Sunday, October 31, 2010

Avner Dormans Kompositionen: Märchen auf dem Schlagzeug








An einem außergewöhnlich warmen Tag im September habe ich mich im “Pain Quotidien” Café im New Yorker Bryant Park mit dem in Israel geborenen Komponisten zusammengesetzt. Es dauerte nicht lang und ich wurde eingeweiht in eine Vorschau seiner gerade fertiggestellten Partitur für seine letzte Komposition “Azerbaijani Dance.”
Basierend auf einem Stück für Klavier gleichen Namens wird Dormans jüngste Komposition diesen Oktober mit dem Israelischen Philamonischen Orcherster unter der Leitung von Zubin Mehta in Tel Aviv ihre Premiere haben. Diese Veranstaltung wird ebenfalls der Auftakt zu einer Saison sein, in der das bevorstehende fünfzigjährige Debüt des legendären Maestros as Dirigent gefeiert wird.
Dorman erzählt mir von seinem Vater Zeev, einem langjährigen Fagottist des Israelischen Philamonischen Orchersters.
“Anfänglich war mein Vater um mich besorgt, dass ich in seine Fußstapfen als professioneller Musiker treten wollte. Und dann später gab es die etwas seltsame Situation, dass mein Vater am Orchester einer Stelle hatte und ich Komponist war. Ich musste meine Unabhängigkeit zeigen. Zum Glück war es nur nachdem ich gerade meinen Abschluss an der Musikakademie gemacht hatte, als mein Vater dort der Schuldirektor wurde. Wenn das während meiner Studienzeit passiert wäre, wäre das wirklich schon ein bisschen komisch gewesen.”
Avners Vater hatte auch als Dirigent das Israelische Jugendorchester geleitet, einer Talentschmiede für zukünftige IPO Musiker, das im Jahre 2005 mit der Musikakademie zusammenging und so die neue Buchmann-Mehta Musikschule an der Tel Aviv Universität hervorbrachte.
Er erzählt mir auch von seiner Großmutter, die Berlin/Deutschland mit dem letzten Sonderzug für Jugendliche verließ, der sie vor der Deportation und dem Konzentrationslager rettete. Sein Großvater hatte in den frühen Tagen (Photo:With Maestro Mehta bei der "New York Celebration of Friends of the IPO")
der zionistischen Bewegung seine Geburtsstadt Leipzig, damals ein Teil Polens, verlassen.
Als er bei seinen Eltern in Ramat HaSharon, vor den Toren von Tel Aviv aufwuchs, wurde der kleine Avner von den vielen Kulturen beinflusst, die ihn dort umgaben.
“In meiner Familiegeschichte gibt es auch einige ukrainische und sephardisch-jüdische Kultureinflüsse,” sagt er. “Ich glaube, mein dunkleres Aussehen kommt daher.” Und dann staunen wir beide zusammen über die Fähigeit des weitverstreuten jüdischen Volkes, all die unterschiedlichen Kulturen zu absorbieren.
Eine der aufgregendsten Aspekte seiner Fähigkeit unterschiedliche kulturelle Umfelder miteinander zu verschmelzen ist die kreative Manifestation dieses Prozesses. In Dormans Fall reicht die Vielfältigkeit, in der er aufwuchs, bis in sein musikalisches Oeuvre, wo die Einflüsse verschiedener Komponisten und Genres – von Bach bis Bartok und von Jazz bis zu Arbeiten aus dem Nahen Osten nachhhallen. Die Aufnahme der Drei-Piano Sonaten bei Naxos aus dem Jahre 2006, die die Pianistin Eliran Avni vorstellt, beinhaltet bereits eine breites musikalisches Spektrum und dennoch ein originäres und individuelles Konzept. Seinem Studium an der Tel Aviv Universität folgte seine Doktorarbeit als C.V. Starr Stipendiat an der Julliard School, wo er bei John Corigliano Komposition studierte. Als sich seine Karriere entwickelte, tat er sich mit Studenten zusammen, mit denen er Jahre zuvor studiert hatte. Bei einigen von ihnen – wie den der Perkussionisten Adi Morag und Tomer Yariv – reichte diese Zeit bis zu seinen Studientagen an der Tel Aviv Universität zurück. Eines seiner bedeutenden Frühwerke: “Gewürze, Düfte, Gifte” basierte auf einer intensiven Zusammenarbeit unter den drein.
Doman erläutert: “Wir arbeiteten sechs Monate
(Photo: Dorman mit Adi Morag und
Tomer Ariv )zusammen. Wenn ich irgendetwas hervorbrachte, stritten wir uns darüber, dann setzte ich mich noch einmal hin und brachte etwas Neues. Sie spielten das Werk vielleicht hundertmal bevor es ein Aushängeschild ihres später gegründeten ‘PercaDu’ Ensembles wurde. Wenn ein Stück sehr oft aufgeführt wird, hat man wirklich die Gelegenheit, es richtig hinzukriegen. Es gibt einen guten Grund dafür, dass man für einen Auftritt übt. Eine Premiere ist schwer – so viel schwerer als ein zweites Mal zu spielen.
Nachdem Zubin Mehta Dormans Auftritt von “Gewürze” 2005 im israelischen Fernsehen gesehen hatte, entwickelte sich alles dann wirklich richtig gut für Dorman. Er hatte den Auftrag für eine ganze Orchesterversion. “Vielleicht waren es die indischen Tonleitern, die in der Komposition eingebettet waren, die die Aufmerksamkeit von Zubin Mehtta fanden, oder war es der großartige Auftritt des Duos – wer weiß,” rätselt Dorman.
Das Israel Philharmonic Orchestra führte im selben Jahr das Stück auf und der Maestro nahm es anschließend mit zum New York Philharmonic [Orchestra]. Im Jahre 2009 führte es Marin Alsop mit dem Los Angeles Philharmonic [Orchestra] im Hollywood Bowl [Amphitheater] auf.”
Sein zweites Schlagzeugkonzert “In Zeit gefroren” hatte in Hamburg/Deutschland seine Premiere und stellte Martin Grubinger und das Hamburger Philamonische Orchester vor. Für das Musikereignis gab es Standing Ovations. Grubinger und das Kansas City Symphony unter der Leitung von Michael Stern werden 2011 das Konzert in den USA uraufführen.
Als ich den erfolgreichen jungen Musiker frage, wie man seine Musik am besten beschreibt, schlägt er Folgendes vor:
”Der Musikregisseur Michael Stern beschrieb einst meine Musik als rhytmisch und perkussiv, mit nicht-westlicher Würze. Auf diese Weise lässt es sich gut zusammenfassend beschreiben. Spricht man von “perkussiv” dann bedarf das vielleicht einer Erläuterung. Vielleicht beschreibt man es am besten so: als etwas, das eine Gegenwärtigkeit hervorbringt - nicht als ein langsames Herangehen aus der Entfernung, sondern als einen zwingenden Angriff, der volle Aufmerkssamkeit verdient.”
Ich war neugierig, etwas über die unterschiedliche Erfahrung herauszufinden, der ein Solist ausgesetzt ist, arbeitet dieser mit einem lebenden Komponisten zusammenarbeit, im Gegensatz zur Aufführung des Repertoires eines längst verstorbenen Komponisten.
Wie beinflusst die Möglichkeit des Zusammenarbeitens, die Möglichkeit Fragen zu stellen oder Anregungen zu liefern, den Prozess? Was sind die spezifischen Herausforderungen, und wass sind die Möglichkeiten, wenn man Seite an Seite arbeitet.
“Es ist ein faszinierender Prozess,” sagt Dorman.
“Manchmal sagt mir der Solist: “Ich weiss, was sie meinen, aber an dieser Stelle funktioniert das nicht. Lassen sie uns herausfinden, wie man es hinkriegen kann, dass es stimmt, wie man es in die Tat umsetzen kann. Manchmal ändere ich dann Dinge, wenn manchmal etwas nicht so wirkungsvoll ist. Solisten kennen ihre Instrumente besser als ich es jemals vermag, also ich mag es, etwas von ihnen zu lernen.”
Als ich ihn frage, wie Solisten seine Kompositionen beeinflussen, wird er ganz enthusiastisch:
Es geht dabei so sehr um die Persönlickeit des Solisten: Wenn ich ein Werk für einen Solisten schreibe, hat das immer mit seiner oder ihrer Aura zu tun.. Als ich zum Beispiel mit dem Perkussionisten Martin Grubinger arbeitete, kam ich zwei Mal, um ihm beim Auftritt zuzuhören – in Salzburg und in Wien. Aufnahmen übermitteln nicht genug von der Persönlichkeit des Auftretenden. Dann habe ich eine minimale und eine maximale Version dieser Partitur geschrieben, wobei eine minimale Version voll ausreicht und einen maximale Version vielleicht für ihn schwer in den Griff zu bekommen ist. Er ist ein unglaublicher Virtuoso; mit einer Ausnahme, wo wir beide entschieden, dass etwas musikalisch nicht funktionierte, und er sich dann immer für die maximale Version entschied.”
Ein anderes Beispiel ist Dormans Erfahrung mit Alon Goldstein, dem Pianisten vom “Lost Souls Piano Concerto,” das 2009 komponiert wurde. Dorman sagt: Als ich ihn Bach spielen hörte … je leiser er wurde, umso fesselnder wurde er. Der zweite Satz des Concertos ist sehr vertraulich. Wenn ich diesen für jemand anderen geschrieben hätte, hätte ich ihn anders geschrieben.”
Und was sind Dormans Pläne für den Rest des Jahres 2010?
In der Saison November 2010 bis Mai 2011 werden drei Orchester – das Winnipeg und das Nashville Symphony Orchestra, wie auch das Marin Symphony Orchestra in San Francisco mein “(nicht) der Schatten (nicht nach Hans Christian Andersen)”, benannt nach dem romantischen deutschen Märchen, das von einem Mann handelt, der seinen Schatten verliert…eine dunkle Geschichte.
Bevorstehende Attraktionen: (nicht) der Schatten – Marin Symphony – November 2010, Winnipeg Symphony- Februar 2011 und Nashville Symphony - Mai 2011.
Am 16. April wird eine Premiere von den Bruder- und Schwester Violinisten Gil und Orly Shaham beim 92 Street Y in New York aufgeführt.
Und ich habe eine Premiere mit dem phänomenalen Jazz-Saxophonisten Joshua Redman auf dem Terminplan mit dem Alabama Symphony Orchestra. Sie spielen in dieser Saison viel meiner Musik, da ich ihr Gastkomponist bin. Oh, dann muss noch eine weitere “große” Premiere genannt werden. “Uriah” wird mit der San Francisco Symphony unter der Leitung des Dirigenten David Robertson stattfinden.
Es macht mir wirklich großen Spaß mit Freunden zusammenzuarbeiten,“ sagt Dorman. “Ich habe einen größer werdenden Kreis von Musikkollegen, die auch meine Freunde sind. Ich bin sicher, dass, wenn ich versuche diese aufzuzählen, ich einige vergessen werde …”aber er nennt den Mandolinenvirtuosen Avi Avital, den Violinisten Arnaud Suessmann, den Pianisten


(Photo)Alon Goldstein, den Perkussionisten Martin Grubinger.
Seine letzte Aufnahme, die bei Suny, Purchase stattfand, war, wie er beschreibt, eine absolut großartiges Erfahrung:
”Das Metropolis Ensemble unter der Leitung des Dirigenten Andrew Cyr ließ nichts zu wünschen übrig, dank dem Enthusiasmus und Engagement des ganzen Ensembles.
Diese Konzeraufnahme für Mandoline, Klavier und Concerto Grosso wurde im Januar 2010 von Naxos herausgegeben.
Aktualisierung: dieser Artikel ist gegenüber seiner Ausgabe, die bei BlogCrtics veröffentlich wurde, verändert worden und weist einige Korrekturen bezüglich von Auftrittsterminen auf. Außerdem - und das ist wirklich hochinteressant – habe ich, da ich gerade in Israel bin und bei der Gala-Aufführung für das IPO zugegen war, tatsächlich Dormans “Azerbaijani Dance” live gehört, und war von keinem anderen, als dem Maestro Zubin Metha mit dem IPO (welches den liebenswerten und sympathischen Zeev Dorman, den Vater unseres jungen Komponisten als Mitglied hat). Und ich muss sagen – es war ein wunderbares, charismatisches Stück, lebendig und euphorisch. Alle genossen es in vollen Zügen, inbegriffen der Maestro, der in es hineintauchte. Ilona Oltuski

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