den vielleicht letzten achtzehn Monaten nicht wirklich einen Moment mich umzuschauen, was passiert und diese Liste war eine Art vergrößerter, zehnfacher Ruck für mein System. Mein erstes Gefühl war eines totaler Erschöpfung, der nächstliegendste Vergleich, den ich ziehen kann, ist es, einfach eine lange Zeit zu laufen – die wirkliche Müdigkeit setzt ein bisschen später ein, mit Verspätung und wird manchmal von einem entstellten Zehnagel oder einem schmierigen Schweißflecken auf dem Unterarm ausgelöst. Die zweite Gedankenrunde, die sich auf dieses Dokument bezog, war alamierender: taugt irgendwas von dieser Musik?”

Foto: Copyright Stern Weber Studio - Bruce Brubaker und Nadia Sirota im lePoisson Rouge

Aber Brubaker ist eher einer unbeschwerteren, großzügigeren und weniger kritischen Haltung zuzuordnen: “Nico sagt immer selbst: man muss jeden Tag essen und nicht jede Mahlzeit wird die großartigste sein,” was Nicos Weigerung hinsichtlich des Spielens seines Werkes sowohl von Brubaker als auch Sirota erhellt, zu kritisch oder eigen zu werden.
“Er ist der ungewöhnlichste, großartige Mitarbeiter, der herausfindet, was an den Leuten um einen herum faszinierend ist und das kann ein großartiges gemeinschaftliches Ergebnis hervorbringen,“ meint Sirota. “Ich mag das wirklich sehr und das ist der Grund, warum ich es sehr gut kann. Und er weiß das und gibt mir einen Freibrief. Er erstellt nur Gesten, keine harte Partitur für mich, keine Angabe- es ist nur Kurzschrift und lässt viel Raum für Interpretation.”
Im Februar nahm Muhly mit Philip Glass an einem Komponisten Panel in der ‘Armory’ an New Yorks Park Avenue teil. Glass, für den Muhly über sechs Jahre hinweg arbeitete und den Muhly als einen großartigen Mentoren beschreibt, sagte etwas bemerkenswertes über den kreativen Prozess, den er und Muhly weiter durchlaufen: “Musik ist ein Raum.”

Foto: New York Times - Nico Muhly
Stellt Musik für Glass einen Raum dar, so ist es mein Eindruck, dass Muhly mit seinem einzigartigen Ansatz bezüglich von Komposition und Auftritt danach Ausschau hält, diesen Raum mit Gemeinsamkeit auszufüllen. Die Überlagerung des Komponierten mit dem Improvisierten schafft eine freistehende, unabhängige Struktur und die Bandbreite deren Möglichkeiten verleiht der Musik ihr Eigenleben.
Gemäß Brubaker: “…fügt sich alles zusammen und man gelangt dahin, verschiedene Perspektiven zu sehen.” In den ‘Drone’ Stücken hört man nicht eine einzige Improvisation, aber die Schichten an Fantasie schaffen eine eingestellte Aufnahme, die eine ‘live’ Perspektive verkörpert. Als ich Brubaker fragte, ob der Auftritt schwer ist, führt er an: ”Einiges ist eine Herausforderung, was die pianistischen Fähigkeiten betrifft, wie die wiederholten Akkorde und Arpeggio Figuren über längere Zeit, die es erforderlich machen, die Hände zu überkreuzen und längere Distanzen zu überspringen. Und dann tut er es mit einem Lachen ab und wirft er ein: “es ist wie Rock ‘n Roll.”
Einiges von Muhlys Musik scheint wirklich beim Spielen Spaß zu machen und es macht Spass anzuhören; bestimmte Strukturen und hohe Tonlagen in seinen Stücken erscheinen fast leichtfertig unbeschwert, aber beinhalten auch viele ernste Elemente. Brubaker ist überzeugt, dass Muhlys Musik “sorgfältig durchdachte Strukturen” vermittelt “und mit den darin gegebenen Querverweisen anerkennt, dass Musik uns allen gehört – es ist ein gemeinschaftliches Produkt.”
In seinem Buch Far From the Tree [Weit vom Baum] widmet Andrew Solomon Wunderkindern und ihrem Aufwachsen ein Kapitel und stellt heraus, dass ihre Kindheit bemerkenswert anders verläuft, als es die Norm ist. In diesem Kapitel wird Muhly als “Fabeldichter” zitiert, “für den die Wahrheit nicht in Glanze erstrahlt”, aber das selbstzerstörerische Verhalten, das in Muhlys Leben in Form “der Ausbildung einer Zwangneurose mit einem starken depressiven Unterton trat,” wie sowohl Solomon als auch Muhly selbst beschrieben, stand im Dienste seiner musikalischen Komposition. Darüberhinaus hatte er seine Kunst immer besonders im Kopf und das zog ihn oft sehr schnell in sehr unterschiedliche Richtungen. Er reichte “eine manischen Fuge” ein, als er sich für ein Doppelstudium an der ‘Julliard School’ und der ‘Columbia University’ einschrieb. Wie er darstellt: An einem Tag war es Messaiën und am Nächsten war es – als ob ich alles über Marimba in Erfahrung bringen wollte … Diese Musik machte mich so wahnsinnig und glücklich, als ob sie ein Betäubungsmittel wäre.” Muhlys Neugierde das zu entziffern, was sich hinter der Musik verbirgt – das Verstehen und das Wiedererschaffen musikalischer Bedeutung – stellt sowohl eine Herausforderung als auch eine Begabung dar. Er sagt über seine Auseinandersetzung mit seinem Talent: “Ich habe keine Ambition, ich habe nur eine Bessessenheit.”
Ich erwähnte gegenüber von Sirota, dass, nachdem ich Muhly bei der Premiere seiner Far Away Songs in der Alice Tully Hall persönlich kennen gelernt hatte, ich das Gefühl gehabt hätte, dass seine Musik seiner Persönlichkeit total entsprechen würde. Sie umarmte mich fast und sagte: Das genau ist es, wenn man das fühlt und das versteht, mag man es.”
Ilona Oltuski

Wednesday, December 12, 2012

Julian Rachlin auf der Violine/Viola – Itamar Golan auf dem Klavier - Brahms’ vollständiger Sonaten Zyklus für Violine/Viola in fantastischer Teamarbeit dargebracht

Man höre die zweite Hälfte diesen Samstag, dem 8.Dezember, als Violinist/Violaspieler Julian Rachlin und Pianist Itamar Golan am 92Y ihre Suche fortsetzen, die Kunstfertigkeit von Johannes Brahms’ vollständigem Zyklus für Violine und Viola zu erkunden (das Konzert beginnt hier um 19 Uhr 30). Das temperamentvolle Team begann mit großem Gusto während ihrem ersten von zwei Auftritten gestern Abend (dem 5. Dezember) ihr ambitiöses Unternehmen, das den vollständigen Sonaten Zyklus für Violine /Viola von Brahms umschließt. “Julian ist ein Künstler, der wirklich spontan und in diesem Sinne fabelhaft abenteuerlich, jedoch zur gleichen Zeit für den Partner ein bisschen unberechenbar ist. So muss man immer auf Überraschungen gefasst sein. Das hält einen auf Trab, aber es ist sehr spannend!” meint Itamar Golan, der mich mit seinem unglaublich sensiblen Anschlag gestern abend beeindruckte. Es war oft so, als ob er den hinreißenden Klang von Rachlins Violine (oder abwechselnd von seiner Viola) mit hervorragender Zurückhaltung aufrecht erhielt, dennoch war Golans Entschluss, die Violine /Viola scheinen zu lassen, ein Zeichen der Stärke und Beherschung, nicht der Schwäche. “Besonders als Partner gibt es Momente, wenn die Musik mit all ihrer Stärke aus dir hervorbrechen muss und es gibt solche Momente, wenn man die Musik in einem selbst aufrecht erhalten, bestimmte Farben hervorholen, das volle majestätische Gewicht zurückhalten muss und nicht den (die) Partner. Man muss auf natürliche Weise fähig sein, sich einander dem Klang des anderen anzupassen. Das ist das Schöne daran, was ich tue; als Partner bringen wir in uns gegenseitig unterschiedliche Sachen hervor. Das ist ein wichtiger Bestandteil der Magie des Zusammenspielens, es geht nicht nur darum, sich gegenseitig zu unterstützen, oder auf der gleichen Seite oder vielmehr gleichen Wellenlänge zu sein, es gibt eine größere, geistige Verbindung; etwas, was weniger sichtbar, aber sehr beständig ist: man entlockt der anderen Person, der man sich gegenübersieht, andere Kräfte; und auch umgekehrt, die Person, mit der man zusammenarbeitet, bringt in dir andere Qualitäten hervor.” Wie Golan andeutete, seine gemeinsamen Auftritte mit Julian sind immer etwas besonderes, da viele Aspekte ihrer Arbeit ungeplant bleiben und spontan aus der Dynamik auf der Bühne erwachsen, was ihre gemeinsamen Shows einzigartig und unglaublich aufregend macht. Diese Spontanität kam besonders in ihren bezirzenden virtuos aufgeführten Zugaben zum Ausdruck: Kreislers Liebesleid und Liebesfreud. Golan beschreibt sich selbst in seiner bescheidenen und dennoch direkten Ehrlichkeit als ein bisschen komplizierter Charakter und erläutert mir, dass er sehr emotional auf die Umstände des persönlichen Lebens reagiert und auch jede Menge Fluktuationen in seinen persönlichen Beziehungen erfahren hat. Ungeachtet dessen weist er darauf hin, dass er und Rachlin es geschafft haben, eine bemerkenswert enge Freundschaft und professionelle Beziehung über vierzehn Jahre aufrechtzuerhalten: “Wir hatten uns zum ersten Mal bei den Konzertauftritten des jeweils anderen in Wien und Paris getroffen und entschlossen uns schon kurz darauf zusammen aufzutreten und aufzinehmen und wir planten fortwährend viele Projekte in ganz unterschiedlichen Umgebungen zusammen.” Das Duo tritt oft mit Misha Maisky auf und mit Rachlins ehemaliger Freundin, der Violinistin/Violaspielerin Janine Jansen, um nur wenige von ihrer berühmten Liste zu nennen. Heute konzertiert Golan um die Welt und schätzt, dass es sich um ca. neunzig Auftritte jährlich handelt. Golan war zuvor mit Brahms Sonaten Zyklus für Viola/Violine mit dem hervorragenden Künstler Shlomo Mintz aufgetreten und nahm den Set im Jahre 2003 auf dem Avie Label auf. Beide schlossen sich auch mit dem Cellisten Matt Heimovit zu einem Trio zusammen. Weitere eindrucksvolle Duo-Partnerschaften umfassten die Violinisten Vadim Repin und Maxim Vengerov. Golan hat für solche renommierten Labels Deutsche Gramophone, Decca, Teldec, Sony Classical, EMI und Warner Classics Aufnahmen gemacht. Zu einem früheren Zeitpunkt seiner Berufslaufbahn, als er in Israel aufwuchs, verfolgte Golan zuerst eine Karriere als Konzertpianist und trat im Alter von sieben Jahren auf den Bühnen für Klavier in Israel auf. Er wurde mit einem Stipendium am NEC von dem berühmten Pädagogen Robert Shure akzeptiert, der ihn bei einem Besuch in Israel hörte, aber Golan entschloss sich dazu, seinen Platz am Konservatorium freizugeben, da er sich ungenügend ausgerüstet fühlte, sich daran zu gewöhnen, Teil einer großen Institution zu sein. Golan durchlief eine rebellische Phase.Er verbrachte seine angsterfüllten Teenager Jahre indem er unterschiedliche Identitäten auskundschafte, verschiedene Länder und Religionen erkundete und “sich selbst suchte.” Golan fand schließlich einen Weg, um zurück zur Musik zu finden: “Ich dachte, ich würde nie wieder spielen, aber es schien mein Schicksal zu sein, ein Partner am Klavier zu werden. Meine Teenager Angst war notwendig, um für eine gewisse Zeit mein Leben völlig von der Musik zu trennen und das ermöglichte es mir, meine Liebe für sie erneut zu entdecken. Als ich mit einer Gruppe von Freunden spielte, erkannte ich, dass es das war, was ich am liebsten machen wollte.” Im Jahre 1991 wurde Golan der jüngste Lehrer an der ‘Manhattan School of Music’ und seit 1994 hat er eine Stelle als Professor für Kammermusik am Pariser Konzervatorium inne, wo er mit seiner Ehefrau Natsuko und ihrem gemeinsamen Sohn wohnt.
Ilona Oltuski

Sunday, December 2, 2012

Pianist Roman Rabinovichs kreative Huldigung des künstlerischen Ausdrucks

(Selbst-Porträt des Künstlers)
Am Samstag, dem 15. Dezember 2012, um 19 Uhr, wird die Arthur Rubinstein International Music Foundation ihr Zankel Hall at Carnegie Hall Konzert zu Ehren eines der größten aller Pianisten des goldenen Zeitalters päsentieren – Arthur Rubinstein. Der Pianist Roman Rabinovich ist einer der zwei ausgewählten Pianisten /Pianistinnen, die bei dieser Veranstaltung spielen werden, die andere ist Anna Fedorova. Jeder dieser beiden talentierten Musiker besitzt innerhalb seines Handwerks besondere Eigenschaften und zusammen werden sie sicherlich dem Gedächtnis des großen Meisterpianisten Arthur Rubinstein gerecht werden. An diesem Abend wird ebenfalls ein kurzer Dokumentarfilm über Rubinsteins historischen Konzert-Auftritt im Jahre 1945 in San Francisco präsentiert, wie auch eine Ausstellung von Porträtaufnahmen und Fotografien, auf denen Rubinstein zu sehen ist und die teilweise aus der Sammlung seiner Tochter Eva stammen. Das Musikfestival der Stiftung begann im Jahre 2008 in Lodz, dem Geburtsort von Rubinstein. Rabinovich, der als Preisträger des ‘Arthur Rubinstein International Piano’ Wettbewerbs (nicht mit der zuvor genannten Gastgeberorganisation in Beziehung stehend) in Israel, aber auch mit großem Beifall in Europa und Amerika aufgetreten ist, wurde die Gelegenheit gegeben, ein Programm auszuwählen, das ihm besonders am Herzen liegt. Er teilte mir mit Enthusiamus mit, dass Prokowjews Romeo und Julia (drei Stücke), seine Arrangement von Ravels ‘Daphnis und Chloé’ wie auch Strawinskis ‘Petruschka’, welche sich seiner im Programm stehenden Haydn-Sonate in As-Dur Hob.XVI/46 anschliessen, schon seit einiger Zeit seine volle Aufmerksamkeit erfahren.
“Petruschka und Ballerina” Zeichnung von Roman Rabinovich
Eine Aufnahme dieser auf das Ballet bezogenen Klavier Interpretationen wird im Frühjahr 2013 auf dem Orchid Classic Label herauskommen. Die Faszination, die Rabinovich diesen Stücken und deren Aufnahme entgegenbrachte, erwuchs aus seiner Bewunderung dieser Epoche und ihrer unverwechselbaren künstlerischen Ausrichtung: Paris im frühen 20. Jhrd., angefüllt mit vitaler Schöpfungskraft und gegenseitiger Befruchtung der Künste und Künstler, mit einem charismatisch aufgeladen Duft von Kreativität. “Je mehr ich über dieses Zeitalter gelernt habe, desto mehr wollte ich ihm persönlich Ehre erweisen” meint Rabinovich. Alle drei Komponisten haben eng mit den Ballet Russes zusammengearbeitet, wenngleich zu etwas unterschiedlichen Zeiten: ‘Daphnis und Chloé’ wurde im Jahre 1910 geschrieben, ‘Petruschka’ im Jahre 1911 und ‘Romeo and Julia’ erst 1935. Trotz all ihrer ästhetischen Unterschiede sieht Rabinovich den roten Faden, der sich durch sie hindurchzieht: “Sie wurden von der Energie und dem Charme eines einzigen Mannes, einer Naturkraft inspiriert– Sergei Djagilew! Sie gehören zum Zeitalter der Ballets Russes, die auch noch auf die künstlerischen Tendenzen der nächsten Generationen einen tiefgreifenden Einfluß hatten, indem sie Avantgarde Musik, Tanz und Ausdrucksform auf eine neue und innovative Weise verschmolzen.” Es war vorallem Rabinovichs besonderes Interesse an dem russischen Künstler Leon Bakst, der berühmt für seine Bühnenbilder vieler Djagilew Produktionen ist, das ihn auch zu anderen Djagilew Stars führte, einschliesslich zu Nijinsky, Pavlova, und Picasso, wie auch Strawinski, Ravel und Prokowjew. Obwohl er keine Ausbildung in bildender Kunst genossen hat, besitzt er offensichtlich künstlerisches Talent, wie aus seinen vielen Zeichnungen, sowohl in gedruckter wie auch in digitaler Form auf seinem iPad skizziert, zu ersehen ist. Er begann mit dem Zeichnen, als er zehn Jahre alt war und gesteht ein: Ich muss sehr viele Informationen während der Klassen versäumt haben, als ich beim Zuhören kritzelte; es handelt sich um einen Zwang, den ich ernst nehme, es ist nicht nur ein bloßes Hobby von mir.” Auf die Frage, ob die eine Kunstgattung die andere beeinflusst, sagt er: “Es gibt viele Parallelen zur Musik, die offensichtlichen Verbindungen wie Farben, Ausgewogenheit und Struktur, ihre Symetrie, Höhen und Tiefen, die Transparenzen der Texturen …. korrespondieren sicherlich mit musikalischem Verständnis. Es hilft mir irgendwie, das andere Medium zu begreifen, indem man einen anderen Bezugpunkt hat; Musik ist eine flüchtige Materie - sie ist vergänglich. während bildende Kunst permanent ist. Man kann auf das Papier /die Leinwand zurückkommen, man kann an bildender Kunst festhalten. Ich habe nie ganz verstanden, wie bei Musik ich ein Stück, das ich spiele, vorbereite und dann, am nächsten Tag, wieder neu beginne, Musik ist nie in der gleichen Weise für immer da.” “Allerdings” wie er erklärt “ist die Natur des Klaviers so beschaffen, dass es eine so weite dynamische Bandbreite an Farben und Effekten erzeugen kann, die es einem ermöglichen, selbst solche Musik zu spielen, die dazu bestimmt ist, die fantastischen und bunten Klangfarben einer vollen Orchestrierung zu zeigen, wie in den Ballett Arrangements und sie in einer selbstgenügsamen Klavierversion zum Leben zu bringen.” Was Ravels ‘Daphnis’ betrifft, fand Rabinovich etwas über die ursprüngliche Reduzierung des Balletts zu Probezwecken heraus, was zum Ansatzpunkt seines Arrangements wurde, dass auf Ravel beruht.
“Daphnis” Zeichnung von Roman Rabinovich Der junge Prokowjew hatte in den Zwanziger Jahren drei Balette für die Ballets Russes geschrieben, deren Aufführungen von ‘Petruschka’ und ‘Daphnis’ er auf seinen ersten Reisen nach Paris und London gesehen hatte. Sein ‘Romeo und Julia,’ das nach seiner endgültigen Rückkehr nach Russland im Jahre 1935 komponiert und vom Kirov Theatre im Jahre 1940 produziert wurde, stellt eine neue, abstraktere Richtung dar. “Romeo und Julia” Zeichnung von Roman Rabinovich
Um einen Bogen zum Programm herzustellen, erwähnt Rabinovich folgende interessante Tasachen: erstens, dass Prokowjew und Strawinski zusammen eine vierhändige Version von ‘Petruschka’ in Rom spielten und zweitens, dass Strawinski persönlich die drei Sätze von ‘Petruschka’ für Arthur Rubinsteins eigenen Auftritt arrangierte. Querverweise zwischen Kunstgattungen wie auch die direkte Interaktion unter den Künstlern schaffen immer neue interessante Symbiosen in Zeiten kultureller Höhepunkte. Im Geiste solcher miteinander verschränkter Schaffensimpulse, möchte Rabinovich uns drei Zeichnungen zeigen, die er für dieses besondere Programm von Ballett Arrangement entwarf. “Der Wunsch etwas auszudrücken und mitzuteilen, ist Teil allen künstlerischen Schaffens und dieses Wesen einzufangen, ist das Ziel eines bildenen Künstlers wie auch eines Auftrittskünstlers.” Wie Rabinovich meint, der jüngst auch noch von einer anderen Richtung in der Musik fasziniert war, als er den Taktstock des Dirigenten ausprobierte unter Anleitung von Jospeh Swensen, Geiger und Dirigent des neu gegründeten Festivals U-Hac in Vermont )www.u-hac.com) : “Dirigieren öffnete viele Türen, was mein Denken bezüglich von Musik und mein Spielen betrifft. Es ist sicherlich etwas, was ich weiter erkunden möchte: das Ganze zu sehen und Verbindungen durch verschiedene Inputs herzustellen, ist faszinierend. Als Pianisten sind wir es gewohnt, Klang zu produzieren, plötzlich muss ich in der Lage sein, mein Verständnis von Klang zu übermitteln, diese Energie auf andere Leute nur durch Gesten und Körpersprache zu übertragen – ist immer noch eine surreale Erfahrung.” Um mehr Informationen über Roman Rabinovich und seine künstlerischen Arbeiten zu bekommen, besuchen Sie bitte folgende Website unter: www.romanrabinovich.net. Ilona Oltuski