Monday, February 18, 2013

Colin und Eric Jacobsen: Zusammenarbeit bei Brooklyn Rider und The Knights


Das Brüderpaar beschreitet mit ‘The Knights’ als auch ‘Brooklyn Rider’ neue Wege hinsichtlich einzigartiger Dimensionen künstlerischer Zusammenarbeit und in ihrem Bestreben nach kreativen Ausdrucksmöglichkeiten definieren sie die Methoden und die Bedeutung von Konzerten klassischer Musik und Kammermusik.
Foto: Sarah Small - Colin(rechts) und Eric Jacobsen
Colin (Violine) und Eric (Cello) Jacobsen ließen sich für ihr Quartett ‘Brooklyn Rider’ vom Blauen Reiter inspirieren, einem Künstlerkreis des frühen 20. Jahrhunderts, der sich vor dem Ersten Weltkrieg für die zur Moderne gehörende Kunst mit Ausstellungen des Zirkels deutscher Expressionisten engagierte, dem Künstler wie Vassily Kandinsky, Franz Marc wie auch der Musiker Arnold Schoenberg angehörten. Außer einer starken sozialen Dynamik war es das gemeinsame ideologische Ziel, spirituelle Wahrheiten auszudrücken, was sie lose miteinander verband; sie glaubten fest an die Verbindung von Musik und bildender Kunst und sahen in einer persönlichen, individualistischen Herangehensweise und darin, diese auf die kreative Bemühung zu beziehen, eine Verpflichtung.
Es ist der gleiche, von Temperament übersprudelnde Ansatz und Geist von Freundschaft innerhalb der Musikgemeinde von Brooklyn, die es ‘Brooklyn Ryder’ wie auch ‘The Knights’ erlaubt, sich von anderen Kammermusik Kooperationen abzuheben, die innerhalb der jungen Generation entstanden sind, einem plötzlichen Anstieg, der teilweise auf Bemühungen in der Ausbildung, wie denen des Marlboro Festivals, zurückzuführen ist.
‘The Knights’ waren im Jahre 2000 als eine bescheidene Gruppe gegründet worden und bestand am Anfang nur aus Streichinstrumenten. Die Gruppe gewann 2006 an Fahrt und das Quartett, das nun ‘Brooklyn Ryder’ ausmacht, nahm vor sieben Jahren seine heutige Form an. Musiker mit unterschiedlichem Hintergrund finden sich in der Bemühung von ‘The Knights’ zusammen, die Darstellung klassischer Musik zu verändern; und das Ensemble verwendet einzigartige Vorgehensweisen und Talente in ihren Konzerten und hält seine Fähigkeit aufrecht, sich dem Bedarf entsprechend zu vergrößern oder das Ausmaß des Ensembles zurückzufahren.
“Wir versuchen immer nach vorne zu schauen, aber mit einem großen Maß an Bescheidenheit und Respekt und der Anerkennung vergangener Traditionen. Was die Anregung zum Namen “der Blaue Reiter” anbelangt, erheben wir keinen Anspruch Experten dieser Bewegung zu sein, aber diese hatte etwas mit der Art von Vision zu tun, die von uns geteilt wird, meint Eric, während wir in einem kleinen Café in Downtown Manhattan warten, dass sich Colin unserem Gespräch hinzuzugesellt. Colin ist der ältere der talentierten Brüder, die beide musikalische Betrachtungs- und Lebensweise besitzen, die total im Einklang miteinander zu sein scheinen. Colin (unten rechts im Bild) trifft – seinen Geigenkasten tragend – ein, da er sich auf dem Wege zum Üben befindet. Die Brüder werfen sich gegenseitig Ideen und Erklärungen zu und nun scheint das Team komplett zu sein. Freigiebig schließen sie mich in ihr persönliches Gespräch mit ein, woran wir alle Spaß haben.

Die beiden Brüder haben im ständigen Kontakt mit kreativen Größen gestanden, die sie über ihre Karriere hinweg inspiriert haben. Da Inspiration ein wichtiger Aspekt beim Auswählen von Mitspielern und Repertoire ist, scheint es das natürliche, erste Anliegen für hochkarätige Musiker wie Eric und Colin zu sein, die schon seit den frühen Tagen ihrer Karrieren für Yo-Yo Mas ‘Silk Road Ensemble’ gespielt haben. Colin begann im Jahre 2000 dank einer Empfehlung seiner Freunde bei Tanglewood für ‘Silk Road’ zu spielen; Eric wurde einige Jahre später dazu eingeladen mitzumachen und zusammen folgten die Brüder dem berühmten Cellisten zu den Musikfestivals in Caramoor und Ravinia. Im letzten Sommer gelang es den ‘Knights’ als Ensemble an diesen Festivals teilzunehmen. Bei Julliard wurden beide Brüder entscheidend von sehr geachteten Pädagogen und Auftrittskünstlern beeinflusst, wie von Robert Mann, einem Lehrer von Colin und dem Gründungsmitglied des Julliard Streichquartetts und wie von Erics Lehrer Harvey Shapiro.
Eric, der sich selbst als ein etwas besessener Perfektionist beschreibt, bemüht sich um fortwährende Steigerung, um selbst inspiriert zu bleiben. Er meint, “ jedes Mal, wenn ich das Cello berühre, versuche ich mich zu verbessern; selbst dann, wenn ich auf der U-Bahn bin – unterziehe ich mich einem ständigen Brainstorming. Ich versuche zu begeistern und überrasche mich an erster Stelle selbst - es ist keine selbstlose Berufung, aber dennoch ist es so aufregend, die Fähigkeit zu haben, andere Menschen anzuregen.” Als Cellist und Dirigent der ‘Knights’ bringt Eric immer eine gut durchdachte und dennoch überschwänglich ausgeführte Idee zu den Proben und Konzerten.
Eric sagt, “Mein Bruder gab mir jede Menge Anregung, er ist immerzu in der Lage, mir neue Wege wie auch neue Künstler vorzustellen und ich bin von Leuten wie Johnny und Nick umgeben (beide beteiligen sich an der Zusammenarbeit mit Johnny Gandelsman und Colin Jacobsen, Violine; Nicholas Cords, Viola; Eric Jacobsen, Cello von ‘Brooklyn Rider’).”
Colin fügt hinzu: “Unser Vater war selbst ein großartiger Violinist, der im Orchester der Metropolitan Oper mitspielte und wir wuchsen in einem Haus mit Musik als Lebensstil auf, wo Musiker probten und sich konstant aufhielten.”
Indem sie sich die Zufriedenheit, die daraus erwächst, zusammen Musik zu machen, zu eigen gemacht haben, setzen beide Künstler den Lebensstil fort, der ihnen in der Kindheit eingeflößt wurde, aber sie wenden sich über den unmittelbaren klassischen Kreis hinaus und bahnen Beziehungen zu musikalischen Einflüssen an, die vom frühen Barock zu Folk und Rockmusik reichen und erkunden ebenfalls Musik in Verbindung mit unterschiedlichen Kunstformen. Mit dieser Praxis zollen sie den Ideen Ehre, die im Almanach ihrer namensgebenden Gruppe, dem Blauen Reiter, verkündet wurden. Der ‘Brooklyn Rider’ wirkt in ihren neuen, innovativen Vorstellungen darauf hin, Musik mit Tanz, den bildenden Künsten und Literatur zu verbinden. “Eines der Dinge, die wir wertschätzen und wonach wir Ausschau halten und was schließlich in unserer Musik seinen Niederschlag findet,” meint Colin, “ist eher der Geist als die Worte“….wir ringen alle damit, die richtigen Worte zu finden. Die Noten sind auf der Seite, und ja, es ist großartig, die Noten korrekt zu spielen, aber es ist noch immer eine Richtlinie. Um den Geist eines Stückes zu finden, sollte man nicht dogmatisch sein. Es ist wie im Leben – ein immer währender Kampf, wir suchen fortwährend nach neuer Bedeutung und wir möchten nicht in Routinen steckenbleiben.”
Originelle Veranstaltungsorte sind das Hauptstandbein der Auftritte von ‘The Knights’ und ihre Shows finden oft in hochkarätigen Rundfunkübertragungen, aber auch in der Presse, hohe Beachtung. ‘The Knights’ sind als eine ausdrucksvolle Avantgarde-Gruppe gefeiert worden und sind nicht nur für ihre Bemühungen hinsichtlich einer weitreichenden Zusammenarbeit und sehr innovativer Programme gelobt worden, sondern auch für ihre bahnbrechenden, personalisierten Stile während der Proben, wie auch für ihre individualistischen, höchst überzeugenden Live-Auftritte.

‘The Knights’ im Central Park – Foto: New York Times

Es ist kein Wunder, dass ihr Charisma viele berühmte Auftrittskünstler wie Yo-Yo Ma, Dawn Upshaw und Itzhak Perlman angezogen hat, denen umgekehrt ihr unangefochtener hoher Status erlaubt hat, ihre Anschauung neu zu erfinden und mit der jungen Gruppe neue, erfrischende Chemie zu finden. Diese gegenseitig vorteilhafte Situation hat eine interaktive Konversation zwischen den Generationen ausgelöst.
Im Jahre 2011 haben die ‘Knights’ in ‘Carnegie’s Zankel Hall’ gespielt und im Jahre 2012 sind sie dort mit dem Sänger und Songwriter Gabriel Kahane aufgetreten. “Gabe wohnt eine Straße weiter und so war es so einfach, Ideen auszutauschen, als er das Quartett fragte, ob sie im Rahmen einer Auftragsarbeit, bei der jeder auch für jeden schreiben würde, mit der Sängerin Shara Worden spielen wollten. Im Laufe der Zeit hat sich klassische Musik irgendwie von der jeweils zur Zeit populären Musik entfernt und so ihren direkten Zugang verloren, aber sie hat nun auf eine sehr integrierte Weise – und so nahtlos - mit Musikern wie Gabe ihr Comeback.” Diese Aufgabe gilt ƒür ungefähr 35 Musiker, die ‘The Knights’ ausmachen und die sich auf bevorstehende Projekte einlassen, einschließlich der Realisierung der Tempelhof Etüde, die ein riesiges, neues Publikum erreichen wird. Die in großem Rahmen anvisierte Installation, die von der Freundin und Komponistin Lisa Vielwa ausgedacht wurde, beruht auf einem Liederzyklus von Texten über ‘zufällige Begegnungen’, die in willkürlichen Konversationen an flüchtigen Orten zufällig mitangehört wurden. Auf das Projekt aufbauend, dass sie ursprünglich für die ‘Knights’ geschrieben hatte und das im Jahre 2011 in der Lower East Side seine Premiere hatte, wird die Tempelhof Etüde 400-500 Musikern folgen, beginnend an der ehemaligen Start- und Landebahn vom Berliner Flughafen Tempelhof, dem Ort der Luftbrücke im Jahr 1948, um sich schließlich auf über mehrere Quadratkilometer hinweg auf ein riesiges leeres Areal zu verteilen.
‘The Knights’ sind stolz auf ihre Offenheit gegenüber neuen und vielversprechenden Projekten und auf ihre Spontanität, ihren Instinkten zu folgen. “Es gibt so viele erstaunlich talentierte Leute, die mit so vielen faszinierenden Projekten beschäftigt sind und manchmal geht es nicht darum, wirklich verschiedene Dinge zu tun, sondern diese auf eine andere Weise zu tun” meint Colin. Er fügt hinzu, dass in ihrer Bemühung Qualität zu wahren, es wichtig war, ”Knights Camp” mit neuem Leben zu erfüllen, von dem anfänglich der Name ‘The Knights’ geprägt wurde. Er sagt, es “bezieht sich auf die Wurzeln der Gruppe, auf das Spielen von Kammermusik mit unseren Freunden in unserem Wohnzimmer.”

Foto: die letzte Sony-Veröffentlichung der ‘Knights’ von Beethovens Tripel Konzert am 29. Januar 2013

Weitere bevorstehende Projekte von ‘The Knights’ und von ‘Brooklyn Rider’ umfassen die “Mozart Dances” mit der ‘Mark Morris Dance Group’ und eine Aufnahme-Kollaboration mit dem Virtuoso Banjo Spieler Bela Fleck für ’Mercury Classics’, einem neuen Platten-Label, das von ‘Universal Music’ im April herausgegeben wird. Neben dem ins Leben Rufen eines neuen Gastkünstler Aufenthaltsprogramms in Zusammenarbeit mit WQRX, dem New Yorker Radiosender klassischer Musik, haben ‘The Knights’ einen Dokumentarfilm namens We Are The Knights, der vom Fernsehsender ‘WNET/Thirteen’ produziert und im Jahre 2011 ausgestrahlt wurde. Für ihre anregende Programmarbeit, die innovativen Formate und ihrer Mission eines “musikalischen Kreuzzuges” sind die ‘Knights’ als “die Zukunft klassischer Musik in Amerika” bejubelt worden (Los Angeles Times) und in Kürze brechen sie zu einer Tournee mit der Pipa Virtuosin Wu Man auf “.
Es scheint kein weit hergeholter Vorschlag zu sein, die heutige kreative Gruppe der geburtsstarken Jahrgänge in Amerika, der sogenannten ‘Baby-Boomer’, die Colin und Eric Jacobsen (die derzeit ihr eigenes Haus in Brooklyn renovieren) umgeben mit dem künstlerischen Geist in Verbindung zu bringen, der vom Blauen Reiter zur Zeit von Kandinsky und Schoenberg eingefangen wurde. Die an der Basis orientierten Wechselbeziehungen beider Gruppen haben vieles gemeinsam. Während für Kandinsky die Farbe Blau beim Blauen Reiter eine geistige Assoziation war: ”Je dunkler das Blau, desto mehr erweckt es das menschliche Verlangen nach dem Ewigen (Kandinsky, Über das Geistige in der Kunst, 1911) findet ‘Brooklyn Rider’ sein spirituelles Element in der einzigartigen, erdigen Vitalität, die unwideruflich mit der Gegenwart ihrer Brooklyn Community verbunden.

Wednesday, February 13, 2013

OMW – Brookly's neuer Hub für ursprünglichen Lebensstil in der Musik


Brooklyn ist zum Ort der Verständigung zwischen Musik und Unternehmertum geworden. Eine der großen neuen Akteure ist Paola Prestini, die vor Kurzem vom New Yorker als junge “Komponisten-Impressaria” betitelt, vorgestellt wurde. Ihr jüngstes Projekt ist es , die ozeanischen Verse für ihre europäische Premiere am ‘Barbican’ mit dem BBC Symphonie Orchester diesen Mai zu orchestrieren, ausserdem aber wurde sie zur künstlerischen Direktorin des nächstes Jahr zu eröffnenden Musik-Kultur-Zentrums ‘Original Music Workshop’ ernannt.
Foto von Kevin Dolan: OMW - Williamsburg, Brooklyn Wythe Avenue/Ecke North 6th Street.
Der Name der Organisation ist weniger originell als ihre Räumlichkeiten, die aus der alten Hülle einer Sägespäne-Fabrik aus Ziegelstein aus dem späten 19. Jahrhundert besteht, mit einem völlig neu gestalteten 205 qm großen Innenbereich; der einzigartige Raum in Williamsburg, der sich noch in Planung befindet, wird bereits als kreative Hochburg gefeiert, an der Musik produziert, gespielt und aufgenommen werden wird. Indem sich dieser an eine pulsierende Kunstszene und doch auch an ein großes, potentielles Publikum richtet, wird die Räumlichkeit ebenfalls als ein sozialer und kreativer Treffpunkt dienen und auch sein Stammpublikum mit musikalischer Innovation von der Basis verbinden.

Während traditionelle Spielorte viel von ihrer sozialen Verbundenheit verloren haben, die man mit Kunst in Verbindung bringt, zielt OMW auf einen programmatischen Unterschied ab: es stellt einen Ansatz dar, der auf die Einheit der Künste zielt, eine Idee, die mit dem Gesamtkunstwerk des frühen 20. Jahrhundert eingeführt wurde. OMW ist darum bemüht, diese Lücke innerhalb der Kunstszene zu schließen, indem es die Tradition des sozialen Treffpunktes in der Musikwelt wiederbelebt und wiederauferstehen läßt.

Vor Jahrzehnten war die gegenseitige Befruchtung von sozialen und künstlerischen Aspekten eines Konzertes eine Antriebskraft, die hinter der Errichtung der kreativen Zentren von Wien, Paris, und New York stand und nun hat diese Praxis eine wachsende, aktiv engagierte Szene in Brooklyn gefunden. OMW gibt der unternehmerischen Lücke zwischen den Künsten und der sozialen Szene, die vielen von uns, die mit der Welt der Musik zu tun haben, bewusst geworden ist, Nahrung. Foto von Erika Harrsch: Paola Prestini

OMWs Kombination von Proberaum mit Multi-Media ausgestatteter Konzerthalle und einem einladenden Empfangsbereich (einschließlich eines unabhängig betriebenen Restaurants) wird Auftretende und Publikum in einer Atmosphäre zusammen finden lassen, die der sozialen Interaktion förderlich ist und dennoch den höchsten Ansprüchen hinsichtlich Klangqualität und Ästhetik genügt. Die Räumlichkeit wird eine lebendige Szene umspannen, die das Konzererlebnis eines neuen Publikums verbessert, wie sie mit aus Zusammenarbeit entstandener Avandgarde Musik in Berührung kommen und sie wird dem Publikum ebenfalls die Möglichkeit geben, auch klassische Musik in einem anderen Kontext zu erleben. OMW ist bereits zu einem künstlerischem Gemeinschaftsprojekt geworden und, vielleicht noch wichtiger, es ist zu einem unternehmerischen Herzstück geworden, das Visionäre aus allen Ecken der New Yorker Musikszene zusammengebracht hat, einschließlich von WQXR.
Foto von Jill Steinberg: Alessio Bax und Lucille Chung im ‘Greene Space‘ Musikalische Darbietung und Aufnahme sind unwiderruflich auf dem Musikmarkt miteinander verbunden. Indem es diese Idee anerkennt, plant OMW ein High Tech Studio, das auf dem letzten Stand steht, wie auch einen Musiksaal mit hoher Klangqualität mit der Fähigkeit zum Live-Streaming, bereitzustellen. Unter den Partnern von OMW ist der Aufnahme Ingenieur und Grammy Preisträger Adam Abeshouse und der Anwalt internationalen Steuerrechts Kevin Dolan, der Erstinvestor des Projekts, der von sich sagt, dass er schon lange mit der Vorstellung einer “Kunstfabrik” gespielt habe. Dolan ist selbst ein Amateur Komponist und Organist und von der Energie ergriffen, die die ihn umgebenden Künstler liefern und glaubt, dass die Zeit endlich reif dafür ist, sich für diese kommunale, nicht auf Profit ausgerichtete Unternehmung zu engagieren. “Musik ist so wichtig, so emotional, und es gibt genau hier so viel Talent! Diese Generation lebt die Musik. Aber es gibt hier keine Infrastruktur, die ihnen Rechnung trägt und die sie ihren Träumen und ihrem Wesen nachgehen läßt,” meint Dolan mit Nachdruck im Anschluss an das letzte vom OMW initiierte Konzert im ‘Green Space’ von WQXR, dem klassischen Radiosender von New York. Er ist sich voll bewusst, welches enorme Potential er durch sein ambitiöses Projekt anbietet. Zum Beispiel, indem WQXR befähigt wird, die Konzerte im Musiksaal von OMW mit Live Streaming zu übertragen, haben die herausgestellten Künstler die Möglichkeit, ein größeres Publikum zu erreichen, was wiederum eine neue, größere Zuhörerschaft für die in den Kinderschuhen steckenden klassischen Musikszenen gewinnen könnte. Diese den Künstlern teilwerdende Öffentlichkeit wird OMWs Beliebtheit als Spielort für neue und etablierte Künstler vergrößern.

Das Herzstück dieses Projektes ist immer noch der Wunsch einen unmittelbaren Bedarf zu decken: ein attraktives und bezahlbares Zuhause für die Kunstszenen in Brooklyn zu finden und die Kunst zuhause in diesem Stadtteil zu belassen. Von dem Projekt und der Räumlichkeit sagt Dolan: Ich habe eine Gruppe sehr talentierter, junger Leute um mich versammelt und fragte sie, wie möchtet ihr etwas gestalten, so dass ihr tatsächlich etwas bewirken könnt? Es handelte sich dabei um einen Prozess und am Ende wurde festgestellt, dass die perfekte Größenordnung 11 x 15 sein würde, was ein 15 x 30 Gebäude notwendig machte. Es sollte eine 30 Meter Decke haben, so dass der Klang nicht beeinträchtigt würde. Die Club-ähnliche Atmosphäre sollte die Stammkundschaft einer zwanzig- bis dreißigjährigen Zielgruppe anziehen, aber die Qualität der Konzerte wird nicht ältere Herrschaften verscheuchen, die wegen der Musik kommen. Ich bezeichne das jüngste Design als Mozarella-Käse Konzerthalle – aber es spielt nicht wirklich eine Rolle, was ich persönlich denke. Von Anfang an stand der Gedanke Pate, nie die Akustik aus irgendwelchen Design Gründen zu beeinträchtigen, aber es sollte auch nicht steril sein und deshalb wurden progressive, junge Designer angestellt, um das zu bekommen, was den Massen gefällt und der sozialen Interaktion dienlich ist, damit die Künstler sich für ein Glas Wein selbst unter das Publikum mischen und dem nächsten Auftrittskünstler zuhören.”

Es hilft sicherlich, dass ein jeder, der an diesem Projekt beteiligt ist, auf vertraute Weise auf die ein oder andere Art mit Musik verbunden ist. Peter Zuspan von der Design Firma BUREAU V ist ebenfalls ein Komponist; er arbeitet eng mit dem Team, das für das Design und den Bau der neuen OMW Räumlichkeiten steht und beschreibt das Design als aus rohem Backstein und Beton bestehend, was ein facettiertes Interior umschließt, das aus einem Verbund aus perforiertem Metall und lichtdurchlässigem Stoff zusammengesetzt ist. Seine Beschreibung ist voller Eloquenz und unbestreitbarem Enthusiasmus: “Ich könnte nicht von dem neuen Design begeisterter sein, ein Ergebnis architektonischer Ungeschliffenheit und den raffiniertesten Technologiestandards. Was den Hintergrund betrifft, wird auf das Modell einer Auftrittshalle aus dem 18. Jahrhundert zurückgegriffen – außer dass es hier einfach zu einem Raum wird, wir haben die Vorhänge mit dem tatsächlichen Eingangsbereich zum Raum ersetzt und so gibt es den zeremoniellen Aspekt sobald man eintritt, und dann wird man von der Vertrautheit des Konzertes selbst umschlossen,” erläutert er. Das Team arbeitet eng zusammen, um sich durch die strengen, unternehmerischen Leitlinien und Entscheidungen hindurchzuarbeiten, ruft sich konstant die Nähe zu ihrer Lieblingssache - der Musik - in Erinnerung und ihre Gabe, an dieser gemeinsam Anteil zu haben und vereinigt auf schlagkräftige Weise ihre mannigfaltigen geplanten Projekte.
Foto von Jill Steinberg: Guan Riley und Luca Tarrantino im “Greene Space”

Prestini war die Idealbesetzung für die Position des künstlerischen Leiters des neuen OMW. Das neu erfundene Vorhaben wird klassische und Neue Musik in interdiziplinären Multi-Media Vorzeigeprojekten präsentieren. Gleich wie anderen benachbarten, musikalischen Musen, wie zum Beispiel Limor Tomer, die als kreative Kuratorin der innovativen Musikreihe des ‘Metropolitan Museum of Art’ dafür berühmt ist, ihre Musikprojekte in die Umgebung des Met zu rücken und das volle Potential des Met dafür voll ausschöpft, ist Prestini dazu bereit, die kreative Stimmung ihrer Generation in das OMW zu integrieren und gleichzeitig ein neues Publikum anzulocken. Sie hat bereits für Gastaufenthalte einiger der innovativsten Kammermusikgruppen vorgesorgt, einschließlich von u.a den ‘Knights’, ‘ICE’ und dem ‘Talea Ensemble’.

Paola Prestini begann ihre eigene Firma vor ein paar Jahren, um ihre Arbeiten als Vokalistin und Komponistin vorzustellen. Ihre Firma VisionIntoArt (VIA) sammelt derzeit im Rahmen einer Kickstart Kampagne Gelder, um nun auch ihr eigenes Platten Label ins Leben zu rufen. Wie sie jüngst ‘The Glass’ mitteilte, beinhalten ihre ersten Veröffentlichungen die Oceanic Verses von Prestini selbst, mit der Sängerin Helga Davis, Anna Clynes The Violine, die Cornelius Dufallo präsentiert und eine CD in zwei Teilen mit dem Titel North und Glaub jeweils von Paulas Ehemann, dem Cellisten Jeff Zeigler vom Kronos Quartett. Prestini erläutert, dass es sich bei diesem Label um eine natürliche Fortsetzung für VIA handelt, bei der es ihr zufolge immer “um Musik und Zusammenarbeit ging.” Sie sagt,”es wird mir wirklich klar, dass es Raum und Platz für ein weiteres Platten Label gab, das sich wirklich der Art von Künstlern verpflichtet fühlt, die ich gern vorstelle - wie auch Neuer Musik und Multimedia. Also werden wir in der Regel Multimedia Veröffentlichungen haben und ich freue mich riesig darüber! Ich denke, dass es immer Raum für mehr Möglichkeiten für Komponisten und Musiker geben wird, die gewissermaßen ein bisschen außerhalb festgelegter Bahnen denken.”
Prestini lässt es zu, sich bei ihrer Auswahl von kreativer Aufrichtigkeit, künstlerischer Voraussicht und einem selbstsicheren, ungetrübten Instinkt leiten zu lassen, der bereits in jüngstser Erinnerung das Engagement einiger der talentiertesten Künstler hervorgebracht hat. Ihre Projekte umfassen klassische Auftrittskünstler, wie die dynamischen Pianisten Alessio Bax und Lucille Chung, die bei der OMW Vorausschau im ‘Green Room’ von WQXR spielten. “Ich bin Komponistin, und so ist es nur natürlich, dass ich Neue Musik liebe, aber ich mag jeder Art guter Musik. Wenn es gut kuratiert wird, kann Klassisches und alles andere gut zusammen passen.”
Prestinis persönliche Vorgehensweise bietet dem Musikgeschäft etwas Erfrischendes an: die Art von Freundschaft und Unterstützung, um die sich ein Leben in der Musikwelt drehen sollte. Sie sagt: Mit OMW besteht der Unterschied zu allen anderen darin, dass es seinen Künstlern Unterstützung zur Verfügung stellt.”

OMW plant seine Türen Ende 2013 zu öffnen, spätestens anfangs 2014. Seine Einführung in die lokale Szene wird viele Veränderungen auf einmal bringen, aber es hat für die Betreuung neuer Künstler ein großes Potential, indem man kuratieren, aufnehmen und die Künste der Öffentlichkeit näherbringen kann. Die gemeinsame Vision des zusammenarbeitenden Teams könnte tatsächlich etwas in der Musikwelt bewirken und verändern, wie wir eine all-umfassende Gemeinschaft aufbauen. Wie Kevin Dolan sagt: es sollte ein Zuhause für Künstler sein, es geht nicht nur um Virtuosität und Experimente, es geht darum, das Herz anzusprechen.” Foto von Jill Steinberg: Paola Prestini