Friday, December 31, 2010

Bemerkungen zur Grammy Nominierungsparty im ‘Le Poisson Rouge’ in New York am 16. Dezember 2010

Avi Avital
In [ihrem Artikel] “Der Grammy, den keiner kennt” äußerte Anne Midgette von ‘Classical Beat’ ihre Vorbehalte bzgl. der klassischen Musikauswahl, die in diesem Jahr anscheinend allein dem Zufall überlassen wurde.

Ihre Beschreibung des zunehmend verwässerten Auswahlprozesses der Grammy Nominierungen, die in einer künstlich aufgeblähten Stimmkraft selbst der kleinsten Mehrheiten resultieren, werfen ein schlechtes Licht auf die Urteilsfähigkeit der Musikindustrie. Sie spricht ebenfalls über die zunehmende Ungleichheit in einem ständig anwachsenden Meer von Vielfalt:

“Das Ergebnis ist ein Feld, in dem Geschmäcker so verschieden sind und es eine solche Vielzahl gibt, von der es auszuwählen gilt, dass es nicht mehr darüber einen Konsensus gibt, was am besten ist. Es ist erstaunlich, wie wenig Überschneidungen es zwischen den klassischen Grammy Nominierungen und einigen 2010 Bestenlisten der New York Times und dem Nationalen Öffentlichen Radio (NPR) gibt.”

Midgette ist auch über das Schwinden traditioneller Normen besorgt, das es auf dem Markt der Plattenlabels gibt und die den greifbaren Verkaufszahlen wie auch den damit zusammenhängenden Bereich der Kritik und Besprechungen beeinflussen.

Aber was auch immer die langfristigen Auswirkungen auf die Musikindustrie sein mögen, die Stimmung bei der Le Poisson Rouge Grammy Nominierungsfeier im südlichen Teil von Manhattan erreichte kaum zuvor erzielte Höhen.
Der junge israelische Mandolinenspieler Avi Avital war in der Kategorie ‘Beste Instrumental Soloaufführung (mit Orchester)’ nominiert worden. Der strahlende Avital erläuterte, dass in dieser Kategorie, die Trophäe sowohl dem darbietenden Solokünstler wie auch dem Dirigenten des Orchesters übergeben wird.

Die nominierte Aufführung “Mandolinenkonzert” ist Teil einer Auswahl von ‘Concertos für Mandoline, Piccolo-Flöte, Klavier und Konzerflügel’ des israelischen Komponisten Avner Dorman (siehe auch mein Interview mit Dorman, dass man hier finden kann: http://getclassical.blogspot.com/2010/09/avner-dormans-compositions-percussive.html

Komponist Avner Dorman
Dirigent Andrew Cyr ist der innovative Kopf und unternehmerische Geist hinter dem “Metropolis Ensemble”, einer gemeinützigen professionellen Kammermusikgruppe von jungen und talentierten klassischen Musikern, die sich um eine familiäre, miteinander vertraute Gruppe seiner Förderer scharte.
Dirigent Andrew Cyr
Indem sie ihre Kammermusik- und Soloaufführungen klassischer Musiker in alternativen Örtlichkeiten spielen bringen Gruppen wie Metropolis ihre Kunst direkt in die Häuser ihres Publikums und stellen so sicher, dass das (gleichwohl große) Wohnzimmer eines anderen ein ebenso geeigneter Aufführungsort ist, wie die Carnegie Hall (wenn nicht sogar noch geeigneter).

Cyr erkannte die Gelegenheit eines ‘sozialen Marketings’ durch die Involvierung enthusiastischer Voluntäre wie z.B. Frau June Wu. Als derzeitiges Vorstandsmitglied des Metropolis Ensembles stellte sie ihre prächtige Wohnung in der New Yorker Upper Westside dem Ensemble für ihr letztes Konzert und 80 seiner Fans zur Verfügung.

Indem sie erfrischend enthusiastisch ihre Fertigkeiten einsetzt, ist die Metropolis Gruppe Teil eines neuen Trends: Musiker organisieren Aufführungen im Hause von Leuten oder an alternativen Veranstaltungsorten. Indem man sich oft auf zeitgenössische Komponisten konzentriert, erweitern diese Aufführungen die Ausdrucksform traditioneller klassischer Musikveranstaltungen.

In perfekter Harmonie, mit dem Credo, das Erlebnis des klassischen Spektrums auszuweiten, zeigte Avi Avital mit immenser Beseeltheit und virtuoser Fertigkeit dem mitgerissenen Publikum die künstlerisch unglaubliche Anziehungskraft seiner geliebten Mandoline.

Avi Avital at (le)Poisson Rouge
Die tatsächliche Grammy Entscheidung vorwegnehmend stand Avitals Mandoline zusammen mit einer Vielzahl anderer Instrumente wie Tamburin, Akkordeon und Harfe im Mittelpunkt und wurde zum unangefochten Gewinner des Abends. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass irgendjemand im Publikum an diesem Abend, was die bescheidene Mandoline angeht, jemals das gleiche denken wird, wie es vor dem Spielen Avitals der Fall gewesen wäre; dieser hat sicherlich meine Wertschätzung für diese unglaublich verändert.
Die globale Angebotspalette des Abends hat wirklich das Publikum begeistert. Beginnend mit einem barocken Bach Concerto, dem Avner Dormans zeitgenössisch verschmolzenem und charismatischem ‘Allegro’ Satz unter der Leitung von Cyr und den Mitgliedern des Ensembles folgte, wurden die Zuschauer im Le Poisson Rouge von der Lyrik des spanischen Liedes (DeFalla) verzaubert, und von einer beachtlichen und bestimmenden Aufführung von Rhythmen aus dem Nahen Osten von Avital und Freunden hingerissen. Nun ist die Grammy Nominierung noch verständlicher.

Sean Hickey, Verkaufs- und Geschäftsentwicklungsmanager bei Naxos USA, kommentiert eine seiner vielen Nominierungen, die sein Label in diesem Jahr erhielt:

“Avner Dormans Beziehung mit Naxos reicht einige Jahre zurück, als er eine Aufnahme seiner Klavierarbeiten mit Eliran Avni einreichte. Die neueste Aufnahme diese Arbeiten, die den erstaunlichen Avi Avital zusammen mit Andrew Cyr vorstellt, der das nach vorne denkende Metropolis Ensemble leitet, gibt uns die Möglichkeit mit visionären amerikanischen Künstlern und Ensembles zusammenzuarbeiten, einer Verpflichtung, der sich Naxos schon seit ein paar Jahren verbunden fühlt. Wir freuen uns für alle sehr, die in diesem Jahr an ihrer Grammy Nominierung beteiligt waren.”

Teil einer ständig wachsenden Liste von jungen talentierten israelischen Künstlern, sind Avitals und Dormans Karrieren von AICF, der Amerikanisch - Israelischen Kulturstiftung, gefördert worden. Das ermöglichte ihnen ihre Ausbildung in den jeweilig künstlerischen Gebieten voranzutreiben und ihre Talente auch ausserhalb davon zu entwickeln.

Wie mir David Homan, AICFs geschäftsführender Direktor und selbst ein an Kooperationen interessierter Künstler ist, erläuterte: “Die Förderung gibt es auf zwei Ebenen: In Israel, mit der frühen Auswahl und Unterstützung von all dem außergewöhnlichem, künstlerischem Talent, und dann in Amerika, durch die weitere Entwicklung und Training oder Vermittlung von Auftrittsgelegenheiten in den entsprechenden Veranstaltungsorten.”

“Der schwierige Teil ist manchmal die Koordinierung der Bemühungen eines jeden – der, die aus Israel kommen, und der, die sich im Ausland anschließen, um die bestmöglichen Ergebnisse für den Künstler zu erzielen, was natürlich unser gemeinsames Ziel ist.” Unter der Leitung von Bill Schwartz, dem AICF Generaldirektor und beauftragt von Vera Stern, der Gattin des verstorbenen Violin Virtuoso Isaac Stern, der dem AICF von 1964 bis 2002 vorstand, ist es Homan gelungen, neue Netzwerke zu entwickeln und damit Kontaktmöglichkeiten unter den Alumni der Organisation zu verbessern.

Während es Avner Dorman möglich war, als Student des hochgeschätzten Komponisten John Corigliano die New Yorker Jullliard School zu besuchen, konnte Avi Avital seine Fertigkeiten im seltenen Bereich des Mandolinenspielens in Padua in Italien ausbauen.

Avi Avital
Immer nach neuen Mandoline Repertoires Auschau haltend, hatte Avital in Israel Dorman kennen gelernt. Avital zufolge begann Dorman im Jahre 2006 an einem Concerto für ihn zu arbeiten und beendete dieses nach nur drei Monaten eines fantastischen Zusammenspiels der beiden Künstler. Dormans künstlerische Sensibilität erlaubte ihm, was das Instrument betrifft, Avitals persönlichen Ansatz sehr gut zu verstehen und machte so ein seltenes und fruchtbares Treffen zweier musikalische Köpfe möglich.

Das Concerto war teilweise vom israelischen Kulturministerium und der Rabinovich Stiftung in Tel Aviv in Auftrag gegeben und mit in Auftrag gegeben vom “Festival Nessiah” in Pisa in Italien, wo es auch uraufgeführt wurde.

Die Aufnahme des Concertos war vom sechsmaligen Grammy Preisträger David Frost produziert worden und half ihm, eine Nominierung als Produzent des Jahres zu erhalten, der so potentiell zu seinem dritten “Produzent des Jahres” Titel führen könnte.

Bei Naxos herausgegeben, besteht die CD aus einer Vielzahl von Concertos für Mandoline, Piccolo-Flöte, Klavier und Konzerflügel und stellt auch den Pianisten Eliran Avni, die Piccolo-Flötistin Mindy Kaufman und die Cembalistin Aya Hamada vor.

Dies ist die zweite Kooperation zwischen dem Komponisten Avner Dorman und dem Produzenten David Frost auf dem Naxos Label.
Während ich im Le Poisson Rouge David Frost vorgestellt wurde, hatte ich die Gelegenheit mehr über seine Beziehung zu Avner Dorman herauszufinden.

Frost meinte: “Es war John Corigliano, der seinen Studenten Avner Dorman zu mir gebracht hatte. Ich mochte seine Musik, obwohl der Veranstaltungsort, wo ich zuerst Eliran Avni gehört hatte, eine schreckliche Akustik hatte und das Klavier ebenfalls nicht besonders war. Wir entschieden uns, eine Aufnahme zusammen zu machen und durch Dorman wurde Naxos an Bord gebracht. Jene erste Aufnahme wurde im Jahre 2006 herausgegeben.”

Und was antwortet der immens erfolgreiche Produzent von den in der Kritik anerkannten Aufnahmen für alle Hauptlabels - von RCA, Sony, Decca, Deutsche Grammophon bis zu EMI und Naxos – als ich ihn frage, wie wichtig ein weiterer Grammy für ihn ist?

Andrew Cyr david Frost
Frost grinst verschämt: “Ich sage nicht ‘nein’. Während es nicht niederschmetternd wäre, wenn ich diesen nicht bekäme, würde es sicherlich großartig sein, wenn es klappen würde. Es macht so viel Spaß und es ist sicherlich ein Klaps auf die Schulter. Da ich nominiert bin werde ich auf jeden Fall zur Zeremonie kommen.”

Erst heute informierte mich David Homan, dass er auch einen enthusiathischen Sponsoren gefunden hat, um an der Zeremonie teilzunehmen. Wie man sagt, das erste Mal ist ein Moment, den es nur einmal im Leben gibt. Ich kann dem nur zustimmen.

Für weitere Informationen zum Le Poisson Rouge sehen Sie meinen Artikel: http://getclassical.blogspot.com/2009/10/new-venues-open-their-doors-for.html

Tuesday, December 21, 2010

New Yorker Philharmonie Gesellschaft





Avery Fisher Hall
Praktizierte Demokratie zu erleben ist eine erfrischende und erbauliche Erfahrung – und man könnte hinzufügen - besonders wenn sie gut funktioniert wie hier.
Ein jeder, der 75 Dollar oder mehr dem New York Philharmonic spendet, hat die Möglichkeit, an der jährlichen Versammlung der Philharmonic-Symphony Gesellschaft teilzunehmen, einen Einblick in deren jährlichen Finanzbericht zu bekommen und sogar auf der Jahresversammlung seine Stimme abzugeben.

Viel an Partizipationsmöglichkeit heutzutage für 75 Dollar – wie es scheint seinen Preis wert.
Obwohl es eine Freude war zu hören, dass angesichts der derzeitigen wirschaftlichen Lage es dem New York Philharmonic recht gut geht, waren es aber nicht die Zahlen selbst, die von William Thomas, dem stellvertretenden Verwaltungsleiter, in seinem Bericht vorgetragen wurden und auch nicht die Form halber ausgesprochene Anerkennung der vom Vorstand vorgeschlagenen Mitglieder des Unternehmensführungsauschusses und die Nominierungen im Bericht des Musikdirektorwahlausschusses von Gary W. Pfarr, dem Vorstandsvorsitzenden, die meine Aufmerksamkeit fanden. Der Höhepunkt war vielmehr, Zarin Mehta, den charismatischen und langjährigen Vorstands- und geschäftsführenden Direktor, in Aktion zu erleben.
Er wurde im September 2000 zum “geschäftsführenden Direktor” ernannt und in Anerkennung seiner außerordentlichen Führung des New York Philharmonic wurde er im Jahre 2004 zum “Vorstandsvorsitzenden” befördert. Methas außerordentliche Talente, die gobale Sponsoren (wie Credit Suisse) mit einer engagierten künstlerischen Leitung zusammenbrachte, die an konzeptionell weitreichenderer Arbeit interessiert ist (wie Maestro Alan Gilbert), schufen die Grundsteine für eine potentiell vielfältige und aufregende Musikkultur

Zarin Mehta

Als er zum Stand der bereits seit einger Zeit geplanten Reise der Orchestermitglieder nach Kuba gefragt wurde, die aufgrund von Visaproblemen unter den Sponsoren zu einem jähen Halt gekommen war, hatte Mehta keine guten Neuigkeiten, die auf einen eine Richtungsänderung hinwiesen. Die Arbeit als Kulturbotschafter, worauf Mehtas schillerdende Leitung abzielt, wird immer noch ganz klar von etablierten politischen Dimensionen bestimmt.
Trotzdem hatte er andere hochinteressante Nachrichten, nämlich dass zwei berühmte New Yorker, die Violinisten Yitzchak Perlman und Joshua Bell in den Vorstand aufgenommen worden waren und somit nun ihrer Heimatstadt auch in dieser Weise vituose Dienste leisten koennen.
Und schließlich – es gab eine besonders nette Zugabe – einen Vortrag von Lawrence Tarlow, dem Bibliotheksdirektor des New York Philharmonic Orchestra, der einen unterhaltsamen Blick hinter die Kulissen gewährte, indem er seinen sehr umfangreichen tagtäglichen Aufgaben und Herausforderungen seines Jobs beschrieb, die sich sicherlich nicht ausreichend mit seinem Berufstitel beschreiben lassen.
Alles in allem ein sehr interessant verbrachter Morgen, ein Morgen an dem man durch den Bühneneingang den Veranstaltungsort betrat, den man ansonsten von der anderen Seite frequentiert.

Wednesday, December 8, 2010

Das Internationale Klavier Festival Miami







Musikfestspiele beruhen oft auf der Initiative eines energischen Gründungsmitgliedes oder einer Institution, deren Ziele sich im Charakter des Festivals offenbaren.
Seit seinem Start am Miami Beach Lincoln Theater, seinem ersten Veranstaltungsort im Jahre 1998, ist das Internationale Miami Klavier Festival zunehmend in Schwung gekommen, indem andere Veranstaltungsörtlickeiten und Gefolge sich hinzugesellten und das Goldene Klavierzeitalter beschwörten.
Die Mitbegründerin und künstlerische Leiterein Giselle Brodsky, ihrerseits eine ausgebildete Pianistin und Klavierlehrerin, rief die Stiftung “Förderer von außergewöhnlichen Künstlern” ins Leben, um außergewöhnlich begabte Künstler zu unterstützen. Als ich Brodsky im Sommer 2010 beim Internationalen Golandsky Klavierseminar und Festival [Golandsky International Piano Seminar and Festival] an der Princeton University traf, erklärte sie mir die recht spontane Geburt des Festivals so:Giselle Brodsky

“ Ich hatte ein Hauskonzert organisiert, wie ich es oft für meine Studenten mache und einige meiner guten Freunde eingeladen. Es gibt ja soviel Talent und mit der richtigen Unterstützung können sich junge Künstler wirklich entwickeln und wunderbare Sachen fertigbringen. Und so sprach ich meine Freunde an und sagte ihnen: “Es ist mein Traum, im jungen Leben dieser Künstler einen Unterschied machen zu können und an dieser Stelle möchte ich Ihnen und dem Publikum hier in Florida diesen Traum mitteilen.” Ich hatte ihre Unterstützung und schon bald hatte ich die finanzielle Grundlage, um Fördermittel beantragen und das Festival auf die Beine stellen zu können.
Die in Bolivien geborene Brodsky, ‘die treibende Kraft’ des Festivals, kann sich zweifellos auf ihre hochentwickelten Fähigkeiten verlassen, wenn es darauf ankommt, großartiges Talent unter angehenden Auftrittskünstlern zu entdecken. Viel hervorragende Künstler sind beim Miami Festival aufgetreten, bevor sie ihre erfolgreichen internationalen Karrieren starteten und auf diese Art und Weise Brodskys Auswahl bestätigten. Unter ihnen sind Piotr Anderszewski und Ingrid Fliter, zwei Pianisten, die wenig später den prestigeträchtigen Gilmore Preis gewannen.
Doch noch beindruckender als Brodkys Fähigkeit, von Anfang an Talent zu erkennen, ist die Tatsache, dass Künstler, die über Jahre hinweg eine erfolgreiche Karriere hatten, immer noch gerne und immer wieder am Miami Festival teilnehmen.

Angezogen von Brodskys anhaltenden Engagenment Musiker und Publikum auf die beste Art und Weise zusammenzubringen, ist ihre Liste von wiederkehrenden Auftrittskünstlern zu einem eindrucksvollen Verzeichnis von Musikern aus aller Welt angewachsen. Aufgrund ihrer persönlichen Interaktion, welche auf Kameradschaftsgeist, Respekt und Verständnis beruht, ist es keine Überraschung, dass viel Auftrittskünstler auch persönliche Freunde von Brodsky wurden, wie der russische Pianist Ilya Itin und der türkische Pianist Guelsin Onay. Ebenso wie Brodsky ist Onay der künstlerische Direktor eines Musikfestivals. Im letzten Sommer besuchte Brodsky in der Türkei als Dozentin Onays in Bodrum beheimatetes Festival.
Brodsky at Guelsin Onay's Bodrin Piano Festival

Abgesehen von den Pianisten, bezieht Brodsky auch andere Instrumentalisten mit ein, von denen sie inspiriert wurde. Da gibt es zum Beispiel die nun 81-jährige Violine -Virtuosin Ida Haendel, die von Zubin Mehta “Violinistin für Violinisten” genannt wurde. Als britische Staatsbürgerin und Einwohnerin Floridas ist Haendel eine lebende Legende, die mit den größten Orchester und Dirigenten zusammen aufgetreten ist. Ihre Autobiografie “Frau mit Violine” [“Woman with Violin”] (1970) beschreibt das außergewöhnliche Leben einer Musikerin, die von Brodsky wahrhaftigt bewundert wird und zwar so sehr, dass sie ihre Bewunderung von Haendel auf YouTube mitteilt.
Ida Haendel and Giselle Brodsky

Brodsky unterstützt diese bemerkenswerte Künstlerin auch indem sie als Produzentin der in Kürze von Haendel erscheinenden DVD fungiert. Die DVD wird Haendel, begleitet von dem jungen Pianisten Misha Dacic, seinerseits selber einer von Brodskys Stammsauftrittskünstlern beim Festival, vorstellen.
Es scheint, als ob Brodsky und Haendel die Hingabe für einen vollblütigen Auftritt gemein haben oder das, was Haendel jüngst in einem Interview mit der Associated Press als ein Befallensein beschrieb,
als sie feststellte, … “Leidenschaft ist etwas, womit man geboren wird.”



Die Höhepunkte des Festivals

Die Einzelkomponistenreihe: im Jahre 2008 begonnen bietet diese Reihe Marathon Auftritte und Aufnahmen von Pianisten, die sehr für ihre Interpretation eines bestimmten Komponisten geschätzt werden.
Beispiele umfassen ‘Aufnahmen, die neue Maßstäbe gesetzt haben,’ wie Konstantin Lifshitz’ wohltemperiertes Klavier [Well-Tempered Clavier] (auf DVD), wie auch aufgezeichnete Auftritte von Kemal Gecic, Misha Dacic und Ilya Itin.
Vorlesungen konzentrieren sich auf eine Vielzahl von Disziplinen, einschließlich Film- und Musikdokumentationen.

Meisterklassen unterstützen das Ziel des Festivals innovativ zu sein und untermauern den Bildungscharakter der Auftritte dem Publikum gegenüber.

Aufnahmeprojekte: CDs und DVDs gibt es auf dem Festival - eigenem VAI Label, und auf dem neuen ‘Miami International Piano Festival’ Label. Siehe ebenfalls den YouTube Kanal des Festivals.

Filmprojekte, die mit dem Festival zusammenhängen:
Brodsky und Haendel stehen im Mittelpunkt eines dreiteilgen Dokumentarfilms mit dem Titel ”Die herausragendsten musikalischen Wunderkinder der Welt” [”The World’s Greatest Musical Prodigies”], der von Großbritanniens ‘Channel 4’ produziert und teilweise in Südflorida gefilmt wurde. Die Reihe wird im Februar 2011 in den USA gesendet werden.
Der italienische Pianist Francesco Libetta, der beim Festival von dem bekannten Musikdokumentarfilmer Bruno Monsaingeon ‘entdeckt’ wurde, wird im preisgekrönten Film “Der Klavierspieler des Unmöglichen” [“The pianist of the Impossible”] gezeigt.
Francesco Libetta

Libetta wird mit einem Konzertauftritt am 28. November (diesen Sonntag) im Aventura Arts & Cultural Center die 2010/2011 Saison eröffnen.
Er wird ebenfalls beim Festival Sagra Musicale Malaestiana, einem der vorangigen Kulturereignisse Italiens mit Ida Haendel am 5. Dezember auftreten.
Weitere Informationen über das Internationale Miami Piano Festival und Giselle Brodsky finden sie hier: http://miamipianofest.com/index3.html
Dieser Artikel, geschrieben von Ilona Oltuski wurde zuerst in seiner englischen Version bei BlogCritics veröffentlicht.http://blogcritics.org/music/article/the-miami-international-piano-festival/






Misha Dacic

Thursday, December 2, 2010

der Komponist Lowell Liebermann: Das Schaffen einer besseren, alternativen Welt








Wie viele andere traditionelle klassische Musisikkomponisten in der Musikgeschichte komponiert Lowell Liebermann nicht nur – er tritt auch auf. Er beschränkt sich nicht nur darauf, seine eigenen Kompositionen zu spielen, er widmet auch einen Teil seiner Zeit anderen Komponisten.
Lowell Liebermann
Meiner Meinung nach beinflusst das Liebermanns Einstellung gegenüber dem Komponieren und veranschaulicht seinen engen Bezug zu klassischer Musik insgesamt.
“Ich verstehe was Pianisten durchmachen, also bringe ich ihnen viel Sympathie entgegen und so wird der Austausch mit dem Darbieter (meiner Kompositionen) viel einfacher und gewinnt an Bedeutung. Aufgrund des Schwergewichtes, was in Amerika auf Spezialisierung gelegt wird, haben wir unglücklicherweise eine Situation geschaffen, in der Komponisten nicht selber aktive Auftrittskünstler sind. Ich denke, dass das Resultat oft ein Verlust der physischen Freude ist und der direkten Anteilnahme am Prozess des Auftretens,” meint Liebermann. “Die meisten Auftrittskünstler meiner Premieren haben bei einem Auftritt den höchsten Standards entsprochen, aber ich schreibe nicht für einen spezifischen Künstler, denn sonst würde es auf keinen anderen passen.”
Die angesehene Violinistin und Viola-Spielerin, Ida Kavafian, die ein Mitglied des Klavierquartetts Opus One ist und als künstlerische Leiterin des ‘Angel Fire’ Festivals in New Mexico fungiert hat, sagt über Liebermann:
“Herr Liebermann ist nicht nur ein außergewöhnlicher Komponist, sondern auch ein hervorragender Pianist. Es war wunderbar mit ihm seine Musik in Gruppen und in unserem Klavierquartett Opus One zu spielen. Diesen Sommer haben wir beim Angel Fire {Festival} sein “Quartett für Piano und Steichinstrumente” [“Quartet for piano and Strings”], Opus 114 (2010) uraufgeführt; mein Festival hatte im Rahmen seines Gastaufenthalts eine Auftragsarbeit seiner Wahl an ihn vergeben…”
Im Jahre 2007 widmete John Bloomfield einen Vortrag für das jährliche Golandsky Summer Institute an der Princeton University der Komposition für Solo Klavier namens “Drei Impovisationen” Opus 68 [“Three Impromptus” Op. 68] (2000) von Lowell Liebermann. Geschrieben zum 100 jährigen Jubiläum der Yaddo Künstlerkolonie in Saratoga Springs wurde das Stück von Stephen Hough am 4. Mai 2000 in der New York’s Alice Tully Hall uraufgeführt. Als Grand Prize Gewinner des ersten ”Internationalen Van Cliburn Komponisten Wettbewerb,” zu dem eingeladen wird, wurde es von der Theodore Presser Company veröffentlicht.
John Bloomfield meint: “Mit dem Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts suchten Komponisten nach Wegen, den Tonumfang der Klangfülle zu erweitern, die Instrumente hervorbringen konnten. Während zum Beispiel George Crumb manchmal den Pianisten auf dem Klavier klimpern oder die Saiten im Klavier zupfen lässt, bleibt Liebermann den Tasten verhaftet, aber benutzt die vollständige Bandbreite des Klaviers, von der tiefsten bis zu höchtsen Note auf der Tastatur. Bei diesen extremen Registern geht es darum, dramatische Klänge und Klangstrukturen zu schaffen. …Indem er absichtlich den Klang durch Pedalbewegungen verwischen lässt, schafft er eine Ambiguität zwischen Bereichen der Klarheit ebenso wie Bereiche von harmonischem Verwischen, was alles zum gesammten zur gesamten Klangstruktur des Stückes beiträgt.”
Es war der Pianist Sandro Russo, der mich im Oktober 2007 eingeladen hatte, an der Louis Meisel Gallery in Sohos Prince Street eine Darbietung von Liebermanns Arbeiten anzuhören. Gelegentlich stellen die Meisels ihr Zuhause, das einen spezifisch unkoventionellen Charakter hat, sowie ihre Gallerie zur Verfügung und veranstalten Konzerte von jungen Künstlern. An diesem Abend spielte Russso Liebermanns “5. Nocturne,” ein Stück, das von Adele Marcus in Auftrag gegeben worden war und 1997 uraufgeführt wurde.
Schnabel-Protégée Adele Marcus, selber eine Auftrittskünstlerin und Klavierleherin an der Juilliard School, hat wie Liebermann am 22. February Geburtstag; die zwei lernten sich während der zwei Jahre kennen, die er an der Julliard School studierte.
Liebermanns ausgiebigen Studien beinhalteten Klavierstudien mit Jacob Lateiner, Komposition – Klassen mit David Diamond und Vincent Persichetti und Unterricht im Dirigieren von Lazlo Halasz. Im Jahre 1987 beendete er sein Studium im ‘Music Arts Program’ von Juilliard mit einem Bachelor-, einem Master und einem Doktorabschluss. Liebermann sagt, dass er sich glücklich schätzt, von Beginn an mit Julliards unglaublichem Anzahl von Talenten in Verbindung zu stehen, schließlich wurden einige von Amerikas talentiertesten Musiker hier trainiert oder haben hier unterrichtet, einschließlich Andrew Litton, Stephen Hough, und Jeffrey Biegel.
Biegel erinnert sich gerne daran, wie Liebermann manchmal an die Tür zum Übungsraum anklopfte und ihn fragen würde, ein neues Stück durchzuspielen. Liebermann und Biegel haben Jahre später durch die Auftragsarbeit für Liebermanns drittes Concerto wiederzusammengefunden.




Jeffrey Biegel


“Es ist sicherlich ein überzeugendes Stück, mit viel Energie und einigen sehr schönen Momenten. Die Lyrik ist tief bewegend und sehr einzigartig, während die Klavierpassagen ein ausgezeichnetes Klavierspielen erfordern. Man kann spüren, dass die Inspiration von Brahms, Shostakovich, Prokofiev und Barber kommt, und dennoch ist Liebermanns musikalische Sprache seine ganz eigene und sie gibt dem Zuhörer jegliches Gefühl und jegliche Emotion, die nötig sind, um seine Musik zu erfahren und zu genießen,” sagt Biegel.
Als er von dem Prozess spricht, ein Stück zu komponieren, erläutert Liebermann: “Wenn man ein Orchesterstück schreibt, hört man im Kopf den Klang; In anderen Fällen stellt man sich ein spezifisches Instrumentensolo vor. Ich versuche, mich so sehr wie möglich in die Einzelheiten des Stückes hineinzuversetzen und so einen Überblick über alles zu bekommen, was ich über ein spezifischen Instrument lernen kann. Außer Klavier spiele ich nicht wirklich ein anderes Instrument, obwohl ich momentan gerade Cello lerne.” sagt Liebermann.
Der in London ansässige Stephen Hough ist auch ein Juilliard Absolvent; er studierte Seite an Seite mit Liebermann und die beiden Musiker blieben miteinander in Kontakt.
“Ich habe über die Jahre viele von Liebermanns Stücken gespielt,” sagt Hough. “zwei seiner Sonaten und das zweite Concerto sind mir persönlich gewidmet. …Ich habe immer gefunden, dass sich alles an seiner Musik natürlich war, rein musikalisch gesehen wie auch was das Klavier betrifft. … Er ist ein Musiker von außerordentlicher Intelligenz und Sensibilität, und ein sehr geschätzter Freund.”
Stephen Hough wird in der New Yorker Carnegie Hall am 18. November auftreten, wenn er Murray Periaha vertritt, der aufgrund einer Handverletzung seinen Auftritt auf der Perleman Bühne des Stern Auditoriums absagen musste.
Nachdem er Liebermann kennengelernt hatte, wurde Russo ein von Liebermanns Arbeiten. Die 8. Nocturne (Opus 85) wurde von ihm in Europa im Jahre 2004, seine 10. Nocturne (Opus 88) im Jahre 2007 und seine vier Etüden von Brahms Liedern (Opus 88) bei einem Klavierabend der Pro-Mozart Gesellschaft [‘Pro-Mozart Society’] in Atlanta im Jahre 2009 uraufgeführt. Er nahm ebenfalls Liebermanns Werke für seine 2010 “Piano Recital” CD auf.
Russo meint: “Ich schätze diese Arbeiten sehr wegen ihrer Perfektion und der Rafinesse der Klavierkomposition und weil sie gleichzeitig eine geistige Fortsetzung von solch romantischen Meistern wie Liszt, Rachmaninow und Faure darstellen. … Seine Nocturne Reihe kann sich ohne Zweifel zu den goßen Meisterwerken von Chopin und Faure hinzugesellen. Meiner Meinung nach versteht Lowell sehr gut die Körperlichkeit des Intrumentes; in der Tat, seine Kompositionen hören sich großartig unter seinen Händen an.”
Stephen Hough Sandro Russo

Umgekehrt schätzt Liebermann Russo als “einen Pianisten der Pianisten und als einen Musiker der Musiker, dem keine technische Schwierigkeit zu herausfordernd ist und dessen Interpretationen eine einzigartige und fundierte Kunstfertigkeit offenbaren.”
Also, wieder einmal zeigt der internationale Kreis der Auftrittskünstler seine lokalen Wurzeln sowie die verbindenden Fäden, die aus persönlichen Begegnungen gewebt wurden. Da ansonsten Auftragsarbeiten und Abgabetermine den Alltag eines Komponisten bestimmen, macht einem dieses menschliche Element Mut.
Cellist Steven Isserlis, der auch Liebermann’s Kompositionen vertritt sagt: Lowell Liebermann ist ein wunderbar talentierter Komponist, mit einer echten melodischen Begabung und einer grossartigen Verbindung zu den Musikern und zum Publikum, die selten ist. Ich genoss die wunderbare Zusammenarbeit während der Proben fur die Sonate, die er für mich und Stephen Hough schrieb – und es ist auch persönlich sehr lustig mit ihm zusammen zu sein.








Steven Isserlis

Zu meiner Überraschung ist Liebermann gerne bereit, auf die positiven Seiten seines Lebens zwischen diesen zwei Polen hinzuweisen: “Ich werde von Auftragsarbeiten und Abgabeterminen inspiriert,” erklärt er.
Das Komponieren ist ein ein schwerer und manchmal schmerzhafter Prozess, da man konstant etwas aus dem Nichts kreiert, und man versucht eine Art Logik oder abstrakte Moralität hervorzubringen, die – obwohl sie auf abstrakten Regeln aufbaut – auf der Suche nach unausweichlichen Lösungen ist. Man wird tausendmal von jedem kleinen Detail heimgesucht. Wenn ich zwölf Monate habe, werde ich in elf davon grübeln, also Abgabetermine gebieten zumindest Einhalt.
Abschließend stellt er fest: “Ich versuche gar nicht erst herauszufinden, was mein Platz innerhalb der Musikgeschichte ist. Das überlasse ich anderen. Mein Interesse ist es, Musik zu schreiben, die ich, wenn ich im Publikum säße, auch gern hören würde.”
Beurteilt man ihn entsprechend seiner kreativen Leistung, dann ist Liebermanns Platz in der Musikgeschichte bereits sicher.
Meine Liebe zur Musik enstand durch die Einwirkung der großen westlichen klassischen Tradition auf mich. Das ist ein kontinuierlicher Zusammenhang, von dem ich ein Teil sein wollte. Es gab ein Klischee über moderne Musik, dass diese immer mit der Tradition zu brechen habe, was ich als eine Art marxistische Perspektive betrachte. Ich sehe vielmehr ein ununterbrochenes Anknüpfen an die Tradition, in der ich einen Zusammenhang finden kann, dessen Teil ich sein möchte. Es ist nicht mein Ziel Innovationen zu bringen, sondern Bedingungen zu schaffen, die zu etwas führen können – nicht auf berechenbare Weise, aber trotzdem unausweichlich. Bis es vollendet ist – im Guten wie im Schlechten, - halte ich nicht an, um Feedback zu bekommen.”

Liebermann hat selten die Partitur vor ihrer Premiere ausgedruckt und sehr selten revidiert er diese. Wenn er es aber dennoch tut, dann gehen seine Veränderungen gehen nicht über kleine technische Details hinaus. Kleine Veränderungen wurden in Zusammenarbeit mit Stephen Hough an der Partitur des zweiten Concertos vorgenommen. Mit Jeffrey Biegel am dritten Concerto und mit John Mannasi am Klarinetten Concerto.
Er hebt hervor, dass das Verlangen das zu machen, was er am besten kann, ihm als beste Inspiration dient: “Man schreibt nicht Musik, weil man es will, sondern weil man es muss. Bei Kunst geht es um das Überschreiten der gesetzten Grenzen, ob bei der Malerei, wenn die Beschränkungen des Gemäldes überschritten werden oder beim Spielen des Klaviers mit seiner 84 Tasten Tastatur. Es geht darum eine Landschaft zu schaffen, in der man sich verlieren kann,
“Beim Komponieren geht es um eine Reise, bei der es darauf ankommt, eine bessere, alternative Welt zu schaffen.”
Die Höhepunkte von Lowell Liebermanns derzeitiger Saison sind die ersten Aufführungen seiner dritten Symphonie, die im Rahmen des Magnum Opus Projektes vom “Komponistentreff” [“Meet the Composer”] für die Orchester Nashville und Marin in Virginia in Auftrag gegebn wurde; JoAnn Faletta dirigierte die Weltpremiere mit dem Virginia Symphony Orchestra im November 2010.
Andere Auftragsarbeiten beinhalten ein Werk zum 50, Jubiläum der Amerikanischen Harfen Gesellschaft [‘American Harp Society’], ein Klaviertio für Trio Solisti, von den ‘Arizona Friends of Chamber Music’ in Auftrag gegeben, und ein Klavierquartett, das von Musik vom ‘Angel Fire’ {Festival} für die Gruppe ‘Opus One’ in Auftrag gegeben wurde.
Weitere Informationen finden sie unter
http://www.parkerartists.com/NewPages/liebermann.html
oder unter http://www.lowellliebermann.com/