Tuesday, December 21, 2010

New Yorker Philharmonie Gesellschaft





Avery Fisher Hall
Praktizierte Demokratie zu erleben ist eine erfrischende und erbauliche Erfahrung – und man könnte hinzufügen - besonders wenn sie gut funktioniert wie hier.
Ein jeder, der 75 Dollar oder mehr dem New York Philharmonic spendet, hat die Möglichkeit, an der jährlichen Versammlung der Philharmonic-Symphony Gesellschaft teilzunehmen, einen Einblick in deren jährlichen Finanzbericht zu bekommen und sogar auf der Jahresversammlung seine Stimme abzugeben.

Viel an Partizipationsmöglichkeit heutzutage für 75 Dollar – wie es scheint seinen Preis wert.
Obwohl es eine Freude war zu hören, dass angesichts der derzeitigen wirschaftlichen Lage es dem New York Philharmonic recht gut geht, waren es aber nicht die Zahlen selbst, die von William Thomas, dem stellvertretenden Verwaltungsleiter, in seinem Bericht vorgetragen wurden und auch nicht die Form halber ausgesprochene Anerkennung der vom Vorstand vorgeschlagenen Mitglieder des Unternehmensführungsauschusses und die Nominierungen im Bericht des Musikdirektorwahlausschusses von Gary W. Pfarr, dem Vorstandsvorsitzenden, die meine Aufmerksamkeit fanden. Der Höhepunkt war vielmehr, Zarin Mehta, den charismatischen und langjährigen Vorstands- und geschäftsführenden Direktor, in Aktion zu erleben.
Er wurde im September 2000 zum “geschäftsführenden Direktor” ernannt und in Anerkennung seiner außerordentlichen Führung des New York Philharmonic wurde er im Jahre 2004 zum “Vorstandsvorsitzenden” befördert. Methas außerordentliche Talente, die gobale Sponsoren (wie Credit Suisse) mit einer engagierten künstlerischen Leitung zusammenbrachte, die an konzeptionell weitreichenderer Arbeit interessiert ist (wie Maestro Alan Gilbert), schufen die Grundsteine für eine potentiell vielfältige und aufregende Musikkultur

Zarin Mehta

Als er zum Stand der bereits seit einger Zeit geplanten Reise der Orchestermitglieder nach Kuba gefragt wurde, die aufgrund von Visaproblemen unter den Sponsoren zu einem jähen Halt gekommen war, hatte Mehta keine guten Neuigkeiten, die auf einen eine Richtungsänderung hinwiesen. Die Arbeit als Kulturbotschafter, worauf Mehtas schillerdende Leitung abzielt, wird immer noch ganz klar von etablierten politischen Dimensionen bestimmt.
Trotzdem hatte er andere hochinteressante Nachrichten, nämlich dass zwei berühmte New Yorker, die Violinisten Yitzchak Perlman und Joshua Bell in den Vorstand aufgenommen worden waren und somit nun ihrer Heimatstadt auch in dieser Weise vituose Dienste leisten koennen.
Und schließlich – es gab eine besonders nette Zugabe – einen Vortrag von Lawrence Tarlow, dem Bibliotheksdirektor des New York Philharmonic Orchestra, der einen unterhaltsamen Blick hinter die Kulissen gewährte, indem er seinen sehr umfangreichen tagtäglichen Aufgaben und Herausforderungen seines Jobs beschrieb, die sich sicherlich nicht ausreichend mit seinem Berufstitel beschreiben lassen.
Alles in allem ein sehr interessant verbrachter Morgen, ein Morgen an dem man durch den Bühneneingang den Veranstaltungsort betrat, den man ansonsten von der anderen Seite frequentiert.

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