Wenn an der Schwelle des Klangs
Es sich in der Kontour der Leere verbirgtMit dem schlagenden Herzen verschmilzt
(Teil des Gedichtes “Schlaflosigkeit” – von Lera Auerbach)
Die Cellistin Ani
Aznavoorian und die Pianistin/Komponistin und rundum künstlerisch schaffende Kraft
Lera Auerbach waren während ihrer gemeinsamen Jahre bei Julliard Mitbewohner. Vielleicht
ist es diese persönliche Vertrautheit, die zwei außergewöhnliche Musikerinnen
miteinander verbindet, oder vielleicht ist es ihre ungemein harmonische musikalische Seelenverwandtschaft, die eine besondere Verbindung schmiedet; wie auch
immer, es bleibt eine Tatsache, dass wenn sich beide junge Frauen zu einem Konzert
zusammenfinden oder als Komponist und Solist zusammenarbeiten, Funken sprühen.
Wir hatten immer eine
starke Verbindung und genossen die Gegenwart des jeweils anderen, meint
Aznavoorian, die vor kurzem von Santa Barbara aus zu einem Konzert in New York
anreiste. Sie hatte bei Aldo Parisot studiert und war die jüngste Cellistin,
die den Julliard Konzertwettbewerb während ihres ersten Jahres dort gewann. Seitdem ist Aznavoorian international mit vielen
renommierten Orchestern und Musikern aufgetreten. Und doch, Aznavoorians und
Auerbachs Live Performance von Auerbachs 24
Preludes für Cello und Piano,
die sie 1999 im Alter von 26 Jahren komponierte und, vor 11 Jahren als Ballet
aufgeführt, von John Neumaier an der Deutschen Staatsoper in Hamburg
choreographiert wurden, waren gemäß Aznavoorian bisher “ihre größte Sache
zusammen.”
Dies stimmte
zumindestens bis Auerbachs neues Konzert namens Dreammusik, das für Camerata Pacifica und Ani Aznavoorian
geschrieben wurde und am 7. März dieses Jahres am ‘Colburn School Zipper
Auditorium’ in Los Angeles von Aznavoorian und Mitgliedern des renommierten
Westküsten Kammermusik Ensembles uraufgeführt wurde.
Es war das
Konzert der 24
Preludes im Jahre 2010 gewesen, das Sandra Svoboda, ein langjähriger Fan
von Aznavoorians dynamischem Performance Stil und der neuartigen
Programmgestaltung von Camerata Pacifica, dazu anregte, eine neue Komposition
von Auerbach in Auftrag zu geben, welche von der sehr geschätzten Cellistin
gespielt werden wird, die seit fünf Jahren die Stelle als erste Cellistin beim Camerata
Pacifica innehat. Die Absicht, die sich hinter diesem Auftrag verbarg, war es, für
das Ensemble und Aznavoorian den belebenden Geist der 24 Preludes wiedererstehen zu lassen, was als vor muskulärem Elan und Heftigkeit strotzend” beschrieben und “als eine richtungsweisende
Performance einer bemerkenswerten Ergänzung des Kammermusik
Repertoires” bezeichnet wurde.”
Die Veröffentlichung
im März 2013 von Celloquy, einer
gemeinsamen Aufnahme von Aznavoorian und Auerbach auf dem Cedille Label, stellte 24 Preludes zusammen mit Sonata, die 2002 komponiert worden war, und mit Postlude vor, einem Werk aus dem Jahre 2006, und hielt – gepaart mit weiteren Live Konzerten der 24 Preludes – den Schwung des Werkes in Gang, was dessen charakteristische Stimmung frisch in den Köpfen der Zuhörer hinterließ. Die zyklische Komposition von 24 Miniaturwerken - je eine in jeder Tonart und – beruhend auf der Tradition der Präludien Niederschriften von Bach bis Schostakowitsch – erstreckt sich auf die ganze emotionale Bandbreite von Auerbachs dramatischer und dennoch intensiv lyrischen Komposition. Das tonale Zentrum ihrer Vorgänger wird buchstäblich anhand von chromatischen Tonfolgen und einem Wirrwarr musikalischer Strukturen zerfranzt, was seine dramatische Energie lebendig hält.
gemeinsamen Aufnahme von Aznavoorian und Auerbach auf dem Cedille Label, stellte 24 Preludes zusammen mit Sonata, die 2002 komponiert worden war, und mit Postlude vor, einem Werk aus dem Jahre 2006, und hielt – gepaart mit weiteren Live Konzerten der 24 Preludes – den Schwung des Werkes in Gang, was dessen charakteristische Stimmung frisch in den Köpfen der Zuhörer hinterließ. Die zyklische Komposition von 24 Miniaturwerken - je eine in jeder Tonart und – beruhend auf der Tradition der Präludien Niederschriften von Bach bis Schostakowitsch – erstreckt sich auf die ganze emotionale Bandbreite von Auerbachs dramatischer und dennoch intensiv lyrischen Komposition. Das tonale Zentrum ihrer Vorgänger wird buchstäblich anhand von chromatischen Tonfolgen und einem Wirrwarr musikalischer Strukturen zerfranzt, was seine dramatische Energie lebendig hält.
Das neue Konzert
für die Cellistin und ein kleines Kammer Ensemble, auf das Aznavoorian und
Camerata Pacifica lange gewartet hatten, war für Aznavoorian, als es endlich
ankam, eine unerwartete Überraschung: “Das Stück unterschied sich sehr von dem,
was ich erwartet hatte. Leras Werke, die ich zuvor gespielt habe, waren sehr
virtuos und voller Gestik, bei Dreammusik
hingegegen geht es vielmehr um Struktur und Klangfarbe und diese lullt den
Zuhörer in einen dem Title entsprechend angemessenen, traumartigen Zustand ein. Anders als bei traditionellen
Konzertkompositionen mit voneinander getrennten Sätzen, handelt es sich um ein
ungefähr 35-minütiges Werk ohne Pause und so sind dessen Umfang und Struktur zwei sehr vielschichtige Aspekte. Es ist düster und grüblerisch und unglaublich schön,” meint Aznavoorian. Als
es für Aznavoorian Zeit wurde, Dreammusik
mit den neun Mitgliedern des Camerata Pacifica uraufzuführen, war sehr zur
Erleichterung der Cellistin, Auerbach zugegen und
während des Verlaufs der Proben sehr hilfreich. Schließlich war es das erste
Mal, dass die Cellstin die Gelegenheit hatte, das Stück als Ganzes zu hören;
sicherlich ein komplexer Moment, selbst für eine intuitive und einfühlsame Musikerin wie Aznavoorian, deren allgegenwärtigste
Leidensschaft die Kammermusik ist. “Ich mag alles daran, an erster Stelle die
Musik, aber auch den ganzen Prozess gemeinsam zu proben und dann gemeinsam mit
Freunden auf der Bühne zu sein. Manchmal lache ich hysterisch und sage mir – ich
kann nicht glauben, dass dies mein Beruf ist!” In der Tat, beobachtet man
Aznavoorians Art und Weise mit ihrem Cello umzugehen, erkennt man sogleich die
große Freude, die sie in ihrer Verbundenheit für ihr Instrument empfindet. Ihr
Cello wurde für sie von einem ihr sehr am Herzen liegenden Fachmann hergestellt
– ihrem Vater Peter Aznavoorian. Armenischer Herkunft und wohnhaft in Chicago, folgte
er spät in seinem Leben einem inneren Ruf und wurde Violinenbauer in Chicago: “Er
weiß mehr über Instrumente als jeder, den ich kenne und er ist auf seine Weise
sehr genau. Mein Cello hat den Buchstaben A in die Schnecke eingeschnitzt, mein
Vater sagt, dass dieses für Aznavoorian steht, aber für mich steht es für Ani –
es ist meins, ganz allein,” lacht sie und schüttelt ihr lockiges Haar. Während
ihrer Konzerte, kann
füehlen, dass sie
sich das Instrument vollständig zueigen gemacht hat und beherrscht, um fein
nuancierte Klangfarben, einen subtilen, warmen Ton und eine brillante, natürliche
Technik auszudrücken.
Aznavoorians Karriere
hat viele unterschiedliche Wege eingeschlagen und schließt das Unterrichten mit
ein, das sie mit ganzem Herzen genießt. Aber wie so viele junge Mütter hat sie
ein bisschen damit zu kämpfen, das richtige Gleichgewicht zwischen ihrem Familienleben
und ihrer Karriere zu finden. “Es ist schwierig sichtbar zu bleiben,” sagt sie.
Mit einem kleinen Sohn Alexander, der zweieinhalb Jahre alt ist, und mit einem
weiteren Kind auf dem Weg, hat die Künstlerin ihre Reiseauftritte
zurückgefahren. Während sie, bevor sie Kinder hatte, zweimal monatlich nach New
York kam, kommt sie nun nur noch viermal im Jahr, oft um mit den ‘Jupiter
Symphony Chamber Players’ aufzutreten, deren einzigartiges Programm sie sehr
schätzt. Vom Alter von drei Jahren an mit Musik aufgewachsen, blieb diese ein
wesentlicher Bestandteil ihres Lebens und machte sie zu einem einfallsreichen
und verlässlichen musikalischen Partner, was viele derer, mit denen sie
zusammenarbeitete, unter ihnen Auerbach, in ihr auch sahen.
Auerbach, die im
Ural geboren wurde, hatte sich aus der Sowjetunion abgesetzt, um zu den
weiteren Ufern ihrer scheinbar endlosen kreativen Energie aufzubrechen. Sukzessiv
fügte sie ihrem ungeheuren Pianismus, weitere verschiedene künstlerische
Medien, hinzu. Seit nunmehr fünf Jahren hat sich diese Kreativität in ein
anwachsendes Oeuvre von Gemälden und Skulpturen übertragen. In Verbindung mit
ihrem neuen Konzert für Aznavoorian hat Auerbach eine an Chagall erinnernde Traumlandschaft
gemalt, die sie zur Auktion anbot, und die Hälfte der daraus erwachsenden
Einnahmen für den weiteren Ausbau von Camerata Pacifica Programmen gestiftet.
Entzückt von dem lebendigen Werk – ein perfektes Relikt ihrer
unvergesslichen Erfahrung mit dem Konzert, das für sie in Auftrag gegeben
worden war – entschlossen sich Aznavoorian und
ihr Ehemann es zu kaufen. Das Werk verkündet das Konzert auf dem Camerata Pacifica
Poster, das von einem tief ozean-blauen Terrain beherrscht wird und mit einem dahintreibenden Cello und anderen im
Ozean driftenden Lebewesen; das Original Öl- und Sepia-auf-Leinwand-Gemälde,
das ca. 100 - 75cm breit ist, wird gegenwärtig für Aznavoorian gerahmt.
Was aber die
Bedeutung des Konzertes selbst anbelangt, verhüllt sich Auerbach unerbittlich
ins Schweigen. In einem Interview mit Daniel Kepl im Vorfeld der
Konzert-Premiere sagte sie: “Ich möchte, dass das Publikum es selbst in
Erfahrung bringt. Ich denke, dass die Worte des
Komponisten recht gefährlich sein können, wenn es um Musik geht. Dies stellt vielmehr
eine wunderbare Einladung an das Publikum dar, seine eigene Imaginationskraft zu
erkunden.”
Das scheint angemessen
zu sein, wenn es um sich um Träume handelt – und Musik: eine sehr persönliche
und flüchtige Dimension, die in ihrer eigenen Welt existiert.
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